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21.02.2022 | Wirtschaftsrecht | Best Practice | Online-Artikel

Geldwäschern kein leichtes Spiel erlauben

verfasst von: Ben Tutt

4 Min. Lesedauer

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Dass über Jahre unbehelligt verdächtige Transaktionen im großen Stil über ein Firmenkonto laufen, ist eine Niederlage im Kampf gegen Finanzkriminalität. Im Fall von Fowler Oldfiel musste das britische Geldhaus Nat West seine Versäumnisse teuer bezahlen. Diese hätten sich verhindern lassen. 

Die Nat West, vormals bekannt als Royal Bank of Scotland, wurde im Dezember 2021 zu einer Geldstrafe von rund 256 Millionen Pfund verurteilt. Sie hatte sich in drei Anklagepunkten schuldig bekannt, zwischen 2012 und 2016 die Konten ihrer Kunden nicht angemessen auf Anzeichen von Geldwäsche überwacht zu haben. Fowler Oldfield, ein 1897 in Bradford gegründetes Juweliergeschäft, hatte mit Hilfe von Nat West Bargeld in Höhe von einer Million Pfund pro Woche gewaschen. 

Fowler Oldfield professionalisierte die Geldwäsche

Um zu verstehen, wie es dem Unternehmen gelingen konnte, Summen in derartiger Höhe mit Hilfe von Nat West am Fiskus vorbeizuschleusen, ist ein genauer Blick auf die Betrugsmasche nötig: Auf ein am 11. November 2011 bei Nat West eröffnetes Konto wurden in einem Zeitraum von fünf Jahren von einem Kunden insgesamt 365 Millionen Pfund eingezahlt - davon 264 Millionen Pfund in bar. Es ist kaum vorstellbar, dass es sich hierbei um etwas anderes als Geldwäsche gehandelt haben könnte. Dennoch wurden die Betrüger jahrelang nicht gestoppt. 

Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber drei Faktoren sind besonders bedeutend: 

  • eine falsche Risikobewertung mit der Folge einer zu schwachen Kontrolle, 
  • eine Änderung des Kundenprofils von Fowler Oldfield und 
  • die Rolle des für Fowler Oldfield zuständigen Kundenbetreuers bei Nat West.

Falsche Risikobewertung führt zu geringerer Kontrolldichte

Das von Fowler Oldfield bei Nat West eingerichtete Konto wurde zunächst mit der Risikobewertung "hoch" versehen. Da am 7. Dezember 2013 die Art der Geschäftstätigkeit von Fowler Oldfield im System der Bank von "Edelmetalle" in "Großhandel mit Metallen und Metallerzen" geändert wurde, könnte dies in Verbindung mit anderen risikomindernden Faktoren wie dem Gerichtsstand dazu geführt haben, dass die Risikobewertung "niedrig" herabgestuft wurde. Die Folge war eine geringere Kontrolldichte.

Banken tun sich also schwer damit, Änderungen im Profil eines Kunden festzustellen. Beim Onboarding gibt es viele Vorabkontrollen, aber Änderungen der Geschäftstätigkeit können schrittweise auftreten. Im Fall von Fowler Oldfield flossen auf dem Höhepunkt der Entwicklung täglich zwei Millionen Pfund in Form von Bareinlagen auf das Konto. Das war zu Beginn der Geschäftsbeziehung noch nicht der Fall, sondern begann erst zwei Jahre später.

Tatsächlich wurde Fowler Oldfield als Kunde unter der Voraussetzung aufgenommen, dass überhaupt kein Bargeld bei den Nat West-Filialen eingezahlt würde. Diese Änderung im Kundenverhalten wurde zwar zur Kenntnis genommen, aber wegdiskutiert, ohne dass eine auf dieser Basis vorzunehmende Untersuchung, die sogenannte Event Driven Review (EDR), eingeleitet wurde, um herauszufinden, warum diese Änderung eintrat und ob sie legitim war.

Zu großes Vertrauen in den Kundenbetreuer 

In diesem Fall vielleicht von entscheidender Bedeutung war, dass es dem für Fowler Oldfield zuständigen Kundenbetreuer bei Nat West gelang, Bedenken hinsichtlich von Geldwäsche zu zerstreuen. Zwischen November 2013 und März 2016 gabe es insgesamt elf interne Geldwäsche-Verdachtsmeldungen hinsichtlich der Aktivitäten von Fowler Oldfield - die Verdächtigen reichten von Filialleitern bis hin zu Kollegen in der Finanzermittlungsabteilung. Zu externen Verdachtsmeldungen kam es hingegen nicht. Dies ist zum Teil dem Kundenbetreuer zu verdanken, der quasi nie Urlaub nahm, alle Transaktionen überwachte und, falls das System jemals einen Alarm auslöste, seine Kollegen bei Nat West davon überzeugte, dass die Transaktionen rechtmäßig waren oder dass das Verhalten den Erwartungen entsprach. 

Nach der Aufdeckung des Falls wurde der Kundenbetreuer von der Polizei verhaftet und von Nat West entlassen. In der Urteilsbegründung vom Dezember 2021 heißt es: "In den Richtlinien und Verfahren der Gruppe wurde nicht darauf geachtet, dass sich die Mitarbeiter nicht zu sehr auf die Kundenbetreuer verlassen, wenn sie verdächtige Aktivitäten auf einem Kundenkonto prüfen."

Die Lehren aus dem Fall Fowler Oldfield 

Die Verurteilung von Nat West deutet nicht darauf hin, dass die Mitarbeiter nicht wussten, worauf sie achten mussten, oder dass die Verfahren der Bank grundlegend falsch waren. Viele haben Bedenken geäußert, aber dennoch konnten die Betrüger ihren kriminellen Aktivitäten viel zu lange nachgehen. Aber angesichts der Tatsache, dass Institute weltweit jährlich zwölf Milliarden Dollar für die Einhaltung der Vorschriften zur Bekämpfung der Finanzkriminalität ausgeben, aber nur ein bis zwei Prozent der festgestellten verdächtigen Aktivitäten für die Strafverfolgungsbehörden von unmittelbarem Wert sind, kann die Branche aus dem Fall viel lernen. 

Eine grundlegende Lektion für die Branche ist, dass jede Verteidigungslinie, die eine Bank gegen Geldwäsche hat, sowohl eine Chance darstellt, kriminelle Aktivitäten aufzudecken, als auch eine Chance, zu versagen oder irregeführt zu werden. Eine falsche Klassifizierung hier, ein zu vertrauensseliger Kundenbetreuer dort, und selbst das krasseste Verhalten kann unentdeckt bleiben. Notwendig ist aber, Kundenprofile regelmäßig zu aktualisieren, deren Geschäftsmodelle genau zu ermitteln und sich bei der Risikobewertung weniger auf Kundenbetreuer zu verlassen.

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