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10.01.2020 | Elektronische Identifikation | Schwerpunkt | Online-Artikel

eID verhilft Banken zu neuen Geschäftsmodellen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Noch wird der digitale Ausweis in Deutschland kaum genutzt. Doch Banken könnten von einem gemeinsamen Ident-Verfahren profitieren und sich neu positionieren. Wie, das zeigen Beispiele aus Skandinavien. 

"Wer bei zunehmender Digitalisierung Zahlungen und Finanzgeschäfte abwickeln möchte, benötigt auf Dauer eine sichere elektronische Identität", erklärte Burkhard Balz, im Vorstand der Deutschen Bundesbank für den Zahlungsverkehr zuständig. Ende Dezember hatte sich eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Instituts für mehr Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft bei der Etablierung elektronischer Identifizierungsmittel (eID) ausgesprochen. Diese könnten Verbraucher neben der für die Kontoeröffnung vorgeschriebenen Identitätsüberprüfung auch dazu verwenden, um sich in ihr Online-Konto einzuloggen, Transaktionen abzusichern, Online-Käufe zu tätigen oder eine elektronische Signatur zu leisten. 

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Digitale Identitäten bieten mehr Sicherheit

Bereits im Oktober stellte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund das Security Framework für digitaler Identitäten vor. Damit könne Deutschland zum Vorreiter bei der Entwicklung sicherer eIDs werden, betonte die Behörde. Sowohl hoheitlich als auch privatwirtschaftlich soll die neue Technologie künftig einsetzbar sein. 

"Ohne digitale Identitäten funktioniert kein Online Banking, kein Online Shopping, keine Online-Services bei Behörden und Ämtern und auch kein Posting von Nachrichten in sozialen Medien", erläuterte BSI-Präsident Arne Schönbohm. Das neue eID-Security-Framework des BSI helfe dabei, dem Identitätsdiebstahl, Fälschungen und der missbräuchlichen Verwendung persönlicher Daten bei der Nutzung entgegenzusteuern.

Skandinavien ist Vorreiter bei eID

Doch mit Vorstößen wie diesem hat Deutschland nicht die Nase vorn, wie Frank Wunderlich und Kim Kasch im Beitrag "Digitaler Ausweis revolutioniert Finanzservices" in der Januar-Ausgabe von Bankmagazin auf Seite 36 feststellen. Sie schreiben:

Die schwedische Regierung erkannte bereits 2001, dass es eine zuverlässige digitale ID-Infrastruktur braucht, um die Verwaltung des Landes zu modernisieren und staatliche Dienstleistungen auch online anbieten zu können. Für die Umsetzung galten dortige Geldhäuser als logischer Partner und somit begannen die Gespräche mit dem schwedischen Bankenverband. Dieser war dann unmittelbar an der Entstehung der späteren BankID beteiligt."

Gemeinsame Infrastruktur statt Insellösungen

Zwar waren die Banken im Norden Europas auch nicht von Anfang an überzeugt. Sie fürchteten hohe Kosten oder gar einen Prestigeverlust durch die Kooperation mit der Konkurrenz und präferierten zunächst eigene Lösungen. Doch die Institute ließen sich eines Besseren belehren: "Erst als die ersten Finanzdienstleister in Skandinavien nach und nach auf das gemeinsame System der BankID umstellten, zeigte sich, dass was sie für Schwächen eines gemeinsamen Systems gehalten hatten, in Wirklichkeit zu dessen Stärken zählten", schreiben Wunderlich und Kasch. Als letztes großes schwedisches Geldhaus habe Nordea 2015 auf BankID umgestellt.

Für die Institute ergeben sich laut der Autoren durch die elektronischen Identitätsprogramme eine Vielzahl von Vorteilen. Das Verfahren sei besonders sicher, Prozesse würden verschlankt und beschleunigt. So sparten die Institute Kosten - etwa bei den Filialen oder auch bei der Infrastruktur. Denn diese werde von allen Beteiligten gemeinsam getragen. 

Deutsche Verbraucher bleiben zurückhaltend bei eID

Im Gegensatz zu Skandinavien konnte sich in Deutschland der digitale Ausweis noch nicht wirklich durchsetzen – weder bei den Bürgern, der Verwaltung noch bei der privaten Wirtschaft. Zwar hat seit 2017 jeder Personalausweis einen entsprechenden Chip. Nutzer können sich damit im Internet ausweisen. Doch kaum ein Verbraucher nutzt die Funktion. 

Kritiker monieren die umständliche Nutzung des Online-Ausweises, obwohl dessen Verwendung bei Behörden, Versicherern oder beim Online-Shopping als besonders sicher gilt. Nutzer am heimischen PC brauchen eine persönlichen PIN-Nummer sowie ein spezielles Lesegerät oder eine App. Diese lesen den Chip im Ausweis aus und übertragen die Daten. Dennoch: "Nicht einmal die Behörden bieten sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten für die eID flächendeckend an", kritisierte Constanze Kurz vom Chaos Computer Club im Juli 2019 gegenüber der Tageszeitung "Welt".

Mit eID neue Geschäftsfelder erschließen

Umso mehr sollten sich Banken für das Thema öffnen, meinen die Bankmagazin-Autoren Wunderlich und Kasch. 

Bei einer konsequenten Einführung und Umsetzung einer eID kann ein solches Verfahren den Banken auch dabei helfen, völlig neue Geschäftsfelder und damit ungeahnte Einnahmequellen zu erschließen", schreibt das Autoren-Duo. 

Sie nennen als Beispiel den so genannten Enkel Bilhandel der DNB, dem größten norwegischen Bankhaus. Dabei handele es sich um einen Peer-to-Peer-Marktplatz für Gebrauchtwagen, auf dem sich sowohl die Käufer als auch die Verkäufer mit der BankID ausweisen. Auf der eigens dafür entwickelten App könne der Kaufvertrag unterschrieben und die Finanzierung, die Versicherung sowie die Bezahlung des Fahrzeugs und die Neuanmeldung vollständig abgewickelt werden. Das mache den Gang zur Zulassungsstelle überflüssig. Kunden holten das Auto direkt beim Verkäufer ab. 

Mit gemeinsamen Ident-Verfahren gegen die GAFAs

Damit sich eID auch in Deutschland durchsetzen könne, sei allerdings die Kooperation von Banken und Sparkassen nötig. "Mit einem gemeinsamen Ident-Verfahren haben sie vielleicht noch eine Chance, sich Google, Amazon, Facebook und Apple, den GAFAs, entgegenzustellen, die zunehmend in den Markt der Finanzdienstleistungen vordringen", so die Bankmagazin-Autoren.

Diesen Prozess will auch die Arbeitsgruppe unter Federführung der Deutschen Bundesbank vorantreiben. Sie hat in ihrem Dezember-Bericht die Besonderheiten bestehender staatlicher und privater eID-Lösungen sowie die Voraussetzungen und Hindernisse für deren erfolgreiche Verbreitung analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Diese sollen Wege aufgezeigt, "die die Verbreitung sicherer und nutzerfreundlicher Angebote in Deutschland und der EU unterstützen sowie ein europaweites Level-Playing-Field fördern, ohne andere gesetzgeberische Ziele zu beeinträchtigen". 

Neben der Bundesbank beteiligen sich unter anderem Vertreter der größten deutschen Bankenverbände, der Versicherungswirtschaft, der Informationswirtschaft, des Handels und der Telekommunikationsbranche an der Arbeitsgruppe. 

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