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2020 | Buch

Cyberkriminologie

Kriminologie für das digitale Zeitalter

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Über dieses Buch

Können bisherige kriminologische Theorien und Erkenntnisse auf die Regeln des digitalen Raumes übertragen werden? Dieses Buch vereint Beiträge von Autoren aus verschiedenen Bereichen der Kriminologie und anderen Kriminalwissenschaften, die dieser wichtigen Frage aus unterschiedlichen Perspektiven nachgehen. Damit zeichnet dieses Buch aktuelle Entwicklungen im Bereich digitaler Delikte und digitaler Polizeiarbeit nach und untersucht, inwiefern kriminologische Phänomene und Ansätze im digitalen Raum neu begriffen und gestaltet werden müssen im Sinne einer eigenen Cyberkriminologie.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen der Cyberkriminologie

Frontmatter
Cyberkriminologie
Braucht die Kriminologie ein digitales Upgrade?
Zusammenfassung
Die fraglos größte Umwälzung der letzten Jahrzehnte ist die Etablierung des Internet als neuer sozialer Raum auf globaler Ebene. Bisher hat sich im deutschsprachigen Raum die Kriminologie jedoch noch kaum systematisch auf diesen neuen sozialen Raum eingestellt. Dabei erscheint es naheliegend, dass das Verschwimmen von Grenzen und die Schaffung eines globalen digitalen Kriminalitätsraumes mit einer neuen Form von Kriminalitätstransparenz auch eine angepasste Kriminologie erfordert. Diese Kapitel motiviert die Frage nach einer eigenen Disziplin „Cyberkriminologie“ und bietet einen Überblick über die Struktur des vorliegenden Sammelbandes.
Thomas-Gabriel Rüdiger, Petra Saskia Bayerl
Ist der Begriff „Cyberkriminalität“ in Forschung und Praxis hinreichend konturiert und somit adäquater (Sozial-)Kontrolle zugänglich?
Eine Betrachtung aus der Perspektive einer „Gesamten Strafrechtswissenschaft“
Zusammenfassung
Neben dem beachtlichen individuellen und volkswirtschaftlichen Nutzen der Schlüsseltechnologie „Digitalisierung“ dürfen die damit einhergehenden Risiken nicht unterschätzt werden. Hierzu bedarf es einer möglichst umfassenden und vor allem evidenzbasierten „Cyber-Sicherheitsstrategie“. Der Beitrag reflektiert wiederum auf einen kleinen Ausschnitt dieses breiten strategischen Handlungsfeldes, die „Cyber-Kriminalität“. Mit dem theoretischen Werkzeug einer „Gesamten Strafrechtswissenschaft“, einem auf Franz von Liszt zurückgehenden Arbeitsbegriff, wird dem nach wie vor unkonturierten Betrachtungsgegenstand aus kriminologischer, kriminalistischer, rechtswissenschaftlicher und kriminalpolitischer Perspektive nachgespürt. Dabei wird klar, dass Wissenschaft und Praxis nach wie vor ein signifikantes Erkenntnisproblem haben. Schon der Begriff „Cyber-Kriminalität“ ist in der Praxis vielfach untergliedert und weder kriminologisch noch strafrechtstatsächlich wie auch kriminalstatistisch wirklich hinreichend ausdefiniert. Das Dunkelfeld ist wie bei kaum einem anderen Phänomen daher beträchtlich. Täter-Typologien, Täter-Opfer-Beziehungen, Schadenssummen wie auch ätiologische Erklärungsmodelle für den virtuellen Raum bleiben somit undeutlich und bilden jedenfalls im Moment nicht wirklich eine verlässliche Grundlage für rationale kriminalpolitische Entscheidungen. Das wirft dann naturgemäß Fragen nach der Durchsetzbarkeit des staatlichen Gewaltmonopols im virtuellen Raum auf. Es bleiben bedeutsame, nach wie vor ungelöste Herausforderungen für Wissenschaft und Praxis und damit letztlich auch für die Kriminalpolitik. Einige wenige werden abschließend thematisiert. Die Genese einer eigenständig disziplinären wissenschaftlichen Subkategorie „Cyberkriminologie“ gehört dazu, ist aber in sequentem jedenfalls im Moment sicher nicht die bedeutendste.
Holger Plank
Der digitale Raum ist kein (grund-)rechtsfreier Raum
Zusammenfassung
Grundrechte sind nicht nur Abwehrrechte gegen den Staat, sie formulieren auch Schutzpflichten, die der Staat gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern zu erfüllen hat. In diesem Kapitel wird untersucht, wie diese Aufgabe auf die digitale Welt zu beziehen ist. Hieraus werden Rechtsetzungspflichten des Gesetzgebers abgeleitet. Dabei wird gezeigt, dass es nicht genügt, die staatliche Regulierung im Wesentlichen auf die Überwachung der den Unternehmen übertragenen Pflichten zu reduzieren. Als Fazit wird der Bedarf an einer sichtbaren Präsenz der Polizei in den entsprechenden Online-Plattformen herausgearbeitet, die aber mit einfach zu bedienenden Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten flankiert werden müssten. Im weiteren werden rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert, die solche polizeilichen Maßnahmen flankieren müssten.
