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2019 | Buch

Netzwerke und soziale Innovationen

Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen?

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Über dieses Buch

Im vorliegenden Sammelband Netzwerke und Soziale Innovationen wird der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Netzwerke bei der Entstehung und Entwicklung von sozialen Innovatio­nen leisten können und wie dies zu Veränderungen in der Gesellschaft führt. In einem Mix aus theoretischen und reflexiven Beiträgen als auch der Darstellung von spannenden Initiativen und Projekten – von den InitiatorInnen selbst anschaulich geschildert –, wird die Thematik praxisorientiert aufgearbeitet. Sowohl PraktikerInnen als auch WissenschaftlicherInnen erhalten wertvolle Hinweise für die Organisation und Entwicklung sozialer Innovationen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Die zunehmende Komplexität und der damit einhergehende Wandel der Gesellschaft stellt die Menschheit sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene vor immer größere Herausforderungen. Für die Bewältigung wesentlicher gesellschaftlicher Herausforderungen sind neue Lösungen und neue Formen der Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen notwendig. Organisationen der Zivilgesellschaft, aber auch öffentliche und private AkteurInnen entwickeln neue Ideen, Herangehensweisen und Praktiken zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Soziale Innovationen werden dadurch zunehmend zu zentralen Lösungsansätzen in der Bewältigung gesellschaftlicher Problemstellungen. Der Austausch von Ideen und Werten, die Veränderung von Rollen, vor allem aber auch die Entwicklung neuer Organisationszusammenhänge und -formen und die Integration von Privatkapital und staatlicher und philanthropischer Unterstützung charakterisieren das innovative Potenzial von sozialen Innovationen – insbesondere im Umgang mit gesellschaftlichen Krisen und Herausforderungen wie Armut, Gesundheit und – jüngst immer aktueller – die Thematik der Migration und Integration.
Christian Neugebauer, Sebastian Pawel

Theorie

Frontmatter
Kapitel 2. Soziale Innovation im Fokus nachhaltiger Entwicklung – Die Bedeutung von Kooperationen und Netzwerken für den Erfolg sozialer Innovationen
Zusammenfassung
Soziale Innovationen treten in unterschiedlichen Formen in unserer Gesellschaft auf und nehmen Einfluss auf unser Leben: Sie verändern die Art und Weise, wie wir zusammenleben, arbeiten, konsumieren, Wohlstand verteilen oder mit Krisen umgehen. Sie regen neue Formen der Zusammenarbeit und des Zusammenlebens von Menschen, Organisationen, Städten und Regionen an. In zahlreichen Ländern der Welt haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Initiativen herausgebildet, die darauf zielen, die wachsenden sozialen und ökologischen Probleme wie Armut, Exklusion, Klimawandel etc. in neuer Art und Weise zu bewältigen. Zielte Innovation bisher primär auf die natur- und ingenieurwissenschaftlich geprägte und getriebene Hervorbringung neuer Produkte und Verfahren, werden im Zusammenhang mit einer wachsenden Veränderungsdynamik künftig soziale Innovationen an Bedeutung gewinnen. Während viele dieser Projekte und Initiativen zunächst aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden sind und von zivilgesellschaftlichen Akteuren getragen wurden, erhält das Thema in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Vor dem Hintergrund des globalen Forschungsprojekte SI DRIVE gibt der Aufsatz einen Überblick über Konzepte und Trends im Bereich sozialer Innovationen und zeigt Wege zur Erhöhung der Wirksamkeit sozialer Innovationen auf. Im Mittelpunkt stehen dabei die zunehmende Notwendigkeit von (sektorübergreifenden) Kooperationen und die Bedeutung von Netzwerken bei der Entwicklung und Verbreitung sozialer Innovationen.
Jürgen Howaldt
Kapitel 3. Netzwerke und soziale Innovationen in der Praxis
Zusammenfassung
Diesem Beitrag liegen die Ergebnisse aus dem praxisorientierten Forschungsprojekt „Netzwerke und soziale Innovationen“ zugrunde, das die Entwicklung von sozialen Innovationen und das Innovationspotenzial von Netzwerken untersuchte. Die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen verlangen nach innovativen Lösungen und neuen Formen der Zusammenarbeit. Soziale Innovationen werden vorrangig von Organisationen der Zivilgesellschaft aber auch von öffentlichen und privaten AkteurInnen entwickelt. Sie bieten neue Lösungsansätze für die Bewältigung gesellschaftlicher Problemstellungen. In dem Forschungsprojekt wurde daher die Rolle von Netzwerken bei der Entstehung und Entwicklung von sozialen Innovationen anhand leitfadengestützter Interviews mit Personen, die federführend in sozial innovativen Projekten beteiligt sind, untersucht. Die Auswertungsergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Typen von Netzwerken aber auch unterschiedliche Formen der Netzwerkausprägungen zu beobachten sind. Ebenso konnten sehr unterschiedliche netzwerkförmige Strukturen in den sozial innovativen Initiativen festgestellt werden. Allerdings unterscheiden sich Netzwerke im Bereich von sozialen Innovationen nur marginal von Netzwerken in anderen Bereichen. Es zeigt sich eindeutig, dass Netzwerke und die netzwerkförmige Strukturierung für die Entwicklung und den Erfolg von sozialer Innovation unerlässlich sind. Als zentrale Erfolgsfaktoren für die positive Entwicklung der untersuchten Initiatven waren, neben einer stabilen Finanzierung, das Vertrauen der beteiligten PartnerInnen, klare Rollenverteilungen und Zielsetzungen und Flexibilität der Netzwerkstrukturen. Als besonders große Herausforderungen stellten sich die Finanzierung, der hohe Aufwand in der Erstphase der Projekte und Initiativen und der Vertrauensaufbau heraus. Insgesamt zeigt sich, dass Netzwerke für die Entwicklung und Verbreitung von sozialen Innovationen von großer Bedeutung sind.
Helena Biritz, Christian Neugebauer, Sebastian Pawel

