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03.03.2020 | Unternehmenskultur | Interview | Online-Artikel

"Humor im Job wirkt wie sozialer Kitt"

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Sebastian Hausendorf

Sebastian Hausendorf arbeitet als Ausbildungsleiter und Personalentwickler.

Humor im Job kann Wunder wirken, aber auch leicht in Mobbing ausarten. Warum Führungskräfte gerade bei Witzen am Arbeitsplatz sensible Antennen haben sollten, verrät Experte Sebastian Hausendorf im Gespräch.  

springerprofessional.de: Manche Arbeitnehmer werden sicherlich sagen: Humor ist, wenn man auf der Arbeit trotzdem lacht. Was sind die positiven Seiten von Humor am Arbeitsplatz?

Humor kann Arbeit leichter machen. Man kann die Dinge aus einer anderen Perspektive und damit lockerer sehen. Durch Humor fühle ich mich wohl, verspüre Freude und Erheiterung. Wenn ich Humor mit Kollegen teile, potenziert sich das Gefühl und das Team wächst zumindest temporär zusammen: Man kennt das, wenn man mit mehr oder weniger engen Kollegen minutenlang schallend lachen kann – es fühlt sich an, als ob man gar nicht auf der Arbeit, sondern in angenehmer Gemeinschaft wäre. Die Motivation steigt, der Stress sinkt; Humor macht Unaussprechliches vermittelbar und öffnet Türen, da er etwas sehr Menschliches ist. Dass dies auch positiv auf Leistung im betriebswirtschaftlichen Sinn einzahlt, liegt auf der Hand.

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Humor im Arbeitskontext

Über den Einsatz von konstruktivem und destruktivem Humor in der Arbeitswelt

Humor ist allgegenwärtig, auch in der Arbeitswelt. Mitarbeiter teilen Humor, witzeln über ihren Chef, bringen durch Humor eventuell auch Abneigung und Distanz zu anderen Kollegen und zum Arbeitgeber zum Ausdruck. Der Grat zwischen Humor und Mobbing ist oft schmal.

Humor am Arbeitsplatz bedeutet aber häufig auch, sich über den Chef oder den Kollegen lustig zu machen. Wann wird Humor eher destruktiv?

Dem Humor wird eine starke Ventilfunktion nachgesagt. Ausgeprägte Formen wie Zynismus und Sarkasmus zeigen allerdings, dass Humor auch ins Gegenteil von positiver Stimmung umschlagen kann. Wer sich nur noch am Arbeitsplatz lustig macht, nichts mehr ernst nehmen kann oder will, der hat innerlich gekündigt und steckt nicht selten auch sein Umfeld mit destruktivem Humor an. Dadurch wird Humor zu etwas Subversivem, das einen Gegenentwurf zur offiziellen Unternehmenskultur bildet. Humor eignet sich auch hervorragend, um sich abzugrenzen beziehungsweise um andere auszugrenzen oder sogar zu erniedrigen. Ein typischer Bestandteil von Mobbing ist das Lächerlichmachen von Kollegen. Was für die Täter Anlass zu hämischem Grinsen bietet, findet das Opfer sicherlich nicht lustig. Im schlimmsten Fall führt Humor, destruktiv angewandt, für das Individuum zu ernsthaften psychischen Problemen und für das Team zu einer vergifteten Atmosphäre.

Wie können Führungskräfte hier gegensteuern?

Der Grat zwischen der positiven und der destruktiven Wirkung von Humor ist schmal. Natürlich sind Führungskräfte aufgerufen, bei allen Formen des Mobbings – das eben häufig auch über destruktiven Humor läuft – einzugreifen. Wichtig ist, dass man als Chef erkennt, dass Humor hier Böses bewirkt, Spaß nicht immer harmlos und Humor nicht immer eine Privatangelegenheit ist. Wenn sich der Humor gegen die eigene Organisation richtet, wird es schon schwieriger: Die Geschichte lehrt, dass man Humor nicht so einfach verbieten kann und sich die Menschen auch nicht vorschreiben lassen möchten, was sie erheitert und was nicht. Wenn man gegen subversiven Humor vorgeht, bekämpft man als Führungskraft lediglich ein Symptom, nicht aber die Ursache.

Worüber Menschen lachen können, ist sehr unterschiedlich. Was muss man beachten, um mit Witzen nicht daneben zu greifen? Oder anders gefragt: Kann man guten Humor lernen?

Humor ist im sozialen Kontext in erster Linie Beziehungsarbeit. Bei jemandem, den ich nicht kenne, kann ich nicht durch brachialen Humor mit der Tür ins Haus fallen. Guter Humor setzt voraus, bei seinem Gegenüber zu antizipieren, was es erheiternd findet. Sind es Wortwitze, bestimmte Fach-Witze wie etwa Mediziner- oder Mathematiker-Witze oder goutiert der andere auch Humor, der Geschlechterklischees bedient? Wo liegen die Tabus meines Zuhörers, wie weit kann ich gehen? Ich muss zunächst klar machen, dass Humor für mich positiv sowie nicht ernst ist und ich vor allem auch über mich selbst lachen kann. Im besten Fall erkennt der andere, dass Humor im Job wie sozialer Kitt wirkt und damit gut ist. Wenn die Basis stimmt, ist dann auch Humor denkbar, der wie Necken oder Aufziehen ist: vordergründig aggressiv, tatsächlich aber verbindend.

Und wie können Personalverantwortliche Humor als Führungsinstrument nutzen?

Personalverantwortliche sollten sich davor hüten, Humor planvoll und kontrolliert als Managementinstrument zu nutzen. Wenn Humor unecht wird und nur Mittel zum Zweck ist, werden Einsatz und Nutzen von Humor als Tool schnell kontraproduktiv. Wenn man Humor aber grundsätzlich zulässt und vor allem in seiner konstruktiven Ausprägung auch fördert, tut man seinen Beschäftigten und dem Unternehmen etwas Gutes. Humor dient aber auch einer Art Organisationsdiagnose: Gerade in Zeiten des Umbruchs sollten Personalverantwortliche hellhörig werden, wer wann in welchem Zusammenhang mit wem welchen Humor produziert und warum Kollegen dies witzig finden. Humor ist trotz oder gerade wegen seiner leichten Form ehrlicher und aussagekräftiger also so manches Mitarbeitergespräch oder eine gekünstelte Mitarbeiterbefragung.

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