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24.10.2016 | Finanzbranche | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Berliner Börse wächst im internationalen Aktienhandel

verfasst von: Barbara Bocks

4 Min. Lesedauer

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Die Berliner Börse blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Was sie sonst noch von anderen Regionalbörsen unterscheidet, in Teil 5 der Serie über die nationalen Börsenplätze.

2015 war ein erfolgreiches Jahr für die Börse Berlin. Mit 69 Milliarden Euro erhöhte sie ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um mehr als 26,4 Prozent, und verringerte damit den Abstand zum Schwergewicht unter den Regionalbörsen, der Börse Stuttgart. Die süddeutsche Börse hat im Jahr 2015 nach Orderbuchstatistik knapp 94 Milliarden Euro umgesetzt. Insbesondere bei Aktiengeschäften konnte die Börse in der Spreemetropole den Umsatz im so genannten Xontro-Handel, dem Handelssystem aller Regionalbörsen in Deutschland, von 428 Millionen Euro auf 693 Millionen Euro um rund 63 Prozent erhöhen, und das trotz des wirtschaftlichen Umfelds der Stadt.

Berlin im internationalen Vergleich

Im europäischen Vergleich sind die Hauptstädte in den meisten europäischen Staaten wirtschaftliche Zugpferde. Nicht so jedoch Berlin. Würde die Börse der deutschen Regierungshauptstadt nicht mitberücksichtigt, so würde sich das sogar leicht positiv auf das gesamtdeutsche Bruttoinlandsprojekt (BIP) auswirken, wie das Institut der deutschen Wirtschaft jüngst analysiert hat. Trotzdem ist Berlin auch Hauptstadt der Fintechs. Das könnte sich allerdings ändern. Denn nur in Berlin sind die Startup-Stellenanzeigen derzeit rückläufig, wie Joblift, eine Metasuchmaschine für Stellenangebote, kürzlich für den Fintech Insider herausgefunden hat. 

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Frankfurt am Main nimmt hingegen an Attraktivität für Fintechs zu. Das liegt vor allem an jüngsten Fintech-Initiativen, wie dem "Tech Quartier", und auch an Maßnahmen Frankfurter Geldinstitute. Dazu gehört unter anderem die Deutsche Bank, die jüngst ihre Digitalfabrik eröffnet hat, und die Commerzbank, die bereits vor Jahren ihren Main Incubator für Fintech-Investitionen ins Leben gerufen hat.

Gescheiterte Fusion mit der Bremer Börse

Nicht nur die Stadt Berlin hat eine turbulente Historie, sondern auch die dort ansässige Börse. Sie wurde 1685 laut eigenen Angaben durch den Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm gegründet und erlebte ihre erste Blütezeit im neunzehnten Jahrhundert. 1945 wurde die Börse fast vollständig zerstört und schließlich 1952 wieder eröffnet. Im März 2003 hat die Berliner mit der Bremer Börse fusioniert. Zusammen haben sie laut Medienberichten mit der Dresdner Bank und Commerzbank einen deutschen Ableger der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq unter der Bezeichnung "Nasdaq Deutschland" unter anderem mit deren Handelssystem gegründet. Diese neue Börse hat sich aber nicht durchgesetzt und wurde dann nach knapp fünf Monaten, im August 2003, wieder beendet. Knapp vier Jahre später, im Juni 2007, endete die Zusammenarbeit beider Unternehmen. Die Bremer Börse wurde laut Medienberichten noch 2007 endgültig geschlossen.
Die Hauptstadt-Börse betreibt ihren Handel seitdem wieder allein über die Handelsplattform ETS und über Xontro. Rund 50 Prozent aller über Xontro handelbaren Werte in Berlin sind laut Angaben der hiesigen Börse Aktien aus knapp 82 Ländern. Außerdem können Investoren über die Börse unter anderem inländische festverzinsliche Wertpapiere, Fremdwährungsanleihen, Zertifikate und Optionsscheine und Publikumsfonds sowie Exchange Traded Funds (ETFs) und Exchange Traded Commodities (ETCs) handeln.

BSRM als Berliner Besonderheit 

Neben den beiden üblichen Marktsegmenten, wie dem gesetzlich geregelten, regulierten Markt und dem Freiverkehr, gibt es noch ein Segment, das es so nur bei der Berliner Börse gibt, den "Berlin Second Regulated Market" (BSRM). Es gehört zwar zum Freiverkehr, gilt aber europarechtlich als "regulierter Markt" im Sinne der Finanzmarktrichtlinie Mifid. Der Grund: Alle Wertpapiere, die über BSRM gehandelt werden, müssen laut Angaben der Börse Berlin bereits an einem anderen regulierten Markt im Sinne der Mifid zugelassen sein, so dass Investoren über die Heimatbörsen alle verfügbaren Informationen einsehen und sich dadurch besser schützen können.
Ob die jetzige Form der Finanzmarktrichtlinien Mifid I und ihre Nachfolger aber wirklich die Rechte von Anlegern schützen können? Da ist Springer-Autor Pascal Pfisterer in seinem Buch "Die neuen Regelungen der MiFID II zum Anlegerschutz“ skeptisch. Mifid II regele zwar sehr viel detaillierter als die vorherige Richtlinie das individuelle Verhältnis zwischen Kunde und Wertpapierdienstleister, unter anderem durch Vorschriften zu den Aufklärungspflichten. "Anlegerschützende Vorschriften entfalten nur dann eine effektive Wirkung, wenn für Verstöße (...) entsprechende Haftungsregeln vorgesehen sind", argumentiert Pfisterer. MiFID II (…) sehe lediglich "aufsichtsrechtliche Bußgeldvorschriften vor." 

Lesen Sie auch weitere Teile zu Deutschlands Finanz- und Börsenplätzen:

Teil 1: Wie Frankfurt vom Brexit profitieren kann
Teil 2: Börse Stuttgart-Regionale Adresse für Privatanleger
Teil 3: Börse München adressiert Unternehmer und Privatanleger
Teil 4: Die Börsen Hamburg und Hannover und ihr exotisches Profil

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