Skip to main content

20.07.2018 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Verbraucherschützer wollen strengere Regeln für Robo Advice

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Banken setzen immer mehr digitale Helfer ein, wenn es um die Geldanlagen ihrer Kunden geht. Verbraucherschützern fordern deshalb klare Vorgaben für Robo Adviser und eine strenge Aufsicht durch die Bafin.

Immer mehr Finanzdienstleister nutzen die Unterstützung von digitaler Technik und Künstlicher Intelligenz (KI), um die Anlageberatung ihrer Kunden zu automatisieren. Hierzu entwickeln sie eigene Technologien oder setzen auf Lösungen junger Fintechs. Das soll die Prozesse beschleunigen und das Image der Banken moderner machen. 

"Die Berliner Sparkasse startete Ende Januar ihren Chatbot, entwickelt vom Start-up Solvemate. Mithilfe Künstlicher Intelligenz stellt der virtuelle Berater im Schnitt innerhalb von zwölf Sekunden eine Lösung für ein Kundenanliegen bereit. Durch den Einsatz gezielter Multiple-Choice-Fragen löst das Solvemate-Tool Kundenanfragen in über 75 Prozent fallabschließend", berichtet Autorin Anja Kühner im Beitrag "Schlaue Technik reduziert Kosten" in der Juni-Ausgabe von Bankmagazin. "Während bei Chatbots und Voice Banking nur den wenigsten Kunden die dahinterliegende Künstliche Intelligenz bewusst ist, ist sie ein Hauptargument beim Einsatz digitaler Anlageberater", so die Autorin. Zuerst entwickelten US-amerikanische Fintechs die auf ausgefeilten und selbstlernenden Algorithmen basierenden vollautomatischen Robo Adviser. Spätestens seit die ING Diba den Service von Scalable Capital in ihr Angebot eingebunden habe, seien die Roboter auch im breiten deutschen Privatkundengeschäft angekommen, heißt es weiter.

Empfehlung der Redaktion

01.03.2018 | Branche

Hilfreiches Instrument mit kleinen Schwächen

Versicherungsvergleiche sind für Makler unersetzlich. Vergleicher bestimmen somit immer stärker den Wettbewerb. Perspektivisch bedeutet das aber auch, dass Robo-Advice, also die totale Selbstberatung der Kunden, nur noch eine Frage der Zeit ist.


Algorithmen führen zu Standardlösungen

Doch gerade diesen Algorithmen vertraut die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nicht. "Verbraucher müssen sich auf Qualitätsstandards bei den Anlagevorschlägen verlassen können. Und sie müssen nachvollziehen können, was Algorithmen bei der Geldanlage wie entscheiden. Sonst kaufen sie die digitale Katze im Sack", erklärt Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv, in einer Mitteilung zum Positionspapier "Bessere Beratung durch Digitalisierung?" (PDF). Den Verband stört, dass Kunden auf Grundlage einer standardisierten Abfrage von Kundenmerkmalen nur Standardlösungen "von häufig zweifelhafter Qualität" angeboten werden. Deshalb sei hier die Bafin gefragt, die "mehr gesetzliche Befugnisse zur Kontrolle von Algorithmen" benötige, fordert Mohn.

Dabei könne Robo Advice, die auf entsprechenden Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz basiere, durchaus eine vollwertige Beratung bieten. Das sei aber nur der Fall, wenn diese von unabhängigen Anbietern stammten, "die die Technologie nicht zum Produktverkauf nutzen wollen". Zwar werden auch in der persönlichen Beratung häufig Algorithmen eingesetzt, die das Ergebnis der Beratung bestimmten. "Der Unterschied ist, dass in der persönlichen Beratung ein Berater die Software bedient, beim Robo Advice sind es Verbraucher selbst", so Mohn .

KI braucht rechtlich klaren Rahmen

Eine differenzierte Betrachtung der Entwicklung haben die Experten des Beratungshauses PwC. In einer aktuellen Mitteilung zur deutschen KI-Strategie der Bundesregierung erklären Christian Kirschniak und Hendrik Reese: "Die staatliche Förderung von Künstlicher Intelligenz darf sich nicht allein auf die rein finanziellen Aspekte beschränken. Es geht auch darum, die kulturelle Kluft zwischen weiten Teilen der deutschen Wirtschaft und der noch immer recht jungen KI-Technologie zu schließen." Dabei wären die volkswirtschaftlichen Erträge einer gezielten Förderung von KI enorm, glauben die PwC-Experten. So kalkulierte die PwC-Studie "Auswirkungen der Nutzung Künstlicher Intelligenz in Deutschland" (PDF) im Juni mit einem BIP-Wachstum von 11,3 Prozent bis 2030 allein durch Künstliche Intelligenz.

Dennoch genügt Kirschniak und Reese der in dem vom Bundeskabinett kürzlich verabschiedeten Eckpunktepapier zur Forschung und Entwicklung von KI in Deutschland beschriebene rechtliche und ethische Rahmen nicht. "Eines sollte dabei klar sein: Rechtliche Unklarheiten dürfen im Falle Künstlicher Intelligenz nicht dauerhaft zum Investitionshemmnis werden", meinen die Experten. "Die Politik sollte möglichst rasch Klarheit schaffen, welche bestehenden gesetzlichen Anforderungen an KI-Systeme gelten. Darüber hinaus steht sie in der Pflicht, schnell entsprechende umfassende Orientierungsleitfäden zu entwickeln und gleichzeitig mögliche Diskrepanzen zu identifizieren, die sich durch den Einsatz von KI-Technologie ergeben könnten."

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren