Skip to main content

13.03.2020 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Industrialisiertes Banking macht Institute flexibel

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung vereinfachen Prozesse, sorgen für eine schnelle Datenverarbeitung und verbessern die Customer Journey. Daher werden sie auch für den Finanzbereich immer wichtiger, so eine aktuelle Umfrage.

"Wie alle Industrien steht auch die Bankenwelt vor tief greifenden Änderungen durch die Digitalisierung und die daraus resultierende Entstehung von neuen Technologien, Geschäftsmodellen und Kundenanforderungen", schreiben Georg Knöpfle, Fedi El Arbi, Dirk Stein und Eric Frère. "Digitale Dienstleistungen werden zur Normalität und wirken sich auf alle Bankenfunktionen wie Zahlungen, Einlagen, Kredite, Investitionsmanagement, Marktbereitstellung und Kapitalbeschaffung aus", so die Springer-Autoren im Buchkapitel "Die Zukunft der Banken – Wie neue Geschäftsmodelle Banken grundlegend verändern" (Seite 131 f.)

Als wichtige technologische Trends machen die Autoren unter anderem

  • Blockchain und Mobile Payment,
  • Robo-Advisors,
  • Crowdfunding-Plattformen,
  • Automatisierung, künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Analytics sowie
  • Cloud-Computing aus.

Empfehlung der Redaktion

2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

Digitale Plattform-Ökosysteme in einer expandierenden Digitalsphäre

Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche wirkt sich auf etablierte Unternehmen in zahlreichen Branchen aus. Für diejenigen Unternehmen, die in ihrem dominanten Branchenautomatismus gefangen sind, stellt der digitale Transformationsdruck die größte Herausforderung dar. Zudem werden durch die Digitalisierung immer mehr Digitalsphären miteinander vernetzt. Damit einher geht der Aufbau digitaler Plattformen mit exponentiellen Netzwerkeffekten.


KI, Robotik und Automatisierung sind zentrale Trendthemen

Diese Trends decken sich auch mit den Ergebnissen einer Studie, für die das Schweizer Fintech Avaloq im November 2019 insgesamt 210 Manager und Experten aus dem Bankensektor befragt hat. Der Umfrage zufolge betrachten 55 Prozent der Teilnehmer KI, Robotik und Automatisierung als die bedeutsamsten Entwicklungen, welche die Zukunft der globalen Finanzdienstleistungsbranche prägen werden. 34 Prozent sagen außerdem, dass die Bedeutung offenerer und kollaborativerer Plattformen sowie von Distributed-Ledger-Technologien und Kryptowährungen (26 Prozent) zunimmt.

Wenn Banken vor Jahren Tools wie KI einsetzten oder Prozesse automatisierten, geschah das in der Regel bei eher einfachen Dienstleistungen. Heute sind mit ihnen durchaus komplexere Dienstleistungen möglich, wie etwa die Beantwortung von Kundenanfragen per Chatbot oder als Beratungsunterstützung im Private Banking. Doch wenn digitale Technologien in die Prozesse implementiert werden, ist das im Hinblick auf die Regulatorik an bestimmte Voraussetzungen geknüpft.

Regelkonformität mit Guidelines sichern

"Selbstverständlich muss eine Bank die regulatorischen Anforderungen erfüllen. Aber es hat sich bewährt, wenn eine Bank auch proaktiv interne Guidelines darüber festlegt, was KI überhaupt tun und leisten soll und wie die KI-Modelle zu monitoren sind", erklärt Gery Zollinger, Leiter Data Science & Analytics bei Avaloq, gegenüber springerprofessional.de. Ein hilfreicher Ausgangspunkt seien die Guidelines der EU für den Umgang mit KI "Ethics guidelines for trustworthy AI" oder auch Best Practices und Richtlinien von Google.

"Ergänzt werden diese KI-Guidelines typischerweise mit einer Data Governance, die definiert, welche Daten wofür nutzbar sind. Data Privacy ist hier ein wichtiger Aspekt, ebenso wie ein intelligentes Access Management. Es darf kein Data Swamp statt eines Data Lakes entstehen", betont Zollinger.