Roland Hoheisel-Gruler
Problematik der Hell- und Dunkelfeldanalyse im Bereich Cybercrime
Zusammenfassung
Die Anzahl der Delikte im Bereich der Cyber-Kriminalität steigt von Jahr zu Jahr und stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Die enorme Breitenwirksamkeit dieser Vergehen macht Jeden und Jede zum potenziellen Opfer. Vor diesem Hintergrund gibt es immer neue Statistiken, die von unterschiedlichen Bedrohungslagen und Zielgruppen, von Cyber-Attacken und Cyber-Kriminalität, von Hellfeld- und Dunkelfeld-Zahlen sprechen. Doch was sagen uns diese Statistiken über die tatsächlich durchgeführten Delikte im Bereich Cybercrime? Und können wir diese überhaupt erfassen? Um Fragen wie diesen auf den Grund zu gehen, wird das Phänomen Cybercrime in diesem Kapitel in Hinblick auf Hell- und Dunkelfeld erkundet. Dabei werden diese zwei Bereiche der Kriminalität zunächst erläutert und daraufhin in Bezug auf Cyber-Kriminalität veranschaulicht. Darüber hinaus werden verschiedene Methoden zur Erhebung von Hell- und Dunkelfeld analysiert und kritisch hinterfragt. Abschließend wird anhand einer aktuellen Studie der Autorinnen ein praktisches Fallbeispiel einer Hellfeldanalyse zum Thema Cybercrime präsentiert.
Edith Huber, Bettina Pospisil
Strafverfolgung digital
Ohnmacht im Netz oder wirkungsvolles Instrument?
Zusammenfassung
„Das Internet ist kein rechtfreier Raum“ erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des Safer Internet Day 2018 (Bundesregierung, Die Bundesregierung, 2018). Ob diese Aussage eher Wunsch oder Wirklichkeit ist, soll der nachfolgende Beitrag beleuchten. Hierzu zeigt der Beitrag die Entwicklung der Strafverfolgung im Internet im Bundesland Nordrhein-Westfalen und skizziert die hier gemachten Erfahrungen und Herausforderungen.
Dirk Kunze
Defensible Digital Space
Die Übertragbarkeit der Defensible Space Theory auf den digitalen Raum
Zusammenfassung
Der „Defensible Space“ Ansatz von Newman geht davon aus, dass mit architektonischen und städtebaulichen Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit von sozial abweichendem Verhalten vor allem von Kriminalität in einem umgrenzten Gebiet minimiert werden kann. Hierzu hat Newman einige Faktoren herausgearbeitet, die hierfür von Relevanz sind, wie die Entwicklung einer Territorialität, das Milieu oder auch das Image desjeweiligen zu untersuchenden Systems. Der Beitrag geht dabei davon aus, dass beispielhaft Soziale Medien vergleichbare Eigenschaften mit Stadtvierteln oder Ähnlichen besitzen und Betreiber demnach auch durch eine Übertragbarkeit von Newmans ansetzen auf Normenüberschreitungen in ihren Räumen Einfluss nehmen können und damit einen „defensible digital space“ schaffen können.
Cindy Ehlert, Thomas-Gabriel Rüdiger

Phänomenologie von Kriminalität im digitalen Raum

Frontmatter
Darknet – die dunkle Seite des Internets?
Zusammenfassung
Das Darknet – trotz medialer Berichterstattung für viele immer noch ein dunkles Mysterium. Dieses Kapitel beleuchtet den weitverbreiteten Mythos des Darknets. Dazu wird eine Abgrenzung zum „normalen“ Internet vorgenommen und die hier übergeordnete Rolle des TOR-Browsers erklärt. Anhand verschiedener Beispiele wird sowohl die helle, als auch die dunkle Seite des Darknets erläutert und diese somit klar voneinander abgegrenzt. Durch das Einbeziehen prominenter Darknet-Fälle soll das Verständnis für die Materie erleichtert werden. Überdies wird anhand der Tätertypologien eingeordnet, wie sich die Täter im analogen zu denen im digitalen Raum unterscheiden. Abschließend gibt das Kapitel einen Ausblick, wie sich der Phänomenbereich durch die Nutzung neuer Technologien verändern kann.