Fallbeispiele

Frontmatter
Kapitel 4. Projekt „Gesund fürs Leben“ – Ehrenamtliche Gesundheitsbuddys im Einsatz bei Hochbetagten
Zusammenfassung
Gebrechlichkeit und Mangelernährung in höherem Alter stellen die Gesundheitssysteme zunehmend vor massive Herausforderungen. In einer Interventionsstudie der Medizinischen Universität Wien und des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds in Kooperation mit dem Wiener Hilfswerk und der Sportunion Österreich wurden 84 Ehrenamtliche ab 50 Jahren als „Gesundheitsbuddys“ geschult. Sie besuchten zwischen 2013 und 2015 insgesamt 80 mangelernährte, gebrechliche Personen zu Hause, um gemeinsam ein standardisiertes Bewegungs- und Ernährungsprogramm durchzuführen. Die Kooperation von mehreren sehr unterschiedlichen Netzwerkpartnern in diesem Forschungsprojekt ergab zwar einen etwas höheren Abstimmungsbedarf, aber gleichzeitig brachten die damit verbundenen vielfältigen Sichtweisen ein größeres Problemlösepotenzial und eine höhere Kapazität für die Überwindung von Hindernissen mit sich. Die wissenschaftliche Auswertung der erhobenen Gesundheitsdaten erbrachte den Nachweis, dass das Präventionsprogramm bei den gebrechlichen Menschen in mehrfacher Weise wirksam war und die Wirkungen mit jenen von Health Professionals vergleichbar sind. Aufgrund dieser positiven Evidenz und der herausfordernden Bedarfslage setzt das Wiener Hilfswerk ab 2017 die Erkenntnisse der Studie im Rahmen eines vom Fonds Gesundes Österreich und von der Wiener Gesundheitsförderung finanzierten Pilotprojekts in die Praxis um.
Martin Oberbauer
Kapitel 5. Green Care – Wo Menschen aufblühen. Soziale Innovation für die Land- und Forstwirtschaft
Zusammenfassung
Der Verein Green Care Österreich unterstützt im Rahmen des Vorhabens Green CareWo Menschen aufblühen österreichweit Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung von sozialen Projekten auf aktiven land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in Kooperation mit Sozialträgern und Institutionen. Unter dem Sammelbegriff „Green Care“ werden ganz allgemein Aktivitäten und Interaktionen zwischen Mensch, Tier und Natur zusammengefasst, die je nach Kontext gesundheitsfördernde, pädagogische oder soziale Ziele verfolgen. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Etablierung von Green Care als einer neuen Form der Diversifizierung für bäuerliche Familienbetriebe, die Entwicklung innovativer, sozialer Dienstleistungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen auf Bauernhöfen sowie die Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum. Dabei spielen Netzwerke – von der strategischen Ebene bis zur Praxis am Bauernhof – eine zentrale Rolle.
Nicole Prop, Clemens Scharre
Kapitel 6. HPC Mobil – Hospizkultur und Palliative Care in der Betreuung und Pflege zu Hause
Zusammenfassung
Die MitarbeiterInnen haben in ihrer Arbeit ein sehr hohes Maß an körperlicher und psychischer Belastung zu tragen und müssen sehr oft schwierige ethische Entscheidungen treffen, vor allem wenn es sich um schwer kranke und sterbende Menschen handelt. Sie begleiten auch deren Angehörige. Hinzu kommt, dass ihre Arbeit die Kooperation mit einer Reihe anderer Dienstleister erfordert. Der Arbeitsalltag ist aber geprägt von einem großen Zeitdruck bei oftmals fehlender Qualifikation in Hospiz und Palliative Care. Die Ziele des Pilotprojektes sind: Nachhaltige Verankerung von HPC in jeder Organisation; Verbesserungspotenziale in Abläufen teilnehmender Organisationen zu erkennen und umzusetzen; Entlastung der MitarbeiterInnen im Umgang mit schwer kranken und sterbenden Menschen. Folgende Träger nehmen am Projekt teil: Arbeiter Samariter Bund Wien, CS Caritas Socialis, Caritas der ED Wien, Sozial Global AG, Volkshilfe Wien. Univ. Prof. Dr. Ralph Grossmann begleitet das Projekt aus der Sicht der Organisationsentwicklung (OE). Das Pilotprojekt wird vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) gefördert. Methoden: Die Entwicklung und Umsetzung von Leitzielen, Leistungen und Indikatoren, des Curriculums HPC Mobil, strukturelle und ablauforganisatorische Veränderungen in den Trägerorganisationen, sind Teil der Maßnahmen. Die wissenschaftliche Begleitung, durchgeführt vom NPO & SE Kompetenzzentrum der WU Wien, erhebt und analysiert die Wirkungen des Projekts vor dem Hintergrund der gesetzten Ziele. Als Herangehensweise wurde ein Mix aus quantitativen und qualitativen Methoden gewählt.
