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18.09.2018 | Kapitalmarkt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Deutschen Lust auf Geldanlage machen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Deutsche Verbraucher sind bei Kapitalanlagen zurückhaltend. Doch wie weckt die Branche das Interesse an entsprechenden Produkten, etwa als Teil der Altersvorsorge? Beim Deutschen Derivate Tag in Frankfurt haben Referenten wie Teilnehmer nach Antworten gesucht.

"Die Deutschen sparen sich arm", war die Kernbotschaft von Hartmut Knüppel, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV), auf dem Deutschen Derivate Tag am Montag in Frankfurt. Er zeigte Verständnis für die Schutzwürdigkeit privater Anleger etwa im Hinblick auf transparente Informationen zu Kapitalmarktprodukten. Dennoch kritisierte er die regulatorischen Vorgaben aus der Politik, die in den Jahren nach der Lehman-Pleite beschlossen worden waren. "Man ist damit weit über das Ziel hinaus geschossen", meinte Knüppel zum Auftakt der Veranstaltung. Dies habe zu einer Bürokratisierung der Anlageberatung geführt, die den Instituten viel Zeit und Geld koste und potenzielle Anleger abschrecke.

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Geldanlage stärker in den Fokus der Verbraucher rücken

Er forderte die Politik auf, die Anlagekultur in Deutschland stärker zu fördern und den Menschen die Scheu vor komplexeren Anlageformen zu nehmen. Durch die Seminar-Reihe "DDV on Tour" mit TV-Börsenkorrespondent Holger Scholze versuche der Verband, Privatanlegern Grundlagenwissen zum Handel von Wertpapieren und Finanzprodukten zu vermitteln. "Dennoch brauchen wir dabei eine klare Produkt- und Kostentransparenz", betonte der 2019 scheidende DDV-Chef und verwies zugleich auf den eigenen Fairness-Kodex, zu dem sich die Verbandsmitglieder verpflichtet haben.

Auch FDP-Bundestagsabgeordnete Bettina Stark-Watzinger, Vorsitzende des Finanzausschusses, sprach sich bei der Veranstaltung für mehr Finanz- und Wirtschaftsbildung an Schulen aus. Zudem regte sie ein einheitliches Renteninformationssystem an, dass den Verbrauchern helfe, Lücken zu erkennen, die richtige Vorsorge aufzubauen und dabei Kapitalmarktprodukte stärker in ihren Fokus zu rücken. "Die Digitalisierung verschafft uns die nötige Datenbasis dazu", sagte Stark-Watzinger. Die Branche solle die Blockchain und Distributed-Ledger-Technologien und deren Innovationskraft daher für sich nutzen. "Wir müssen ambitionierter werden", forderte die Politikerin.

Anlageberatung muss ganzheitlich sein

"Ob anhaltende Niedrigzinsen, die zunehmende Digitalisierung der Geschäftsprozesse, der weiter voranschreitende demografische Wandel oder die zunehmende Mobilität der vermögenden Privatkunden – Kreditinstitute und damit auch die Anlageberatung stehen vor enormen Herausforderungen", meint auch Hans Nickel im Buchkapitel "Perspektiven und Trends in der Anlageberatung" (Seite 155). Vor dem Hintergrund steigender regulatorischer Kosten und noch immer verkrusteter Strukturen müssen die Institute dem Springer-Autor zufolge auf zukunftsfähige Themen setzen, um weiterhin zukunftsfähig zu bleiben. Er rät der Branche daher:

Aufgrund der veränderten Bedürfnisse und vor allem der gestiegenen Ansprüche der vermögenden Privatkunden wird ein Anlageberater im intensiven Wettbewerb nur bestehen können, wenn er seinen Kunden eine bedarfsgerechte, kontinuierliche und insbesondere themenübergreifende ganzheitliche Anlageberatung anbietet."

Informationen zum richtigen Zeitpunkt

Einen weiterer Aspekt, den die Politik bei ihren Kapitalmarkt-Regulierungen nicht ausreichend berücksichtigt, ist nach Meinung von Andreas Hackethal, Professor am House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität, die Inhomogenität der privaten Investoren. "Die digitale Revolution gibt uns die Möglichkeit, individuelle Lösungen für Anleger anzubieten", erklärte er im Rahmen der DDV-Veranstaltung. Mit den passenden Daten und Algorithmen könnten Banken nicht nur identifizieren, wann ein günstiger Beratungszeitpunkt eines Kunden sei, sondern auch, wo die Ursachen für eine mangelnde Kapitalmarktteilnahme liegen. "Wir haben bei unserer Forschung herausgefunden, dass Bildung und Informationen vor allem dann greifen, wenn jemand tatsächlich vor einer finanziellen Entscheidung steht."

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