Tim Henkel
Terrorismus und die Nutzung des Internet
Zusammenfassung
Das Internet bietet neben den vielen positiven Aspekten auch einen großen Raum für kriminelle Aktivitäten. Die Nutzung hat in den letzten Jahren stark zugenommen und damit auch die Möglichkeiten für kriminelle oder für die Verbreitung extremistischer Ideologien. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Nutzung des Internet für illegale Aktivitäten. Hierbei werden Finanzierungsmöglichkeiten ebenso in Betracht gezogen, wie auch die Möglichkeit über das Internet Personen zu radikalisieren. Der Prozess der Radikalisierung ist oft mit Verschwörungstheorien verknüpft, die im Internet auf vielfältige Weise zu finden sind. Diese sind auch Teil der Propaganda, mit der extremistische Organisationen versuchen, neue Anhänger zu finden. Auch finden sich für die bereits Überzeugten Anleitungen und Hinweise für weitere Aktionen. In der Zukunft wird auch das Internet of Things weitere Möglichkeiten der Aktivität extremistischer oder krimineller Organisationen bieten.
Holger Nitsch
Wie Cyberterrorismus stattfindet – und warum wir ihn nicht sehen
Wirklichkeitsmanipulation als virtuelle Gewalt
Zusammenfassung
Verschwörungstheorien von im Untergrund herrschenden „Echsenmenschen“ oder einer „flachen Erde“ mögen in den Augen eines aufgeklärten Menschen abwegig und bizarr erscheinen, doch tatsächlich erfahren diese Narrative dank dem Internet erhöhte Beachtung. Schon lange sind Ufos, die „false-flag-Anschläge“ von 9/11 und die gefälschte Mondlandung Teil eines virtuellen Erklärungsangebots an Menschen, die grundsätzliches Misstrauen gegenüber traditionellen Medien oder dem „Mainstream-Glauben“ hegen. Während diese Devianz in der bisherigen Form keine oder kaum Auswirkungen auf gesellschaftliche Prozesse hatte, ist ab 2016 eine Zeitenwende erkennbar. Verschiedene Indizien geben Anlass zur Sorge, denn obwohl sog. „alternative Fakten“ – Falschmeldungen, Fake-News und Desinformationen – keine gänzlich neuen politischen Phänomene darstellen, erhöht sich deren virulente Wirkung durch das Internet. Dabei sticht insbesondere ein Vorfall hervor, der als Präzedenzfall einer Wirklichkeitsmanipulation mit weitreichender Implikation gelten kann: #Pizzagate.
Sebastian Enghofer, Daniel Müller, Alessandro Parrino
Liebesschwindel im Cyberspace
Aktuelle Forschungsergebnisse zum Phänomen des Romance Scam im Überblick
Zusammenfassung
Der internetbasierte Romantikbetrug („Romance Scams“) ist eine der perfidesten Betrugsmaschen der letzten Jahre. Die Täter kontaktieren ihre Opfer mit falschen Identitäten im Rahmen des mittlerweile weit verbreiteten Online-Datings, bauen geschickt eine vermeintliche Liebesbeziehung auf und veranlassen das Opfer in der Folge zur Zahlung hoher Geldbeträge. Trotz beachtlicher Fallzahlen, teils immenser Schadenssummen und gravierender finanzieller wie psychischer Folgen für die Geschädigten ist bislang nur wenig über dieses Cybercrime-Delikt bekannt. Das Kapitel liefert erstmalig eine umfassende und systematische Zusammenfassung über den internationalen Forschungsstand. Die behandelten Aspekte umfassen die Definition und Prävalenz des Delikts „Romantikbetrug“, seinen typischen Verlauf in mehreren Phasen und täterbezogene sowie viktimologische Erkenntnisse. Weiterhin werden verschiedene psychologische und soziologische Erklärungen für die Wirkungsweise des Romantikbetrugs angeführt und einige (internationale) Präventionsmaßnahmen dargestellt.
Christian Thiel
Hate Speech in der Computerspielkultur
Affinitätsräume als Ort der Diskriminierung und Ausgrenzung?
Zusammenfassung
In den letzten Jahren kam es in zahlreichen (Online-)Spielen zu Feindseligkeiten und verbalen Angriffen in Form von Hate Speech. Dieses Kapitel präsentiert Definitionen des Begriffs selbst sowie mögliche Entstehungsgründe. Da sich besonders Multiplayer Online-Games immer größerer Beliebtheit bei (mitunter sehr jungen) Gamern erfreuen, finden sich gerade in solchen Spielen zahlreiche Beispiele von sogenannten „toxic environments“, in denen bestimmte Gruppen von Menschen beleidigt, ausgegrenzt oder diskriminiert werden. Unterschiedliche Online-Umgebungen werden diskutiert, sowie Strategien gegen Hate Speech auf individueller als auch auf Community-Seite. Weiterhin wird argumentiert, warum derzeitige Maßnahmen, die von den Betreibern getroffen werden, nicht ausreichen.
