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14.12.2020 | Energie + Nachhaltigkeit | Schwerpunkt | Online-Artikel

Green Deal könnte schlechter Deal sein

3 Min. Lesedauer

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Europa soll bis 2050 klimaneutral sein. Der politische Fahrplan der EU dafür heißt Green Deal. Doch für unseren Planten könnte er weniger positive Folgen haben, so Wissenschaftler des KIT.

Mit dem Green Deal soll der europäische Kontinent schrittweise bis 2050 klimaneutral werden. "Die Verschärfung des EU-Klimaziels (Green Deal) für 2030 von 40 auf 55 Prozent seitens der EU-Kommission stellt die gesamte Europäische Industrie, nicht zuletzt die energieintensive, zusätzlich vor große Herausforderungen", beschreibt Springer-Autor Roman Stiftner in seinem Zeitschriftenbeitrag Green Deal – Chancen und Risiken für die Mineralrohstoffwirtschaft auf Seite 474 eine erste Etappe.

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Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben nun ermittelt, dass der Green Deal ein schlechter Deal für den Planeten sein könnte. Denn die EU verlagere durch hohe Importe von Agrargütern ihre Umweltschäden nach außen.

Verlagerte Landwirtschaft – verlagerte Probleme

Ein Grund dafür: Bis 2030 soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet sein, der Einsatz von Düngemitteln soll um 20 und der von Pestiziden um 50 Prozent reduziert werden. Zudem sollen drei Milliarden Bäume gepflanzt und 25 000 Kilometer Flüsse wiederhergestellt werden. Auch Bestäubern wie Bienen oder Wespen sollen bessere Bedingungen geboten werden.

"Diese Maßnahmen sind wichtig und sinnvoll", so Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen. "Es müssen aber auch parallel Ziele für den Außenhandel festgelegt werden."
Die Europäische Union hat 2019 ein Fünftel der Feldfrüchte und viele Fleisch- und Milchprodukte aus dem Ausland eingekauft, häufig von dort, wo es mit der Nachhaltigkeit und Umweltgesetzten nicht so streng zugeht wie hierzulande und wo im Durchschnitt mehr als doppelt so viele Düngemittel eingesetzt werden. Auch der Pestizideinsatz sei dort steigend.

"Importiert die EU also aus diesen Ländern Waren, lagert sie Umweltschäden einfach in andere Regionen aus, während sie gleichzeitig die Lorbeeren für die grüne Politik in den eigenen Ländern einheimst", so der Klimaforscher.

Die Wissenschaftler des KIT empfehlen deswegen, dringend die Nachhaltigkeitsstandards zu harmonisieren und dafür beispielsweise den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden stark zu reduzieren und Entwaldung zu vermeiden. Außerdem sollte der CO2-Fußabdruck Europas weltweit bewertet und verbessert werden. Die Kohlenstoffbilanzierung nach dem Pariser Abkommen erfasse nur die Emissionen, die innerhalb eines Landes bei der Produktion anfielen, nicht aber diejenigen, die bei der Herstellung von importierten, in einem anderen Land produzierten Gütern entstanden seien.

Reduktion von Fleisch und Milch effizienter

Eine weitere Möglichkeit sei es, den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren. Das würde auch die Agrarimporte verringern. Zudem sollten einheimische Produkte nach entsprechenden Standards gestärkt werden. Dazu könnten Gebiete mit geringer Artenvielfalt oder nichtlandwirtschaftlicher Nutzung umfunktioniert werden. Ernteerträge ließen sich zudem etwa mit der Geneditierungstechnik CRISPR steigern, womit die genießbare Masse, die Höhe und die Schädlingsresistenz von Pflanzen verbessert werde, ohne Gene einer anderen Art zu verwenden.

Solche Pläne sind sinnvoll, müssten aber auch finanziert werden, da die Landwirte kaum in der Lage sein werden, solche anspruchsvollen Projekte allein umzusetzen. "Allerdings sind die ursprünglich geplanten monetären Pläne des Green Deals vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie keine Selbstverständlichkeit. […] Eine finale Festlegung finanzieller Maßnahmen bleibt deshalb abzuwarten", bringen die Springer-Autoren Mischa Bechberger, Yannick Thiele und Kirsten Neumann in ihrem Buchkapitel European Green Deal: Hebel für internationale Klima- und Wirtschaftsallianzen auf Seite 76 noch einen weiteren bremsenden Faktor ins Spiel.

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