Mischa Bahringer, Sigrid Beyer, Ursula Dickbauer, Maria Eibel, Hermine Freitag, Ralph Grossmann, Christine Hintermayer, Dorothea Iduemre, Selma Sprajcer, Tomasz Tobolski, Barbara Wiesbauer-Kriser
Kapitel 7. Zukunft für alle – Armut ansprechen und überwinden
Zusammenfassung
In der Stadtgemeinde Kapfenberg zählte die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen „Neue Armut“ in den Jahren 2006 bis 2010 zu einem der wichtigsten Anliegen. Verantwortliche der Kommune versuchten mit 40 MitarbeiterInnen sozialer regionaler Einrichtungen, Organisationen und Vereinen mögliche Lösungsansätze zur Enttabuisierung des Themas und zur Verbesserung der Lebenssituation bekannter Risikogruppen zu finden. Erfreulicherweise war das Interesse, gemeinsam an diesem Thema zu arbeiten sehr groß. Fünf Arbeitskreise – „Menschen, die von akuter Armut betroffen sind“, „Armut und Prävention“, „Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen“, „Armut und Arbeit“ sowie „Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung“ – entwickelten Initiativen und Projekte. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden noch folgende Maßnahmen eingeführt: AktivCard, Sozialer Lebensmittelmarkt „Einer für alle“, Möbelbörse, Präventive Erwachsenensozialarbeit, Sozialfonds, Vernetzungstreffen. Besonders hervorzuheben ist das große Engagement, mit dem die Mitglieder der Arbeitskreise ihr fachliches Wissen, ihre Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag sowie ihre persönlichen Ressourcen in die gemeinsame Arbeit eingebracht haben und immer noch einbringen. Durch laufende Öffentlichkeitsarbeit (Projekte mit Schulen, theaterpädagogische Konzepte, Maßnahmen im öffentlichen Raum, Podiumsdiskussionen) werden Betroffene erreicht und die Menschen für das Thema sensibilisiert.
Monika Vukelic-Auer
Kapitel 8. Freiwilliges Engagement zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts
Zusammenfassung
Das Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum (in Folge ULF genannt) wurde 2008 in Oberösterreich als Modellprojekt für Österreich gegründet. Vision war, eine unabhängige Drehscheibe für freiwilliges Engagement im Sozialbereich zu schaffen und damit nicht zuletzt den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken. Der Fokus der Angebote richtet sich auf Freiwillige sowie auf Einrichtungen, die Freiwilligenarbeit professionell umsetzen. Mit innovativen Projekten werden zudem laufend neue Zielgruppen erschlossen. Das ULF kann Interessierten ein breite Palette an Tätigkeitsfeldern bieten: Freiwilliges Engagement für SeniorInnen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Beeinträchtigungen, MigrantInnen etc. Neben bekannten Engagement Möglichkeiten werden neue Formen und Ansätze gefunden. So sind etwa der Bereich „Service Learning“ (Freiwilliges Engagement im Rahmen der Ausbildung zur Pädagogin/zum Pädagogen an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz) und „Corporate Volunteering“ (Ermöglichung und Förderung von freiwilligem Engagements von Mitarbeitenden durch das Unternehmen) neue Handlungsfelder. Das ULF erzeugt nicht nur auf individueller Ebene Wirkungen, sondern erfasst die Gesellschaft als Ganzes, da freiwilliges Engagement in vielen Bereichen relevant ist und auf unterschiedlichsten Ebenen Wirkungen erzielt. Sicht- und spürbar wurde die enorme Bedeutung mit der Fluchtbewegung 2015, die ein noch nie da gewesenes Engagement der Zivilbevölkerung bewirkte. Eine unabhängige Drehscheibe für freiwilliges Engagement zu schaffen und zu etablieren ist nur durch das Schaffen eines tragfähigen Netzwerkes möglich. Netzwerkarbeit ist wesentlicher Teil der ULF Tätigkeit. Aufgrund des proaktiven Aufgreifens gesellschaftspolitischer Herausforderungen und die Nutzung bestehender und Initiierung neuer Netzwerke wird das ULF als Beispiel sozialer Innovation dargestellt (vgl. www.​ulf-ooe.​at).
Susanna Rothmayer, Nicole Sonnleitner