Sonja Gabriel
Von der Straße ins Netz
Eine Analyse belgischer Beteiligung am illegalen Drogenhandel auf Kryptomärkten
Zusammenfassung
Trotz kontinuierlicher Polizeieinsätze und Betrügereien innerhalb des Dark Web-Ökosystems steigen die Verkäufe von Kryptomarkt-Drogen weiter an. Im Laufe der Jahre wurden mehrere länderspezifische Studien dazu durchgeführt. Dieses Kapitel diskutiert die belgische Seite des Online-Drogenhandels. Es präsentiert eine quantitative Analyse der Anbieterprofile und Inserate auf zwei großen Kryptomärkten von November 2018 bis April 2019. Die Analyse zeigt, dass das belgische Kryptomarkt-Drogenangebot weitgehend dem weltweiten Verkaufsmuster eines kontinuierlichen Wachstums zu entsprechen scheint, jedoch ein ausgesprochen großes und stetiges Angebot an synthetischen Stimulanzien aufweist. Weitere Ergebnisse liefern Hinweise auf eine bewusste Verlagerung von Kryptomarktanbietern über Landesgrenzen hinweg, was möglicherweise mit Strafverfolgungsmaßnahmen in Zusammenhang steht und eine wichtige Rolle für die niederländisch-belgische Grenze spielt.
Geert Slabbekoorn, Charlotte Colman, Noel Klima, Maud De Meyer
Cyberangriffe gegen private Internetnutzer*innen
Gleiches Risiko für alle?
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel befasst sich mit der Frage, welche Faktoren die Viktimisierung durch Cyberangriffe wie Malware-Infektion, Ransomware-Infektion und Missbrauch persönlicher Daten beeinflussen und ob diese zwischen den Angriffsarten variieren. In Anlehnung an den Routine-Activity Ansatz wird davon ausgegangen, dass auch die Cyberkriminalität von einem motivierten Täter, dem Verhalten der Internetnutzer*innen und der Existenz von Präventionsfaktoren bestimmt wird. Die Analyse basiert auf einer Stichprobe von 26.665 Internetnutzer*innen ab einem Alter von 16 Jahren, die von den Landeskriminalämtern Niedersachsen und Schleswig Holstein im Rahmen der periodischen „Befragung zu Sicherheit und Kriminalität“ im Jahr 2015 befragt wurden. Das Kapitel beschreibt die Ergebnisse der Studie inklusive einer Differenzierung nach unterschiedlichen Angriffsarten und Einflüsse der untersuchten Faktoren.
Arne Dreißigacker, Bennet von Skarczinski, Marie Christine Bergmann, Gina Rosa Wollinger
Cyber-Viktimisierung von Unternehmen
Zusammenfassung
Viktimologie als die Erforschung von Kriminalitätsopfern war lange Zeit auf „street crimes“ fokussiert. Inzwischen gibt es Opfertypologien und -betrachtungen für eine Vielzahl weiterer Delikte – jedoch bleibt der Fokus nach wie vor auf menschlichen Opfern. Gerade mit Blick auf neue digitale Angriffsformen werden Unternehmen allerdings als Opfer immer interessanter und – unter dem Stichwort Cybersecurity – stellen als Forschungsobjekt verstärkt neue Anforderungen. Diese Entwicklung läuft weitgehend unabhängig von der Viktimologie; Bezüge zur klassischen Opferforschung werden kaum hergestellt. Dieses Kapitel widmet sich dieser Lücke, indem es existierende Forschungsansätze zu Unternehmen als Opfer von Cybercrime anhand viktimologischer Schemata und Fragestellungen einordnet. Weiterhin wird mit dem Verständnis von Unternehmen und Individuen als Systeme eine Vorgehensweise skizziert, um bestehende Ansätze aus der Viktimologie auf die Betrachtung von Unternehmen als Opfer anzupassen und zu übertragen.
Selma Lamprecht, Gergana Vladova
Posterboys und Terrorpropaganda
Cybergrooming als terroristische Taktik zur Rekrutierung von (Ehe)Frauen für IS
Zusammenfassung
Mit dem Begriff Cybergrooming wird normalerweise die gezielte Ansprache von meist minderjährigen Personen im Internet zum Zweck der Anbahnung sexueller Kontakte bezeichnet. Die Terrorgruppe ISIS hat eine sehr spezielle Form der Propaganda in Kombination mit persönlicher Ansprache junger Frauen und Mädchen entwickelt, die in Kriegs- und Krisengebiete zwecks Verheiratung gelockt werden sollen. So hat ISIS die Kombination aus terroristischer Propaganda und gezielter Ansprache von jungen Frauen und Mädchen perfektioniert und eine eigene Grooming-Systematik entwickelt, die bei propagandaempfänglichen Mädchen den Wunsch nach einer Djihad-Ehe auslöst. Sind die jungen Frauen oder Mädchen erst ausgereist, werden oft ihre Netzwerke aufgegriffen und die „Daheimgebliebenen“ von ihr zur Ausreise aufgefordert. Das vorliegende Kapitel entwickelt aus dem Begriff des Cybergrooming eine theoriegeleitete Form der Beobachtung extremistischen Handelns im Netz und wendet ihn auf den islamistischen Extremismus an, mit Schwerpunkt auf der Rekrutierung von Frauen und Mädchen.
