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18.03.2024 | Immobilienwirtschaft | Im Fokus | Online-Artikel

Immobilienmarkt kämpft mit großem Vertrauensverlust

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Die schwache Konjunktur, hohe Zinsen und steigende Sanierungsvorgaben haben dem Immobilienmarkt schwer zugesetzt. Als Investment verliert Betongold zunehmend an Attraktivität. Doch es gibt Anzeichen einer Stabilisierung.

Mehr als ein Jahrzehnt sorgten niedrige Zinsen, eine gute Konjunktur und eine hohe Flächennachfrage für einen Boom des Immobilienmarktes, der immer wieder neue Rekorde bei Transaktionsvolumina und Preisen erzielte. Nach einem kurzen Einbruch infolge der Corona-Pandemie und einer zügigen Erholung, versetzten der abrupte Zinsanstieg, die konjunkturelle Eintrübung sowie Unsicherheiten im Hinblick auf künftige energetischer Anforderungen dem Markt einen tiefen Schlag. 

Privatpersonen können sich Wohneigentum in vielen Fällen nicht mehr leisten, und für professionelle und semi-professionelle Investoren wurden Immobilienanlagen deutlich unattraktiver", bringen es Francesco Fedele, CEO des Immobilienfinanzierers BF Direkt, und Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der International Real Estate Business School (IREBS) der Universität Regensburg, in der Zeitschrift "Versicherungsmagazin" auf den Punkt. 

Vertrauen ist auf dem Tiefpunkt

Insgesamt ist das Vertrauen der Menschen in die eigenen vier Wände als Teil der Altersvorsorge laut einer repräsentativer Analyse des Versicherers HDI von Dezember 2023 auf einen Tiefpunkt gesunken. "Waren im Jahr 2020 noch 51 Prozent der Berufstätigen der Meinung, dass ein Eigenheim die vertrauenswürdigste Altersvorsorge sei, ist diese Quote seither jedes Jahr schrittweise auf inzwischen 42 Prozent gefallen", heißt es in der Studie, für die jährlich rund 4.000 Arbeitnehmer befragt werden. 

Noch deutlicher ist das Misstrauen bei jüngeren Berufstätigen im Alter von unter 45 Jahren. Hier betrachte inzwischen nur noch etwas mehr als jeder Dritte (37 Prozent) ein eigenes Haus oder eine Wohnung als wichtigste Basis für das finanzielle Auskommen im Alter. "Neben den steigenden Zins-, Sanierungs- und Baukosten, die die aktuelle Baukonjunktur belasten, leidet offenbar auch das Ansehen von Betongold als Mittel zur Vorsorge im Alter - vor allem bei jüngeren Menschen", kommentiert Jens Warkentin, Vorstandschef von HDI Deutschland, das Ergebnis. 

Dieser Vertrauensverlust ist allerdings nicht in allen Regionen gleichermaßen ausgeprägt: Besonders groß fiel er in Hessen (von 59 auf 43 Prozent), in Sachsen-Anhalt (von 48 auf 37 Prozent) und in Bayern (von 43 auf 51 Prozent) aus. In den nördlichen Bundesländern war er hingegen geringer: In Mecklenburg-Vorpommern schrumpfte das Vertrauen um zwei auf aktuell 45 Prozent, in Schleswig-Holstein von 52 auf 50 Prozent und in Niedersachsen sogar nur um einen Prozentpunkt auf nunmehr 48 Prozent. 

Immobilien haben als Anlage nicht ausgedient

Warum sich Immobilien dennoch für eine stabile Altersvorsorge lohnen können, erläutern Maximilian und Julian Bertlein vom Immobilienvermittler WBD in Karlsruhe in der Zeitschrift "Versicherungsmagazin": 

Die Wertsteigerung verläuft nur in den seltensten Fällen negativ und im Gegensatz zu den zuvor genannten Optionen profitieren Anleger hier von der Hebelwirkung. Denn für ein Haus erhalten Käufer im Idealfall einen Kredit von der Bank, für Aktien, Gold und Co. nicht. So tätigen Immobilienkäufer bereits mit einem geringen Eigenanteil eine hohe Investition."

Dabei werfe beispielsweise eine vermietete Wohnung monatlich Gewinn ab, wobei im Verhältnis wenig neue Investitionen nötig seien. Zudem könne diese im Alter selbst bewohnt werden. "Außerdem erhalten Vermieter schon in der Ansparphase extreme Steuervorteile in fünf- bis sechsstelliger Höhe und nach zehn Jahren sogar eine 100-prozentige Steuerfreiheit."

Mögliche Trendwende am Immobilienmarkt

Da jedoch Banken die Hürden für eine Bau- oder Immobilienfinanzierung in den vergangenen Monaten höher gehängt haben, verlangt jeder Kauf eine gute Vorbereitung und vor allem das richtige Timing. "Die Anzeichen einer Stabilisierung des Immobilienmarkts mehren sich. Obwohl die Kapitalwerte noch einige Monate sinken könnten, bahnt sich insbesondere bei Wohnimmobilien durch die starke Nachfrage nach Wohnraum eine Belebung an", erläutern die beiden Experten Fedele und Sebastian. Wie schnell sich der Markt erholt, hänge maßgeblich vom zukünftigen Zinsniveau ab. 

"Erstmals seit einigen Monaten haben wir im Januar in unserem Interhyp-Immobilienindex für Deutschland wieder leicht steigende Preise gesehen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob wir hier am Beginn eines neuen Trends stehen", erklärt Jörg Utecht, CEO der Interhyp Gruppe, anlässlich der Veröffentlichung der Erhebung Anfang März. 

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