Leichtbau wird in der Automobilindustrie immer wichtiger, denn durch die Verringerung des Fahrzeuggewichts kann auch eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen erzielt werden. Hohes Leichtbaupotenzial sehen Forscher in der Entwicklung von Scheiben aus Kunststoff. Sie würden im Vergleich zu heutigen Serienfahrzeugen mit Mineralglas-Scheiben eine Gewichtsersparnis von bis zu 50 Prozent bringen. Zusätzlich bietet eine Scheibe aus Acrylglas einen besseren Schutz gegen Steinschlag und eine bessere Akustik.
Bislang fehlte jedoch der Nachweis der Crashsicherheit beim Insassen- und Fußgängerschutz, weil der Einsatz von Acrylglas im Fahrzeug noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde. Das soll nun im Projekt "Crashverhalten von Automobilverglasungen aus Plexiglas" unter der Leitung von Professor Stefan Kolling vom Kompetenzzentrum Automotive – Mobilität – Materialforschung der TH Mittelhessen erfolgen.
Acrylscheiben in spätestens fünf Jahren serienreif?
Experimentelle Untersuchungen der Materialeigenschaften von Acrylglas, das von Evonik geliefert wird und dort unter dem Namen Plexiglas firmiert, bilden die Grundlage für Computersimulationen. Aus den so gewonnenen Daten zum Materialverhalten wollen die Forscher im nächsten Schritt ein Werkstoffmodell für die Crashsimulation entwickeln. Das Ziel ist die Entwicklung eines Simulationswerkzeugs, das anschließend vermarktet und Automobilherstellern und Zulieferern für die Auslegung zukünftiger Fahrzeuge mit Acrylglasscheiben zur Verfügung stehen soll. Die Forscher schätzen, dass die Acrylscheibe in vier bis fünf Jahren Serienreife erlangen könnte.
Das Forschungsprojekt läuft über zweieinhalb Jahre. Kooperationspartner sind das Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt und die Firma Tecosim, ein international tätiger Spezialist für Computer Aided Engineering mit Sitz in Rüsselsheim.