Im Jahr 2021 war es unter Online-Händlern noch verbreitet, Kunden keine Versandkosten zu berechnen. Damit ist nun größtenteils Schluss, zumindest bei den 100 größten E-Commerce-Anbietern der DACH-Region.
Jeder dritte der 100 größten deutschen Online-Händler in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat seinen Kunden in den vergangenen acht Monaten höhere Versandkosten in Rechnung gestellt. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten der Technologieplattform Parcellab, die Daten des EHI Retail-Instituts ausgewertet haben. Im November 2021 versendeten demnach noch 33 der Top-100-Shops der Dach-Region Kundenpakete generell ohne Versandkosten. Aktuell ist die Zahl der E-Commerce-Händler unter den 100 größten Shops, die dies weiterhin kostenlos anbieten, auf 12 gesunken.
Die überwiegende Mehrheit der Anbieter, die von Gratis- auf kostenpflichtigen Versand umstellten, setzt laut den Experten von Parcellab darauf, diese Änderung über einen Mindestbestellwert einzuführen, ab dem der Versand kostenfrei bleibt. "Es wird spannend sein zu beobachten, ob sich die Einführung von Mindestbestellwerten für die Online-Händler wirklich rechnet, oder ob dieser Schritt letzten Endes nur ihre Retourenquoten erhöht, weil clevere Kunden einfach mehr bestellen und die nicht gewollte Ware dann einfach wieder zurückschicken", so Parcellab-Mitgründer Anton Eder.
Jeder fünfte Shop erhöht die Versandgebühren
Nahezu
- jeder fünfte E-Commerce-Shop verlangt seit Juli 2022 künftig für alle Bestellungen eine Versandkostenpauschale.
- 18 Händler verzichten bei einem Mindestbestellwert unter 30 Euro auf Versandkosten.
- 16 Händler versenden erst ab einem Warenwert von mindestens 50 Euro Bestellungen kostenlos.
Zweite E-Commerce-Woge erfasst B2B-Bereich
Generell bleibt der E-Commerce-Markt im B2C-Bereich weiterhin hart umkämpft. „Die erste E-Commerce-Woge hat längst die B2C-Welt erreicht und bestehende Marktstrukturen sowie Marktspieler teilweise zum Einstürzen gebracht“. Diese Meinung vertreten die Springer-Autoren Gregor Buchwald und Michael Fechner in der Januar-Februar-Ausgabe 2021 der Sales Excellence "Wenn die E-Commerce-Welle den B2B-Vertrieb trifft" (Seite 21f.).
Eine zweite, sich nähernde Welle ist aus Sicht der Experten "noch größer und mächtiger als die erste" und bewege sich in Richtung B2B-Geschäftsmodelle. "Bereits die ersten Vorläufer der Online-B2B-Plattformen wie Amazon Business und Mercateo lassen erahnen, dass es sich nicht um eine harmlose Entwicklung handelt", mutmaßen die Experten.
B2B-Kunden benötigen Schnittstellen
Im Gegensatz zu den reinen Online-Shops drängen zunehmend virtuelle Marktplätze in die digitalen Geschäftsprozesse der Kunden vor. Anders als bei B2C-Kunden sei jedoch beispielsweise eine simple digitale Benutzeroberfläche für professionelle B2B-Einkäufer nicht ausreichend. "Die branchen- und unternehmensspezifischen Einkaufsprozesse und Schnittstellen zu anderen internen Systemen, zum Beispiel in der Warenwirtschaft, müssen berücksichtigt und eingebunden werden", so die Experten.
Die folgenden fünf Tipps geben Buchwald und Fechner Händlern im B2B-Bereich für einen erfolgreichen Multi-Channel-Vertrieb mit auf den Weg:
- Digitale Vertriebskanäle sollten in die Vertriebsstrategie integriert werden.
- Unternehmen sollten prüfen, welche Zielsegmente sich am effektivsten und effizientesten durch welchen Kanal bearbeiten lassen.
- Digitalen Touchpoints sind in allen Phasen des Kaufprozesses wichtig.
- Die Kanalstrategie sollte in die internationale Preisstrategie des Shops eingebunden werden.
- Machen Sie Ihr Preis- und Konditionensystem fit für alle digitalen Vertriebskanäle.
Neben der Einfachheit des Bestellvorgangs und zusätzlichen Dienstleistungen wie der Möglichkeit eines kostenlosen (Rück-)Versands führe aus Sicht der beiden Experten Geschäftskunden in erster Linie der niedrigere Preis zum Online-Einkauf. Darin unterscheiden sie sich im Verhalten nicht von B2C-Kunden.