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22.05.2018 | Ergonomie + HMI | Schwerpunkt | Online-Artikel

Displays verdrängen den Tacho

verfasst von: Patrick Schäfer

4 Min. Lesedauer

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Das Kombiinstrument verändert sich: Die analoge Instrumentierung verschwindet nach und nach aus dem Auto und wird durch Displays ersetzt. Der Wandel ist nicht nur der gewachsenen Flut an Informationen geschuldet.

Mitte der 1930er Jahre entstanden erste Ansätze des heutigen Kombiinstruments: Neben dem klassischen Tacho zur Anzeige der Geschwindigkeit wurden weitere Instrumente zu einer Einheit zusammengefasst. Lange Zeit vertraute man dabei auf mechanische Rundinstrumente, die leicht ablesbar und schnell zu interpretieren waren. Später kamen Multifunktionsdisplays hinzu. 

Den Anzeigen im Kombiinstrument des Fahrzeugs kommt eine wichtige Bedeutung zu. Sie unterstützen den Fahrer bei der Fahraufgabe, indem sie ihn mit relevanten Informationen versorgen. Das ist besonders wichtig, da der Mensch die größte Menge an Informationen vor allem optisch aufnimmt. Doch die rotierende Tachowelle ist längst Geschichte, der Trend ist klar: Der klassische Zeiger wird aus dem Cockpit verdrängt, ebenso wie Schalter und Knöpfe aus dem Innenraum. Waren vollständig digitale Anzeigen im Kombiinstrument lange Zeit Fahrzeugen der Oberklasse vorbehalten, sind sie inzwischen in der Kompaktklasse angekommen. Aktuelles Beispiel: In der neuen A-Klasse bietet Mercedes zumindest optional das Widescreen-Cockpit mit zwei Displays in bis zu 10,25 Zoll Größe an.

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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Von Fahrerinformation über Fahrerassistenz zum autonomen Fahren

Fahrer benötigen zur sicheren Steuerung ihres Fahrzeugs im Straßenverkehr eine Reihe von Anzeigen. Viele Funktionen zur Fahrerassistenz benötigen Eingaben des Fahrers. Wie auch in den vergangenen Jahren die Funktionsvielfalt gewachsen ist, sind auch Anzeigeund Bedienelemente gestiegen. Im vorangegangen Kapitel wurde bereits die Begrenztheit der menschlichen Leistungsfähigkeit bei der gleichzeitigen Aufnahme und Interpretation von Informationen dargelegt.


Die Abkehr vom traditionellen Rundinstrument liegt unter anderem an der Erweiterung der Funktionsmöglichkeiten im Auto: "Waren in den Frühzeiten des Automobils nur sehr wenige Anzeigeinstrumente vorhanden, hat sich ihre Anzahl inzwischen erheblich erhöht, um die Funktionsvielfalt zu ermöglichen, die Kunden heutzutage erwarten", schreibt Stefan Geisler in seinem Buchkapitel Von Fahrerinformation über Fahrerassistenz zum autonomen Fahren in Sicherheitskritische Mensch-Computer-Interaktion. Alle dieser hinzugekommenen Funktionen werden heutzutage nicht mehr mechanisch, sondern über elektronische Steuereinheiten betrieben. Parallel dazu stehen immer schnellere und hochauflösendere Displays zur Verfügung. Ob Bordcomputer, Multimedia oder Führung durch Navigationsdaten – mit der Fülle an Informationen wachsen auch die Displays. Autos gleichen daher immer mehr Smartphones auf Rädern, wenn es um die Anzeigenelemente geht.

Zurück zu den Wurzeln in informationstechnischer Hinsicht geht es für die digitalen Anzeigeelemente beim automatisierten Fahren. Sicherheitsrelevante Aspekte stehen hier wieder im Vordergrund, denn das Fahrzeug übernimmt immer mehr Aufgaben, um schließlich den "Fahrer" zu chauffieren. Das bedeutet auch, dass sich der Mensch-Maschine-Dialog verändert. Die Displays sollen den Übergang zum automatisierten Fahren visuell begleiten. "In Zukunft werden Informationen von Radareinheiten und Weitsichtkameras die Möglichkeiten im Bereich der Fahrerassistenz erweitern und neue Anforderungen an Fahrerinformations-Systemdisplays stellen", so Bernhard Kockoth in seinem Beitrag Integration und Isolierung Sicherheitsaspekte auf dem Weg zum Cockpit von morgen in der ATZelektronik 1/2016. Hochauflösende Displays schaffen im Verbund mit schneller Rechenleistung der Steuergeräte eine Umgebungsvisualisierung mit hohem Detaillierungsgrad, um dem Fahrer akkurat über den Stand der abgegebenen Fahraufgabe zu informieren. 

Individualisierung und Aktualisierung

Nicht zuletzt wird der Zeiger auch dem Komfort und Designaspekten geopfert. Der User beziehungsweise Autofahrer ist es inzwischen von seinen Mobilgeräten und vom Computer gewohnt, Displays selbst konfigurieren zu können. Das Konzept der Individualisierung findet seit einiger Zeit auch für die Bedienelemente seinen Weg ins Fahrzeug. So lassen sich auch die Anzeigen im Kombiinstrument in verschiedenen Designs wiedergeben. Die Auswirkungen der Digitalisierung betreffen die komplette Interaktion zwischen Mensch und Maschine: 

Neue HMI-Konzepte bestehen aus touch-sensitiven Bedienelementen. Sie lösen die traditionellen Bediensysteme ab und ermöglichen hochflexibel unterschiedlichste Anzeigen und Bedienungen. Sie sind personalisierbar, können sich unterschiedlichen Fahrzuständen anpassen und sind durch Software-Updates über Jahre hinweg während ihrer Nutzung im Feld stets aktuell", sagt Jochen Ehrenberg, Geschäftsführer Produktentwicklung und Werke beim Interieurzulieferer Preh im Interview Touch-Funktionen lösen die traditionelle Bedienung ab in der ATZ 4/2018.

Digital ist nicht immer besser

Individuell einstellbar, flexible Anzeigemöglichkeiten und hohe Informationsdichte: Die Vorteile der digitalen Instrumentierung überwiegen scheinbar. Durch logische Darstellung in Grafiken sind sinnvolle Anzeigen für alle Fahrsituationen möglich, die den Übergang zum automatisierten Fahren visuell begleiten. 

Doch noch sind viele Hürden für eine optimale Darstellung zu nehmen, denn die Technik hat auch Nachteile: Viele Einstellmöglichkeiten bedeuten oft lange Ablenkungszeiten, und die Informationsdichte kann schnell unübersichtlich werden. "Dem Fahrer entgleitet zunehmend die Kontrolle", konstatiert Andreas Burkert in Riskantes multimediales Verwirrspiel in der ATZ 5/2017. Zwar schreibt Gerhard Wesner schon 2002: "Gemessen an den Herausforderungen des Verkehrsmanagements von heute und morgen wirkt das runde Messinginstrument von 1908 in der Tat antiquiert" in 100 Jahre Tacho. Doch "[d]as Wissen um die eigene Geschwindigkeit war der Anfang von allem" heißt es weiter. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum viele Displays immer noch das klassische Rundinstrument simulieren. 

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