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02.12.2022 | E-Learning | Gastbeitrag | Online-Artikel

Soft Skills mit Video-KI trainieren

verfasst von: Dr. Christoph Hohenberger

4 Min. Lesedauer

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Traditionelles E-Learning stößt bei der Vermittlung von Soft Skills an seine Grenzen und individuelle Schulungen mit Coaches sind teuer und aufwendig. Video-KI kann mit personalisiertem Feedback Abhilfe schaffen.

Soft Skills werden für den Geschäftserfolg von Unternehmen immer wichtiger. Ob eine langfristige Kundenbeziehung entsteht, hängt oft vom Zwischenmenschlichen ab – also ob der Kunde sich dauerhaft gut vom Ansprechpartner im Vertrieb oder im Customer Service verstanden und betreut fühlt. 

Darüber hinaus sind Soft Skills für Führungskräfte heute unverzichtbar. Denn Mitarbeiter arbeiten zunehmend hybrid oder komplett remote zusammen. Nur mit guten sozialen Kompetenzen ist es möglich, ein verteiltes und remote arbeitendes Team erfolgreich zu leiten, Konflikte zu meistern und Beschäftigte zu motivieren. Doch wie lassen sich Soft Skills effektiv und kosteneffizient trainieren? 

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Video-KI macht E-Learning interaktiv

Viele Unternehmen setzen bei der Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter bereits auf E-Learning. Sie haben umfangreiche Bibliotheken mit Video-Content und anderen Lernmaterialien, die die Beschäftigten ansehen und durcharbeiten können. Bei der Vermittlung von Verhaltensweisen stößt es jedoch an seine Grenzen, weil die Interaktivität fehlt. Nicht nur das – auch die Lernform entspricht nicht der Art und Weise, wie das Wissen später angewendet werden muss, nämlich durch Sprechen. 

Konkret: In der Praxis geht es nicht darum Wissen abzurufen, sondern ein Gespräch zu führen. Die Alternative sind Trainings mit einem menschlichen Coach. Doch solche Kurse sind nicht nur sehr teuer – sie finden meist auch nur unregelmäßig statt und müssen im Voraus geplant werden. Hier kommt moderne Video-KI ins Spiel. 

Behavioral Intelligence beschreibt Verhalten

Die Behavioral-Intelligence-Technologie kann menschliche Verhaltenshinweise wie Gestik, Mimik und Sprache in Video-Aufnahmen erkennen und analysieren. Dazu nutzt sie proprietäre neuronale Netze und Machine-Learning-Methoden für die Verarbeitung von visuellen und akustischen Signalen. Um sicherzustellen, dass die Künstliche Intelligenz (KI) menschliche Diskriminierungsmuster nicht repliziert, muss der Trainingsdatensatz möglichst heterogen aufgestellt sein. Zudem lassen sich manuell Kontrollvariablen einfügen – die es natürlich regelmäßig zu überprüfen gilt. 

Aus den ermittelten Daten erfasst die Video-KI, wie Menschen von anderen wahrgenommen werden. Wissenschaftliche Grundlage dafür bildet unter anderem das Big-Five-Persönlichkeitsmodell, das heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung gilt. 

Im Kontext von Learning und Development lässt sich dies für individuelle Trainings nutzen. Mitarbeiter werden mit realistischen Situationen aus ihrem Berufsalltag konfrontiert, können diese üben und erhalten unmittelbares Feedback. Vielleicht möchte ein Vertriebsmitarbeiter trainieren, wie er am besten mit einem aggressiven Kunden sprechen sollte. In der Videosimulation sitzt er dem jeweiligen Kundentyp gegenüber und interagiert mit ihm. 

Das Gespräch wird aufgezeichnet und von der Video-KI analysiert. Im Anschluss erfährt der Mitarbeiter dann detailliert, wie sein kommunikatives Verhalten auf den Kunden wirkt. Dabei erhält er konkretes und individualisiertes Feedback, zum Beispiel, dass er schwer verständlich oder zu schnell gesprochen hat oder die Emotionen, die er durch Mimik vermittelt, nicht zu den Emotionen seiner Wortwahl passen. 

Datenschutz im Einklang mit Werten 

Wie überall im Personalwesen geht es auch im Bereich Learning und Development um sensible, personenbezogene Daten. Daher muss eine Video-KI-Plattform natürlich den strengen Datenschutzrichtlinien der DSGVO entsprechen. So muss zum Beispiel genau festgelegt sein, welche Daten erfasst und analysiert werden dürfen und wer darauf zugreifen kann. 

Das sogenannte Recht auf Vergessenwerden ist mit einer KI sogar einfacher umzusetzen: Wenn Daten einmal gelöscht sind, erinnert sie sich auch nicht mehr an sie. Ein Coach kann sein Gedächtnis dagegen nicht einfach löschen. Eine wichtige Maßnahme ist zudem die Anonymisierung und Pseudonymisierung von Daten, sodass sich bei übergreifenden Auswertungen keine Rückschlüsse mehr auf einzelne Personen ziehen lassen. 

Zudem sollten Teilnehmer ihre Daten auch selbst löschen können. Auch die Möglichkeit, Log-Ins und Nutzungsverhalten per Token zu anonymisieren, ist empfehlenswert. So lässt sich nicht einmal mehr nachverfolgen, wer an einer Umfrage teilgenommen hat. Ein guter Anbieter sollte sich außerdem kontinuierlich Datenschutz-Audits unterziehen und sich am "Trustworthy AI"-Framework der EU-Kommission orientieren. Dies soll sicherstellen, dass die neue Technologie im Einklang mit den europäischen Werten entwickelt wird. 

Soft-Skills-Trainings einfach verfügbar machen

Natürlich kann eine KI aus einer Videosimulation heraus nur das erkennen, was sie auch sieht. Sie hat also immer einen eingeschränkten Blick. Außerdem analysiert die KI lediglich das gezeigte Verhalten. Behavioral-Intelligence-Technologie kann und will menschliche Interaktionen also nicht ersetzen, sondern dient zur Ergänzung der Lernerfahrung aus der Praxis. Im Kontext von Learning und Development geht es vielmehr darum, für so viele Mitarbeiter wie möglich einen Entwicklungsraum zu eröffnen, in dem sie individuelles Feedback erhalten und an ihren Soft Skills arbeiten können. Vom Ergebnis profitieren Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen.

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