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21.05.2019 | Altersvorsorge | Schwerpunkt | Online-Artikel

Junge Deutsche wollen bessere Rentenpolitik

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Junge Erwachsene gehen davon aus, nicht nur länger arbeiten zu müssen, sondern rechnen auch mit finanziellen Engpässen im Alter. Den Grund sehen sie in fehlendem politischen Handeln, sagt eine aktuelle Studie.  

In Sachen Altersvorsorge sehen die 17- bis 27-Jährigen in Deutschland vor allem den Staat in der Pflicht. Laut der aktuellen Umfrage "Jugend, Vorsorge, Finanzen 2019" des Versorgungswerks Metallrente glauben sie, dass es künftig eine gute Rente geben könnte, sofern der politische Wille hierzu vorhanden sei. Gleichzeitig bezweifeln die jungen Menschen aber, dass die Politik die notwendigen Voraussetzungen dafür schafft. "Die Rentenpolitik muss sich gleichermaßen an den Bedürfnissen der älteren und der jüngeren Generation ausrichten", fordern die wissenschaftlichen Leiter der Untersuchung Klaus Hurrelmann und Christian Traxler von der Hertie School of Governance in Berlin. Geschehe dies nicht, seien die jungen Leute nicht nur "eindeutig von Altersarmut bedroht, sondern ihr Vertrauen in die Politik wird gefährdet".  

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Das Versorgungswerk ließ bereits zum vierten Mal 2.500 junge Erwachsene zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge vom Forschungsinstitut Kantar Public befragen. Die letzte Studie liegt drei Jahre zurück.

Mehr Rentner mit Job

Obwohl 85 Prozent der Teilnehmer davon ausgehen, noch weit über ihr 67. Lebensjahr arbeiten zu müssen, und 68 Prozent sogar fürchten, im Alter arm zu sein, ist die individuelle Vorsorgebereitschaft gesunken. Nur ein Drittel der Befragten spart regelmäßig für das Alter. Rechnet man die Jungen dazu, die zumindest gelegentlich fürs Alter Geld zurücklegen, sind es 48 Prozent. 2010 lag der Anteil noch bei 55 Prozent. 

Für manchen künftigen Rentner heißt das, auch am Lebensabend noch einen Job zu brauchen, damit es finanziell nicht brenzlig wird. Bereits 2016 zählte das Statistische Bundesamt auf Basis eines Mikrozensus 942.000 Rentner mit vergüteter Nebentätigkeit, was elf Prozent der Rentner zwischen 65 und 74 Lebensjahren entspricht, schreiben die Springer-Autoren Heinz Benölken und Nils Bröhl im Buchkapitel "Szenarien zur AV und Altersarmut" (Seite 13). 2006 seien dies nur fünf Prozent gewesen. 

"Grund für den Arbeitsdrang im Alter dürfte nicht in jedem Fall Langeweile sein", so Benölken und Bröhl. Zudem sei die vermutete Dunkelziffer beim Abgleich mit anderen Quellen wie zum Beispiel Minijob-Statistiken der Bundesagentur für Arbeit höher. "Die Schätzungen reichen bis zu 1,4 Millionen. Das sind 16 Prozent der 65- bis 74-Jährigen", so die Autoren. Auch wenn mancher Rentner seinen Job im Alter habe, um fit zu bleiben oder sich soziale Kontakte zu erhalten, zeige der Armutsbericht der Bundesregierung, dass bei jedem zweiten Ruheständler das "Muss" eine Rolle spielt.

Vorsorge nur begrenzt möglich

Heribert Karch, Geschäftsführer bei Metallrente, sieht zwar eine vorhandene Sparbereitschaft bei jungen Menschen in Deutschland. Diese sei jedoch begrenzt durch niedrige Einkommen und befristete Arbeitsverhältnisse. Bei jungen Frauen komme zudem noch eine mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinzu, die vor allem durch Teilzeitarbeit geprägt sei. Zudem seien sie weniger risikobereit und investierten mit 18 Prozent seltener in Aktien und Investmentfonds als junge Männer. Deren Anteil liege mit 35 Prozent fast doppelt so hoch.

Staat muss besser informieren

Insgesamt halten die jungen Erwachsenen nichts von einer vollständigen Übertragung der Verantwortung für die Alterssicherung auf den Einzelnen. Dagegen wünschen sich 92 Prozent verständlichere Informationen zum Thema Altersvorsorge. 87 Prozent sehen hierbei die Schulen in der Pflicht und 93 Prozent wollen ein Online-Portal, das sie über sämtliche Ansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge informiert.

"Es ist eine grundlegende Aufgabe des Staates, das Produktangebot der privaten Altersvorsorge zu prüfen, gefährliche Produkte aus dem Verkehr zu ziehen und die Verbraucher über Risiken und Nebenwirkungen der zugelassenen Produkte zu informieren", schreibt auch Tom Krebs in seinem Beitrag "Grundzüge einer effizienten Altersvorsorge" (Seite 34) in der Fachzeitschrift Wirtschaftsdienst. Laut Krebs sei der Bereich der Regulierung von Finanzprodukten für die Altersvorsorge in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Neben der Regulierung des Wettbewerbs auf den digitalen Märkten sei dies eine der großen wirtschaftspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. "Effiziente Rahmenbedingungen im Finanzsektor zu setzen, ist eine wichtige Staatsaufgabe", so der Autor. "Die private Altersvorsorge zu subventionieren, ist hingegen kein Bestandteil guter Wirtschaftspolitik. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht führen solche Subventionen zu verzerrten Anreizen und zu exzessiven Ersparnissen."

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