Astrid Bötticher
Wired Drug War
Wie lateinamerikanische Gangs und Kartelle die Digitalisierung nutzen
Zusammenfassung
Drogen, Waffen, Drohungen und Drohnen: Das Internet und neue Technologien sind Teil des Waffenarsenals von Gangs und Kartellen. Mitglieder krimineller Organisationen vermitteln mit Narco-Propaganda in sozialen Netzwerken ihre Perspektiven und verbreiten direkt Botschaften an Staat, Zivilgesellschaft, Rivalen, aber auch ihre eigenen Organisationen. Digitale Hilfsmittel unterstützen das kriminelle Geschäft etwa in Form von Überwachung von Sicherheitskräften und konkurrierenden Organisationen oder Experimenten mit Online-Drogenhandel. Teils bilden sich auch neue kriminelle Geschäftszweige wie virtuelle Entführungen per Whatsapp heraus. Die Digitalisierung wird einerseits durch die junge Generation in den Gangs und Kartellen vorangetrieben, die das Internet selbstverständlich nutzt, andererseits trägt der Aufbau von Expertenteams zur Professionalisierung im IT-Bereich bei.
Julia Jaroschewski, Sonja Peteranderl
Phänomenologie von digitalen Delikten
Eine Tat- und Täteranalyse von Hackern
Zusammenfassung
Dieses Kapitel gibt einen kurzen historischen Überblick zum Ursprung von Hackern, um in die Thematik der Täteranalyse einzuleiten. Eine anschließende Differenzierung in die etablierten farblich abgegrenzten Ideologien verschafft einen ersten Eindruck, welche Ziele von Hackern verfolgt werden können. Der Weg zu diesen Zielen orientiert sich vor allem an der Hackerethik nach Levy und dem Chaos Computer Club, welche darauffolgend vorgestellt und analysiert wird. Anhand der bereits unterschiedenen Ideologien werden abschließend die Bereiche des Hacktivismus, des Cyberwar bzw. Cyberterror und des Cybercrime betrachtet. Dabei wird besonders auf die Intention der handelnden Akteure eingegangen und eine kriminologische Erklärung für delinquentes Verhalten, bezogen auf Hacker, dargeboten. So finden sich bekannte kriminologische Theorien, wie die Neutralisationstechniken von Sykes und Matza oder multiplikativ wirkende Faktoren, wie z. B. die Space Transition Theory von Jaishankar, wieder. Abschließend kann festgestellt werden, dass sich in diesem Farbenspiel der Cyberaktivisten und Cyberkriminellen deutlich zeigt, dass ein Hacker nicht gleich ein Cracker ist, und eine Differenzierung der Graustufen förderlich für die IT Sicherheit ist.
Christoph Einzinger
Identitätsbildung im digitalen Zeitalter
Hacking und der Labeling Approach
Zusammenfassung
Waren Hacker in den sechziger Jahren noch die Helden des Cyberspace, werden sie heute oft als Archetyp des Cyberkriminellen wahrgenommen. Im vorliegenden Kapitel wird aus der Perspektive des Labeling-Approach untersucht, wie Hacker sich gegenwärtig von der Gesellschaft wahrgenommen fühlen, wie sie sich selbst als „andere“ wahrnehmen und wie sie sich in Bezug auf „andere“ sehen. Unsere Forschung zeigt, dass Hacker sich – trotz eines erfahrenen negativen Labels – als positive Andere betrachten. Eine Schlussfolgerung ist, dass die Merkmale des Hacking-Phänomens selbst (Skillset, Mindset, eigene Moral) in Kombination mit dem digitalen Kontext, in dem sie operieren, es Hackern ermöglichen, eine Beschädigung ihrer Identität zu verhindern. Eine sich daran anschließende Frage, die hier diskutiert wird, ist, inwieweit die Etikettierungstheorie im digitalen Zeitalter noch Erklärungskraft hat.
Martina Althoff, Wytske van der Wagen, René van Swaaningen
Grooming-Umgebungen von pädophilen und hebephilen Männern in Deutschland
Erste Ergebnisse einer qualitativen Befragung
Zusammenfassung
Unter sexuellem Grooming versteht man den Prozess, in dem ein Kind und dessen Umwelt auf den sexuellen Missbrauch durch einen Täter vorbereitet werden. Dieser Prozess einhaltet den Kontaktaufbau, das gefügig Machen des Kindes sowie die Überzeugung des Kindes, den Kontakt geheim zu halten, um eine Entdeckung der Taten zu verhindern. Dabei kann sexuelles Grooming sowohl in Offline- (z. B. Sportverein) als auch Online-Umgebungen (z. B. soziale Medien) stattfinden. Für Letztere attestieren Forscher einen alarmierenden Anstieg. Das vorliegenden Kapitel untersucht die Vorgehensweise von Präferenztätern in Deutschland. Dazu wurden im Rahmen einer qualitativen Studie drei pädophile und vier hebephile Täter befragt. In diesem Kapitel stellen die Autor*innen erste Ergebnisse der Studie vor. Grundsätzlich zeigt sich, dass aus Sicht der Befragten Online-Umgebungen im Verhältnis zu Offline-Umgebungen die Initiierung und Aufrechterhaltung des Grooming-Prozesses begünstigen.
