Wie erfolgreich die IAA Mobility war, lässt sich auf Anhieb nicht sagen. Der Mangel an Halbleitern überschattet das Tagesgeschäft. Während deshalb auch Genf strauchelt, prosperieren in Asien und im Nahen Osten die Autoshows.
Soeben eskaliert im Münchner Stadtrat ein Streit darüber, wie viel Platz der IAA Mobility im kommenden Jahr eingeräumt werden darf. Vielen waren die Auftritte mitten in München zu mächtig. Vor allem die hohen Gerüste und Tribünen am Odeonsplatz sorgten für Ärger. Die Automobilbranche zeigte sich sehr zufrieden – auch weil sie die sogenannten Open Space Areas zu einem wirklich günstigen Preis bekamen. Rund 30 Cent pro Quadratmeter pro Tag wurden seitens der Stadt in Rechnung gestellt. Verständlich, dass sich der Verband der Automobilindustrie (VDA) vehement darum bemüht, auch für die 2023 die Veranstaltung derart prominent durchführen zu dürfen. Und natürlich 2025. Die Chance stehen gut.
So zumindest verraten es vertraulichen Unterlagen, die der Münchner Abendzeitung vorliegen. Demnach waren die Open Spaces eine Voraussetzung dafür, dass München den Zuschlag für die Messen 2021, 2023 und 2025 erhielt. Ausprägung, Umfang und Zeitdauer dürfen demnach als "gesetzt gelten" zitiert die Abendzeitung das Wirtschaftsreferat der Stadt München. Das Münchner Kreisverwaltungsreferat allerdings hält "die Innenstadt als Veranstaltungsort für die IAA für nicht geeignet". Damit bleibt es spannend, ob, wie und in welchem Umfang der VDA in zwei Jahren in München die Automobilmesse durchführt.
Mangel an Ausstellern
Das Konzept muss dabei nicht nur den Stadtrat überzeugen, sondern in besonderem Maße auch die Automobilbranche. Denn wenigen Monate vor der IAA Mobility 2023 wird in Genf der Genfer Autosalon stattfinden – nach langer Zwangspause. Dass dazu auch das Jahr 2022 zählt, hat die GIMS-Stiftung soeben bekannt gegeben. In einem Statement erklärt das Comité permanent du Salon international de l'automobile als Organisatorin der Geneva International Motor Show (GIMS), dass "die direkten und indirekten Probleme im Zusammenhang mit der andauernden COVID-19-Pandemie uns keine andere Wahl liessen".
Laut der Stiftung gehören zu den direkten Auswirkungen der Pandemie die anhaltenden Reisebeschränkungen für internationale Aussteller, Besucher und Journalisten. Bemerkenswert ist aber folgende Einschätzung: "Andererseits haben die indirekten Auswirkungen der Pandemie, wie der Halbleitermangel, den Automobilherstellern neue Prioritäten aufgezeigt, die sie zuerst lösen müssen. Diese Probleme hatten in letzter Zeit zu mehreren Absagen geführt, was den Ausschlag zur endgültigen Verschiebung der Messe zur Folge hatte".
Spannungsgeladene Weiterentwicklung
Die Chipkrise könnte sich im Übrigen bis weit ins nächste Jahr hineinziehen, so der Generaldirektor der Geneva International Motor Show, Sandro Mesquita. Mit starken negativen finanziellen Auswirkungen für die OEM. Dabei hatten sich die Organisatoren so sehr auf die "spannungsgeladene Weiterentwicklung" der Automobilmesse gefreut. So ganz verlassen wollte sich das Organisationskomitee aber dann doch nicht auf die Neuausrichtung. Wenige Wochen vor der Absage fädelte man einen finanzstarken Kooperationsvertrag ein. So ist Qatar Tourism als Geldgeber und Kooperationspartner vermutlich auch bald Ausrichter eines "Genfer Autosalons" im Nahen Osten.
Die Qatar Geneva International Motorshow könnte noch in 2022 stattfinden – im Herbst. Laut Scheich Akbar Al Baker, der als Vorstand Qatar Tourism und CEO der Fluggesellschaft Qatar Airways die Fäden in der Hand hält, soll die Wüstenautoshow aber spätestens 2023 als "weltweit angesehene Automesse für den Nahen Osten" in der Hauptstadt Doha anlaufen. Fraglich allerdings, ob es Katar gelingt, annähernd so erfolgreich zu agieren wie die Macher der Shanghai Auto Show 2021, die im April dieses Jahres mehr als 1.000 Aussteller eine Bühne bot. Und damit unangefochten die Nummer 1 der internationalen Automobilmessen darstellte.