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29.01.2020 | Ergonomie + HMI | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie smarte HMI-Lösungen das Interieur revolutionieren

verfasst von: Patrick Schäfer

4 Min. Lesedauer

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Im Interieur finden sich immer mehr und immer größere Bildschirme. Reale und virtuelle Welt verwischen im Wortsinn immer weiter, die Ablenkungsgefahr steigt. Einen Ausweg bietet die intelligente Windschutzscheibe.

Das Interieur im Automobil befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. "Der automobile Innenraum wird sich in den nächsten zehn Jahren mehr verändern als in den letzten fünf Jahrzehnten zuvor", heißt es im Artikel Oberflächeninnovationen für das Interieur künftiger Fahrzeuge aus der ATZ 6/2019. Die Digitalisierung und der Trend zum automatisierten Fahren machen aus Cockpits Display-Landschaften. Nicht nur bei hochpreisigen Fahrzeugen wie Tesla, Audi oder Mercedes-Benz finden sich immer mehr, viele Zoll große Displays. Elektroautohersteller Byton möchte gar mit einem Display von Tür zu Tür in Serie gehen. Denn das HMI der Zukunft stellt die Entwickler vor große Herausforderungen. Relevante Informationen für den Fahrer, Navigation, sicherheitsrelevante Daten aus der Vernetzung, Informationen zum Status des automatisierten Fahrens sowie das immer größer werdende Angebot an Apps im Fahrzeug müssen irgendwo sinnvoll dargestellt werden können. 

Das Interieur der Zukunft muss mehr denn je den Spagat schaffen zwischen einem Fahrerarbeitsplatz, der intuitiv und mit möglichst geringer Ablenkung des Fahrers bedienbar ist, und einem Wohlfühlambiente für alle Insassen, natürlich jederzeit voll vernetzt", sagt Jochen Ehrenberg, CTO beim Interieurzulieferer Preh im Interview "Der Innenraum und das HMI werden an Stellenwert gewinnen".

Das autonome Fahren, bei dem wir nur noch Passagiere sein werden, wird das Fahrerlebnis neu definieren und weiter digitalisieren. Denn ohne die Fahraufgabe entstehen zwangsläufig Freiräume für andere Tätigkeiten, die vornehmlich auf Displays in der digitalen Welt stattfinden werden. Bei dieser Neuwidmung wird aus dem Fahren als Erlebnis die sprichwörtliche Erlebnisfahrt. "Die emotionale Bindung zum Fahrzeug wird zukünftig mehr durch das Erlebnis des Passagiers während der Nutzung bestimmt als über das Fahrzeug als Objekt selbst", schreiben die Autoren in Oberflächeninnovationen für das Interieur künftiger Fahrzeuge

Von der Information zur Ablenkung

Das Informationsbedürfnis mit komplexen Infotainmentsystemen zu befriedigen, ist jedoch nicht nur im jetzigen Stadium ein gefährliches Unterfangen. "Ergonomen stellen bei Probandentests nicht selten eine gewisse Überforderung fest", schreibt Stefan Schlott zur Flut an Knöpfen, Schaltern und Displays in modernen Fahrzeugen in seinem Artikel Intelligente Oberflächen als diskrete Bedienelemente in der ATZelektronik 11/2019. Dies kann schnell zu gefährlichen Situationen führen. Denn Ablenkung am Steuer ist so gefährlich einzuschätzen wie zu schnelles Fahren, wie eine aktuelle Studie zeigt. Demnach verursacht Ablenkung jeden zehnten Unfall auf Deutschlands Straßen.

Vor allem die Bedienung über Touchscreens erweist sich als besonders problematisch. "Der Trend weg vom haptischen Feedback, hin zu berührungsempfindlichen Bildschirmen ist für die Interaktion im Fahrzeug nicht der Weisheit letzter Schluss", warnt Andreas Burkert in seinem Fokus Riskantes multimediales Verwirrspiel aus der ATZ 5/2017. Bis zu 48 Sekunden Ablenkungsdauer können aus der Bedienung resultieren. Ist das "Smartphone auf Rädern" ein Irrweg?

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Eine Möglichkeit, die komplexen Bediensysteme in Innenräumen zu vereinfachen, ohne die Anzahl und Größe von Anzeigeelementen zu erhöhen, könnte in der Entwicklung von Näherungsschaltern liegen. Intelligente Oberflächen könnten bedarfsgerecht Tasten "aus dem Nichts" hervorbringen, ohne ansonsten die Konzentration des Fahrers zu stören, so Schlott. Daraus resultierende Informationen könnten beispielsweise im Blickfeld des Fahrers in einem Head-up-Display angezeigt werden. Gegenüber den vom Smartphone adaptierten Display-Landschaften mit Bedienung über Berührung, Wischen und Gestern müsste hier der Blick nicht lange vom Verkehrsgeschehen gelenkt werden. Auch neue Entwicklungen in der Lichttechnik, die Projektionen direkt auf die Straße ermöglicht, könnten die intelligenten Oberflächen unterstützen, stellvertretend seien hier Audi und Land Rover genannt. 

Die Windschutzscheibe wird zum HUD

Doch die Entwickler arbeiten bereits an einer Ausbaustufe der Head-up-Displays. Denkt man das Konzept weiter, könnte man auch die gesamte Frontscheibe als HUD nutzen. Damit wäre die "intelligente Windschutzscheibe" geboren.

So haben Nuance und Saint-Gobain Sekurit bereits 2019 auf der CES eine Vision des "knopffreien Autos der Zukunft" vorgestellt. Mit Blickerfassung und reiner Sprachsteuerung soll die dort gezeigte smarte Windschutzscheibe zur maximalen Erweiterung des HMI führen. Den gleichen Weg geht auch der Folienspezialist 3M, der auf der IAA 2019 einen optische Spezialfolie vorstellte. Mit dem "3M windshield combiner film" wird die Frontscheibe zu einem großen Head-up-Display. Der Marktstart soll etwa 2021 erfolgen.

Der japanische Chemie-Konzern Sekisui Chemical hat auf der vergangenen IAA einen Demonstrator vorgestellt. Das Konzept der intelligenten Windschutzscheibe geht hier noch einen Schritt weiter. Die Verbundfolie mit Lichtfunktion des Kunststoffspezialisten ermöglicht die datengetriebene Visualisierung von Informationen in Echtzeit außen und innen. Damit fungiert "Luminous PVB" als Anzeige- und Kommunikationselement für die Insassen und andere Verkehrsteilnehmer wie Passanten. Damit könnte die Windschutzscheibe der Zukunft des softwaregesteuerten Fahrzeugs alle Bereiche von Fahrerinformation, automatisiertes Fahren und Vernetzung abdecken.

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