Reflexion

Frontmatter
Kapitel 9. Finanzierung sozialer Innovationen – Theorie und Praxis am Beispiel von Ennovent
Zusammenfassung
Dieser Beitrag skizziert die wechselseitigen Einflüsse von Finanzierung, Innovation und Netzwerken. Soziale Innovationen brauchen für ihren Erfolg eine Finanzierung. Damit diese Finanzierung zustande kommt, braucht es tragfähige Netzwerke. Dieser Beitrag zeigt nach einer kurzen Einführung die Möglichkeiten der Finanzierung. SozialunternehmerInnen haben mehrere Möglichkeiten, ihre Finanzierung zu gestalten. Auf der Einkommensseite können sie auf staatliche, private, aber auch marktliche und philanthropische Mittel zugreifen. Auf der Seite der Finanzierungsinstrumente stehen ihnen Eigen-, Fremd-, Mezzanin-, Hybridkapital als auch Spenden zur Verfügung. Diese Finanzierung wird von AkteurInnen des sozialen Kapitalmarkts bereitgestellt. Im Rahmen dieses Beitrags werden Venture-Philanthropy-Fonds, Stiftungen, sozial-ethische Banken und Crowdfunding-Plattformen vorgestellt. Man kann aber beobachten, dass es im Markt der sozialen Finanzierung sehr hohe Transaktionskosten gibt. Das erklärt sich durch den geringen Austausch zwischen den AkteurInnen, geringe Investmentgrößen und einen hohen Aufwand bei der Anbahnung. Die gleichzeitige Betrachtung sozialer und finanzieller Gesichtspunkte erhöht den Aufwand. Netzwerke übernehmen eine wichtige Rolle bei der Strukturierung des sozialen Kapitalmarkts und der Ermöglichung von Transaktionen. In diesem Abschnitt werden die verschiedenen Netzwerke vorgestellt und deren Rolle als Mittler zwischen Angebot und Nachfrage beleuchtet und abschließend am Beispiel von Ennovent die Funktionsweise eines solchen Netzwerks dargestellt. Das Kapitel schließt mit einem Fazit und einer abschließenden Betrachtung des Themas.
Wolfgang Spiess-Knafl, Harald Langer
Kapitel 10. Freiwilligenarbeit – Zwischen Engagement und Ausbeutung
Zusammenfassung
In dem Beitrag wird die gesellschaftliche Bedeutung von Freiwilligenarbeit und unbezahlter Arbeit dargestellt und kritisch diskutiert. Die hohe und teilweise zunehmende Bedeutung von unbezahlter Arbeit kann positiv wie auch kritisch interpretiert werden. Positiv sind das damit einhergehende zivilgesellschaftliche Engagement, die Sicherung von Sphären selbstbestimmter Tätigkeit und die Beiträge für die Gesellschaft. Kritisch interpretiert ist sie Ausdruck gesellschaftlicher Prekarisierung, neuer Ausbeutungs- und Selbstausbeutungsverhältnisse und einer Auslagerung wohlfahrtsstaatlicher Aufgaben an unbezahlt Arbeitende. Wir werden erstens zeigen, dass Freiwilligenarbeit nicht „frei“ von unerwünschten Nebenwirkungen ist und sozial ungleiche Verhältnisse reproduziert. Zweitens werden wir anhand von zivilgesellschaftlichen Beiträgen zur Bewältigung der sogenannten Flüchtlingskrise argumentieren, dass Freiwilligenarbeit zum Teil originär staatliche Aufgaben übernimmt. Drittens wird argumentiert, dass unbezahlte Arbeit zunehmend auch partikulären Interessen von gewinnorientierten Unternehmen dient.
