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06.03.2020 | M&A-Management | Schwerpunkt | Online-Artikel

Private Equity boomt trotz Konjunkturflaute

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Schwelende Handelskonflikte und Konjunkturschwäche beeindrucken die Private-Equity-Branche nur wenig, wie aktuelle Zahlen zeigen. Ein spezieller Fokus auf Branchen, Länder, Assetklassen und Nachhaltigkeit sollen auch künftig den Erfolg der Branche sichern.

Private-Equity-Kapitalgeber investierten laut aktuellem "Global Private Equity Report" zwischen 2014 bis 2019 rund 3,2 Billionen US-Dollar in sogenannte Buyout-Transaktionen, also in Unternehmenskäufe. Wie das Beratungshaus Bain in dieser aktuellen Studie ermittelte, entfielen davon allein auf das vergangene Jahr 551 Milliarden US-Dollar. Insgesamt habe die Branche 2019 Mittel in Höhe von 894 Milliarden US-Dollar eingeworben. Das sei der zweithöchste Betrag in den vergangenen 16 Jahren.

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Mehr als 2.500 Transaktionen in Europa 2019

Europaweit zählten die Analysten von Pwc Deutschland im abgelaufenen Jahr 2.515 Transaktionen mit Private-Equity-Beteiligung. Das ist ein Plus von 16 Prozent verglichen mit 2018, heißt es im aktuellen "Private Equity Trend Report 2020" des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens. Finanzinvestoren haben sich demzufolge mit 260 Milliarden Euro am Kauf und Verkauf von Unternehmen beteiligt. Das Deal-Volumen habe damit nur leicht unterhalb des Rekordjahres 2018 mit 262,1 Milliarden Euro gelegen. Insbesondere die Zahl der Buyouts sei 2019 gestiegen. Laut Studie wuchs das Transaktionsvolumen dabei um 26 Prozent auf insgesamt 1.973 Deals. Der Wert kletterte um 15 Prozent auf insgesamt 200,7 Milliarden Euro.

"Das liegt vor allem an dem hohen Niveau der Mega-Deals im Wert von mehr als einer Milliarde Euro und an der steigenden Anzahl von Deals mit einem Transaktionswert zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro", erklärt Steve Roberts, Leiter Private Equity bei Pwc Deutschland. Sein Unternehmen zählte 2019 insgesamt 81 dieser Großtransaktionen.

Geldgeber schauen auf Wertsteigerungspotenziale

Ein Trend, den auch Christoph Schalast und Gregor Wedell im Buchkapitel "Private Equity" bestätigen. "Die von Private-Equity-Investoren auf dem deutschen Markt getätigten Investments steigen seit 2010, das heißt seit dem Ende der Subprime-/Lehman-Krise, wieder an", schreiben die Springer-Autoren auf Seite 186. Allein in Deutschland wurden 2017 rund 11,313 Milliarden Euro investiert. Damit wurde erstmals das hohe Niveau aus der Zeit vor der Krise, insbesondere während der Boom-Jahre 2005 bis 2007, übertroffen.

Private-Equitiy-Investoren komme es bei der Wahl ihrer Zielobjekte vor allem auf "Unternehmen mit ausreichendem Wertsteigerungspotenzial" an, so Schalast und Wedell auf Seite 187. Dessen Bewertung hänge von verschiedenen internen wie externen Faktoren ab. In nachstehender Tabelle sind die wichtigsten zusammengefasst:

Interne Faktoren

Externe Faktoren

Wettbewerbsposition im Markt oder in Märkten

Zyklizität

Unternehmensstrategie (Produkte, Märkte)

Regulierungsdichte in der Branche

Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem Wettbewerb

Kartellrechtliche Hürden

Historische Performance

Abhängigkeit von Lieferanten und Vorprodukten

Optimierungspotenziale (Kosten, Prozesse, Cashflow)

   

Quelle: "Grundlagen des M&A-Geschäftes", Christoph Schalast, Gregor Wedell, Seite 189

Was Private-Equity-Investoren erfolgreich macht

Mit der digitalen Disruption müssen sich alle Anbieter einer weiteren großen Herausforderung stellen, ergänzen die Studienexperten von Bain. Im Vorfeld einer jeden Transaktion sei mittlerweile zu prüfen, wie und wann der digitale Wandel die jeweilige Branche trifft und wie sich das auf das Geschäftsmodell des Zielobjekts auswirkt. 

Ihr Report fasst außerdem die vier wesentlichen Erfolgskriterien für die Private-Equity-Gesellschaften zusammen:

  1. Branchenfokus: Renditestarke Spezialisten kennen ihre Branche, deren Chancen sowie deren Risiken besser als andere und profitieren von diesem Know-how.
  2. Länder-/Deal-Fokus: Andere Fonds konzentrieren sich auf eine Region oder Assetklasse und setzen sich hier gegen jeden Wettbewerber durch.
  3. Wertsteigerung im Portfolio: Branchenübergreifend wissen diese Fonds genau, wie sie den Wert bestimmter Unternehmen steigern können, und folgen einem festgelegten Drehbuch.
  4. Marktmacht: Kapitalkräftige Fonds punkten bei Deals mit ihren umfassenden Ressourcen und meistern selbst komplexeste Transaktionen.

Rolf-Magnus Weddigen, der die Private-Equity-Praxisgruppe bei Bain im deutschsprachigen Raum leitet, sieht derartig strategisch aufgestellte Gesellschaften in Zukunft klar im Vorteil. 

Zudem müssten diese die Themen Umwelt, Soziales und Ethik (Environmental, Social and Governance; ESG) künftig stärker berücksichtigen. "Jeder Fonds braucht klare ESG-Richtlinien. Impact Investing könnte die Spielregeln im Private-Equity-Geschäft in den kommenden Jahren grundlegend verändern", so Weddigen.

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