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04.03.2020 | Corporate Finance | Schwerpunkt | Online-Artikel

Risikokapitalgeber fliegen auf deutsche Start-ups

verfasst von: Sylvia Meier

3 Min. Lesedauer

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Junge Unternehmen sind bei der Finanzierung häufig auf Investoren angewiesen. Deutsche Start-ups haben im vergangenen Jahr mit ihren Ideen und Produkten überzeugt und sammelten Rekordsummen bei den Risikokapitalgebern ein.

Für Start-ups, die ihr Geschäft aufbauen und mit neuen Produkten Märkte erobern wollen, hat die Finanzierung eine besonders große Bedeutung. "Bei der Gründungsfinanzierung steht allein die Liquidität als Ziel im Vordergrund. Entsprechend muss die Entrepreneurial Finance garantieren, dass Jungbetriebe zu jedem Zeitpunkt ihrer Entwicklung über hinreichend liquide Mittel (Finanzmittel) verfügen, um etwaigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen", stellen Jörg Freiling und Jan Harima im Buchkapitel "Entrepreneurial Finance" fest (Seite 297). Die Springer-Autoren stellen unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten dar, darunter auch die Gewinnung von Investoren. Und dies schein ihnen in Deutschland gut zu gelingen.

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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Digitale Geschäftsmodelle und asymmetrische Information in der Finanzierung von Unternehmen

Digitale Geschäftsmodelle zeichnen sich oft durch die spezifische Nutzung von proprietären Daten oder Algorithmen aus. Wettbewerbsvorteile von Firmen mit digitalen Geschäftsmodellen sind dann charakterisiert durch Merkmale von erfolgsrelevanter Information und Aspekten von deren Offenlegung − oder bewusst gewählter Intransparenz − die intrinsisch zu asymmetrischer Information führen. Management und Personal der Firma kennen die Erfolgsaussichten und die relevanten Risikofaktoren dann besser als mögliche Kapitalgeber.

Die KPMG-Analyse "Venture Pulse" wertet die weltweiten Risikokapitalinvestitionen aus. Der zufolge entwickelte sich der Venture Capital-Markt sich in Europa entgegen dem weltweiten Trend positiv. So stieg das investierte Risikokapital 2019 im Vergleich zum Vorjahr von 28,17 auf 37,53 Milliarden US-Dollar. Vor allem die Entwicklung in Deutschland ist enorm: Hier wurden im vergangenen Jahr 6,89 Milliarden US-Dollar investiert. 2018 waren es noch 3,71 Milliarden US-Dollar. Die Analyse zeigt außerdem, dass die Zahl der Unternehmen, die erstmals mit mindestens einer Milliarde US-Dollar bewertet werden, mit 110 deutlich zugenommen hat. 2018 waren erhielten 94 den Status als sogenanntes Einhorn. 18 davon stammen aus Europa.

Rekordinvestoren in deutsche Start-ups

Diese herausragend gute Entwicklung bestätigt auch eine Studie der Beratungsgesellschaft EY. "2019 wurden neue Dimensionen bei der Finanzierung von Start-ups in Deutschland erreicht", sagt Thomas Prüver, Partner in der Transaktionsberatung von EY und zuständig für Technologietransaktionen. "Während früher dreistellige Millionenbeträge bei Finanzierungen hierzulande die Ausnahme waren, sind sie inzwischen normal geworden."

Die hohen Bewertungen hängen auch damit zusammen, dass die Jungunternehmen mit ihren digitalen Geschäftsmodellen nicht nur innovativ sind. Durch die Transformation ganzer Branchen haben einige von ihnen durchaus die Chance, zu den neuen Marktführern zu werden", betont Wagniskapitalspezialist Prüver.

Venture-Capital-Markt bleibt auch 2020 stark

Nach Ansicht der KPMG-Experten sind die Aussichten auch für 2020 gut: "Ich gehe von einem auch in diesem Jahr starken Venture-Capital-Markt in Deutschland und Europa aus", ergänzt Ashkan Kalantary, Partner bei KPMG.

Doch in welche Unternehmen und Branchen fließt das Geld der Wagniskapitalgeber? Allen voran profitiert der Bereich Mobility, gefolgt von Fintech, Software und Analytics. Bei der Untersuchung der 100 Tech-Start-ups mit der höchsten Gesamtfinanzierung zeigt sich:

  • 63 kommen aus Berlin,
  • 19 aus München,
  • sechs aus Hamburg.

Due-Diligence-Prüfungen werden strenger

Bevor ein Investor jedoch überzeugt werden kann und vertragliche Vereinbarungen getroffen werden, müssen Geldgeber und Unternehmen einige Hürden überwinden. Denn auch auf Seiten der Venture-Capital-Gesellschaften gilt: Wer Risikokapital investieren will, muss sich in der Regel bestmöglich absichern. So gehören zum Beispiel Due-Diligence-Prüfungen zum Standard. Deren Hauptziel sei die Überprüfung aller Angaben des Jungunternehmens "auf Stichhaltigkeit und Übereinstimmung mit den realen Verhältnissen", erläutern Freiling und Harima auf Seite 328.

Die Springer-Autoren definieren vier Felder als zentrale Prüfungsinhalte:

  • Management Due Diligence,
  • Legal Due Diligence,
  • Market Due Diligence und
  • Technological Due Diligence.

Etablierte Geschäftsmodelle bevorzugt

Außerdem investieren die Geldgeber verstärkt in Firmen, deren Geschäftsmodelle bereits etabliert sind und die bereits eine Rentabilität vorweisen können. Auch die EY-Studie zeigt, dass Start-ups eher in späteren Entwicklungsphasen überzeugen. Dies bedeutet aber auch, dass die Frühphasenfinanzierung für junge Unternehmen schwieriger wird. In der KPMG-Analyse wurde gerade für diese Phase bereits ein deutlicher Rückgang festgestellt.

Auch gewinnen Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung auf dem deutschen Start-up-Markt. "Erfahrene Gründer setzen verstärkt auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien in ihren Unternehmen, welche zunehmend auch von Investoren bei ihrer Investitionsentscheidung berücksichtigt werden," erklärt EY-Experte Prüver.

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