Flexibilität für bessere Customer Journey

48 Prozent der Befragungsteilnehmer sind überzeugt, dass digitale Infrastrukturen helfen, neue Regeln im Bereich Compliance sicher zu stellen. 46 Prozent glauben zudem, dass sie die Kundenerlebnisse verbessern, und 42 Prozent gehen davon aus, die Cybersicherheit mit ihnen zu optimieren. "Ein ganz zentraler Vorteil, den eine Privatbank oder ein Vermögensverwalter durch eine digitale Plattform gewinnt, ist technologische Flexibilität. Das Finanzinstitut ist dadurch in der Lage, seine Services und digitalen Angebote genau an den individuellen Bedarf von bestimmten Kundensegmenten und sogar von einzelnen Klienten anzupassen", erläutert Johann Fichtner, Leiter Design bei Avaloq gegenüber springerprofessinal.de. Davon könnten selbst Backend- oder sogar Offline-Services profitieren.

Die verbesserte Customer Journey ist denn auch für 41 Prozent der Befragten der mit Abstand wichtigste Wettbewerbsvorteil für Banken und Vermögensverwalter innerhalb der kommenden fünf Jahre. "Banken beginnen gerade erst zu verstehen, welche Bedeutung die Customer Experience für sie hat", erläutert Fichtner und ergänzt:  

Um diese Transformation schnell zu vollziehen und flexibel auf neue Kundenbedürfnisse reagieren zu können, sind Finanzinstitute gut beraten, digitale Plattformen einzusetzen und den Prinzipien des Open Bankings und der Ökosysteme zu folgen. Im Ökosystem, das um die digitale Plattform herum entsteht, kommen Fintechs und Banken zusammen, was den Finanzinstituten bei ihren technologischen Innovationen eine viel kürzere Time-to-Market und größere Flexibilität ermöglicht."

Cloud-basierte Betriebsmodelle senken Kosten

Dabei bleibt die Implementierung digitaler Technologien sowie der Aufbau einer Plattform für klassische Finanzdienstleister immer noch eine große Herausforderung. Hierfür braucht es laut Knöpfle, El Arbi, Stein und Frère eine konsequente Ausrichtung der Organisation und Prozesse, IT-Infrastruktur sowie Personal. Im Gegenzug liefere zum Beispiel Cloud-Computing Banken oft ein kostengünstigeres IT-Betriebsmodell bei minimalem Anlagevermögen, indem es unter anderem die Möglichkeit bietet, eine Reihe von Nicht-Kernbankaktivitäten auszulagern, so die Springer-Autoren auf Seite 134.

Wie die erfolgreiche Einführung eines cloudbasierten Betriebsmodells funktionieren kann, erläutert Hendrik Lemelson, Product Strategy, Offering and Pricing Management bei Avaloq, gegenüber springerprofessional.de: "Beim Schritt in die Cloud geht es nicht nur darum, sich schnell mehr Rechenleistung und mehr Storage-Kapazität zu verschaffen. Neben Flexibilität ist ein zentraler Aspekt die Effizienz. Wenn man ein Kernbankensystem im SaaS- oder BPaaS-Modell nutzt, ist das Entscheidende, dass dies einen ganz anderen Grad an Standardisierung und Automatisierung im Banking ermöglicht." 

Verabschiede sich ein Finanzinstitut mit dem Schritt in die Cloud von seinen Legacy-Systemen, könne es so die oftmals innovationshemmende Komplexität seiner alten Systemlandschaft durch Banking-as-a-Service-Modelle überwinden. "Durch solch eine Industrialisierung des Bankings konzentriert sich die Bank wieder auf ihre wertschöpfenden Kernkompetenzen statt auf ihre Infrastruktur und IT-Landschaft."

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

12.11.2019 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken verschlafen Automatisierung des Kreditgeschäfts

30.01.2020 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

KI und die Cloud bestimmen die Zukunft der Banken

13.09.2019 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Open Banking braucht passende Sicherheitskonzepte