Ruth Simsa, Paul Rameder
Kapitel 11. Social Open Innovation: Potenziale und Limits für Open Innovation zur Förderung sozialer Innovation
Zusammenfassung
Die Intention des Buchbeitrages ist es, Potenziale und Grenzen des Open Innovation Modells (Chesbrough, Open innovation. The new imperative for creating and profiting from technology, Boston, Harvard Business School Press, 2003, 2014) für soziale Innovationen aufzuzeigen. In einem ersten Schritt werden die Begriffe „Open Innovation“ sowie „Open Social Innovation“ geklärt. Anschließend wird anhand von zwei Fallbeispielen das Phasenmodell für soziale Innovation unter zur Hilfenahme von Open Social Innovation Kriterien analysiert. Die Auswertung ermöglicht eine Konkretisierung der Potenziale und Limits von Open Innovation Strategien betreffend soziale Innovation und zeigt die Auswirkung der Leitdifferenz zwischen beiden auf: Indem soziale Innovation immer auch auf systemischen Wandel abzielt, erfordert sie den Systemblick – auch von Open Innovation.
Doris Wilhelmer, Petra Wagner

Resümee

Frontmatter
Kapitel 12. Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Die praxisnahe Auseinandersetzung mit der Thematik soziale Innovationen hat eines verdeutlicht: die komplexen gesellschaftlichen Problemstellungen von heute benötigen nicht nur innovative Lösungsansätze, sondern auch neue und zeitgemäße Formen der Organisation und Koordination. Darüber hinaus konnte im Rahmen des Forschungsprozesses, der verschiedenen Veranstaltungen der Veranstaltungsreihe aber auch durch den Entstehungsprozess des vorliegenden Sammelbandes beobachtet werden: in der Gesellschaft besteht eine große Bereitschaft an Bürgerbeteiligungs- und Partizipationsprozessen mitzuwirken und in unterschiedlichen Organisationszusammensetzungen und -zusammenhängen produktiv und zukunftsorientiert an innovativen Lösungen zu arbeiten. Organisationen der Zivilgesellschaft, das individuelle Engagement Einzelner, aber auch Wirtschaftsunternehmen sind bereit Ressourcen einzubringen und sich an einer produktiven Lösung der gesellschaftlichen Problemstellungen zu beteiligen.
Helena Biritz, Christian Neugebauer, Sebastian Pawel
Backmatter
Metadaten
Titel
Netzwerke und soziale Innovationen
herausgegeben von
Dr. Christian Neugebauer
Sebastian Pawel
Helena Biritz
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-21551-4
Print ISBN
978-3-658-21550-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-21551-4

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