Daniela Stelzmann, Till Amelung, Laura F. Kuhle

Normenkontrolle und digitale Polizeiarbeit

Frontmatter
Kriminalität und Unsicherheit im virtuellen Raum
Perspektiven aus Kriminologie und Medienpädagogik
Zusammenfassung
Das Leben im digitalen Zeitalter wird mehr und mehr durch den virtuellen Raum beeinflusst. Befördert durch den Prozess der sogenannten Digitalisierung verlagern sich ganze Lebensbereiche sowohl in der Arbeitswelt, als auch privat in den nicht-physischen Raum. Entsprechend bekommen immer mehr Kriminalitätsphänomene, wie Betrug, Mobbing, aber auch Sexualdelinquenz und viele weitere einen digitalen Bezug. Der Opferwerdungsprozess, die entsprechenden Erfahrungen und Auswirkungen im Internet oder in sozialen Netzwerken haben jedoch ganz reale Folgen für die Betroffenen und sind zumindest für sie selber mit den herkömmlichen Bewältigungsmethoden kaum mehr zu beheben. Im vorliegenden Kapitel werden exemplarisch einige Cyberkriminalitätsformen und ihre Konsequenzen für die Opfer dargestellt. Anschließend werden die Perspektiven der Kriminologie und Medienpädagogik skizziert und daraus Schlüsse für fachübergreifende Forschung und den Praxistransfer gezogen.
Stefan Piasecki, Dorothee Dienstbühl
Strafbedürfnis und Kriminalitätsfurcht im Cyberspace
Zusammenfassung
Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung ist das Internet als Raum der sozialen Interaktion innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen unabdingbar geworden. Ebenso vielfältig wie die positiven Aspekte der virtuellen Vernetzung sind dabei Kriminalitätsformen, die in dem neuentstandenen Raum omnipräsent zu sein scheinen. Diese Tatsache bildet den Nährboden für spezielle Strafbedürfnisse und eine auf den virtuellen Raum bezogene Kriminalitätsfurcht. Ausprägungen von Strafbedürfnissen und Kriminalitätsfurcht im klassischen Kontext sollten Rückschlüsse auf die Ausprägungen dieser Konstrukte im internetbasierten Kontext zulassen. An einer Stichprobe von 468 Onlinenutzern wurden sowohl klassische als auch internetbezogene Strafeinstellungen und Kriminalitätsfurcht abgefragt. Es zeigt sich, dass das Bedürfnis, Delikte im Cyberspace zu bestrafen, noch sehr gering ausgeprägt ist. Sie scheinen als weniger strafwürdig angesehen zu werden. Der beste Prädiktor für personale Furcht im Netz ist die personale Furcht in der realen Welt. Allerdings hängt die allgemeine Strafhärte lediglich von allen Furchtkomponenten in der realen Welt ab. Kriminalitätsfurcht im Cyberspace hat nach vorliegenden Ergebnissen keinen Effekt auf die allgemeine Strafhärte.
Stefanie Kemme, Maximilian Querbach
Digitaler Vigilantismus
Zusammenfassung
Das vorliegende Kapitel befasst sich mit der Frage nach einem „digitalen Vigilantismus“ („Digilantismus“). Ausgehend von traditionellen, konzeptionellen Ansätzen in der Selbstjustizforschung sowie verschiedenen in den Medien diskutierten Fällen wird versucht, Elemente herauszuarbeiten, die ein besseres Verständnis des Phänomens des Vigilantismus im digitalen Kontext ermöglichen. Welche Fälle werden unter der diskursiven Rahmung eines „digitalen Vigilantismus“ öffentlich diskutiert? Gibt es Unterschiede zwischen Selbstjustiz in der „realen“ und der „digitalen“ Welt, zwischen „Vigilantismus“ und „Digilantismus“? Kurzum, wie stellt sich Selbstjustiz im techno-sozialen Kontext dar? Welche Erklärungen für das Entstehen digilanter Gewalt im Internet werden offeriert? Und welche Legitimationsmuster lassen sich identifizieren, d. h. wie rechtfertigen digilante Akteure ihre Handlungen? Immer öfter scheinen in den letzten Jahren Privatpersonen auf eigene Faust Fahndungsaufrufe im Netz und in den Sozialen Medien zu veröffentlichen oder abweichendes Verhalten anderer zu ahnden, indem sie die Personen öffentlich anprangern, bloßstellen oder ihnen gar Gewalt androhen. Der Stand der Forschung zu Selbstjustiz im Internet oder unter Verwendung Sozialer Medien ist bislang jedoch gering, insbesondere auch aus kriminologischer Sicht. Dieses Kapitel liefert erste Ansätze für eine weitergehende, empirische Forschung zum Thema digitaler Vigilantismus, indem es einige Kernelemente bestehender theoretischer Ansätze im Zusammenhang mit diesen digitalen Formen der Selbstjustiz problematisiert.
Kerrin-Sina Arfsten
Digitale Rechtsdurchsetzung
Ist der Rechtsstaat automatisierbar?
Zusammenfassung
Die Erwartungen an den Gesetzgeber, das „Effizienzministerium“ und zeitgleich den „Knight Rider des 21. Jahrhunderts“, den Algorithmus, sind groß. Die technologischen Entwicklungen einerseits und die sie anwendenden Gedanken andererseits sind allerdings zu weit voraus, um sie als Legislative und Exekutive demnächst einholen zu können. Schnelligkeit ist also nicht zu erwarten. Hat der starke und tolerante Rechtsstaat unter diesen Umständen also zu tolerieren, dass die Durchsetzung von Recht und Gesetz vorverlagert und in die „Hände“ von Privaten und gar Algorithmen gelegt wird? Kann auch darin die geforderte Konsequenz des Rechtsstaates liegen? Oder bedeutet diese Entwicklung sogar die Aufweichung der Gewaltenteilung und damit des Rechtsstaates selbst? Dieses Kapitel geht diesen und anderen Fragen zur digitalen Rechtsdurchsetzung nach.
Claudia Otto
Alter Wein in Neuen Medien?
Polizeiliche Kommunikationspraxis in Social Media und Herausforderungen moderner Kriminalprävention
Zusammenfassung
Seit einigen Jahren sind die deutschen Polizeibehörden praktisch flächendeckend auf Social Media (insbesondere Facebook und Twitter) präsent und nutzen diese nun auch nicht mehr so „neuen“ Medien unter anderem für ihre externe Kommunikation. Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Erkenntnisse aus einer Studie zur polizeilichen Nutzung von Social Media, insbesondere Facebook, zur Vermittlung kriminalpräventiver Inhalte dargestellt und diskutiert. In die Analyse wurden die Ergebnisse mündlicher und schriftlicher Befragungen polizeilicher Beschäftigter in den Bereichen Kriminalprävention und Presse/Öffentlichkeitsarbeit sowie einschlägige Inhalte auf polizeilichen Accounts einbezogen. Neben Erkenntnissen zur inhaltlichen Zusammensetzung entsprechender Beiträge, ihrem Anteil an der Gesamtkommunikation, ihrer Gestaltung und der von ihnen hervorgerufenen Nutzerinteraktionen beleuchtet der Beitrag auch die divergierenden Perspektiven und Einstellungen der Befragten in den Aufgabenbereichen Kriminalprävention und Presse/Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich der polizeilichen Nutzung von Social Media im Allgemeinen und für die Kriminalprävention im Besonderen.
Daniel Wagner, Lara vom Feld, Thomas Görgen
Vorhersage von Gruppendynamiken auf der Grundlage von Daten aus Sozialen Netzwerken
Zusammenfassung
Die globale Vernetzung und die damit verbundene Veränderung des Kommunikationsverhaltens in der modernen Informationsgesellschaft ermöglicht die Kommunikation prinzipiell aller Menschen untereinander, unabhängig von Ort und Zeit. Auch (Cyber)Kriminelle nutzen diese Möglichkeiten, um potentielle Opfer auszuspähen oder sich mit anderen Gleichgesinnten zu kriminellen Netzwerken zu verbinden, um effektiver und effizienter Straftaten in der realen und digitalen Welt zu begehen. Diese Freiheit der Kommunikation zieht eine Veränderung der Sprachverwendung hin zur Entwicklung von Subsprachen nach sich, was insbesondere deren maschinelle Analyse erheblich erschwert. Die Bekämpfung von Cybercrime erfordert in zunehmendem Maße die Analyse öffentlich zugänglicher Daten zur Aufklärung spezieller Kriminalitätsphänomene wie Serienstraftaten, organisierte Kriminalität und Terrorismus, um Muster und Trends zu erkennen, welche die Entwicklung effektiver Strategien zu deren Bekämpfung ermöglichen. Am Beispiel der Analyse der textbasierten Kommunikation auf Smartphones wird gezeigt wie forensisches Textmining zur effektiven Datenreduktion mit dem Ziel der Ermittlung strafrechtlich relevanter Inhalte und der Visualisierung von Täter- und Täter-Opfer-Netzwerken verwendet werden kann. Weiterhin werden aktuelle Ansätze des Predictive Policing zur effektiven Kriminalitätsbekämpfung in urbanen Räumen und sozialen Medien diskutiert. Mit SoNA wird der Prototyp einer Anwendung vorgestellt, die durch Analyse von sozialen Medien Vorhersagen zu Kriminalitätsrisiken treffen kann und als Instrument zur Planung und Steuerung von Einsatzkräften dient, indem sie Führungskräfte bei der Lageabschätzung unterstützt.
Michael Spranger, Dirk Labudde
GIS und Geoinformatik bei der Polizei
Chancen und Potenziale für Ermittlungen
Zusammenfassung
Die stetig zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt macht auch vor der Polizei nicht halt. Heutzutage umfasst Polizeiarbeit auch den Umgang mit räumlichen Daten und Informationen. Dabei gewinnen Geografische Informationssysteme (GIS) bei den Polizeien immer mehr an Bedeutung. Bereits heute haben die Visualisierung raumbezogener Zusammenhänge, die Durchführung von Analysen, die Optimierung von Einsatzplanungen sowie Präventionsmaßnahmen und nicht zuletzt das statistische Berichtswesen bei den Polizeien Einzug gehalten. Die Assoziation der digitalisierten mit georeferenzierten Daten und Informationen stellt somit ein zentrales Bindeglied zwischen den derzeitigen und den künftigen Aufgabenwahrnehmungen bei den Polizeien dar. Nachfolgend wird neben den essenziellen Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten geografischer Informationssysteme eine Bestandsaufnahme der Nutzung raumbezogener Daten am Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen aufgezeigt, um abschließend auf die mittlerweile unverzichtbaren Instrumente dieser Systeme zu reflektieren.
Roman Povalej, Dirk Volkmann
Warum automatische Verfahren bei der Detektion von Hate Speech nur die halbe Miete sind
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die diskursive Aushandlung des Phänomens Hate Speech aufgezeigt. Zwar gibt es eine eindeutige Definition, die die verbale Gewalt und die diskriminierende Dimension hervorhebt. Ein Blick in Soziale Medien zeigt jedoch, dass diskriminierende, hetzerische Äußerungen von ihren Urheber*innen als Kritik oder Ausagieren von Meinungsfreiheit ausgewiesen werden. Solche metakommunikativen Rahmungen könnten die Identifizierung von HateSpeech ebenso erschweren wie die Tatsache, dass menschenverachtendes, diskriminierendes Potenzial nicht notwendigerweise auf der sprachlichen Oberfläche sichtbar wird. Darüber hinaus muss auch beachtet werden, dass es Äußerungen gibt, die anhand ihres expliziten sprachlichen Materials den Anschein erwecken Hate Speech zu sein. De facto handelt es sich aber um von allen Interagierenden akzeptierte Formen der Ingroup-Kommunikation. An Fallbeispielen wird veranschaulicht, wie die qualitative Analyse in solchen Fällen für Klarheit sorgen kann, und weshalb sie – dafür wird plädiert – zusätzlich zur automatischen Detektion von Hate Speech durchzuführen ist.
Konstanze Marx
Cyborgs bei der Polizei?
Soziotechnische Aspekte der Mensch-Maschine-Kollaboration
Zusammenfassung
Cyberkriminalität führt zu einer gesteigerten Digitalisierung der Polizeiarbeit, die auch abseits des Internets stattfindet, z. B. mit der Umstellung der analogen Funkgeräte auf digitale. Es wurde forschungsleitend angenommen, dass eine eindeutige Trennung zwischen Menschen und Cyborgs obsolet erscheint und dies zu neuartigen Anforderungen an Menschen sowie Maschinen führt. Zugleich wird dieser Cyborg-Verschmelzung auch produktives Potenzial zugesprochen. Die theoretische Basis dieser Arbeit bilden das „Manifest für Cyborgs“ von Donna Haraway (1995) sowie die Theorien der „Natural-Born Cyborgs“ von Andy Clark (2003). Zur empirischen Untersuchung wurden qualitativ-sozialwissenschaftliche Interviews mit Hamburger Polizeikräften geführt. Dabei sind Aussagen der Befragten bzgl. des Umgangs mit dem Digitalfunkgerät aufgefallen, die auf eine Vermenschlichung der Maschinen hindeuten. Das Gerät wird gebeten und überredet und als aktiver Akteur wahrgenommen. An diese Interviews anknüpfend wurde die veränderte Arbeit der Polizeikräfte im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung untersucht.
Viktoria Pawlowski
Metadaten
Titel
Cyberkriminologie
herausgegeben von
Thomas-Gabriel Rüdiger
Prof. Dr. Petra Saskia Bayerl
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-28507-4
Print ISBN
978-3-658-28506-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28507-4