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27.06.2022 | Private Equity | Schwerpunkt | Online-Artikel

PE-Investoren fehlt bei KMU noch Überzeugungskraft

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5:30 Min. Lesedauer

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Der Markt für Beteiligungen ist offenbar noch nicht ausgereizt, zeigt eine aktuelle Umfrage. Vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen bieten Investoren vielfältige Chancen. Doch sind viele Entscheider in den Betrieben nicht von den Vorteilen von Private Equity (PE) überzeugt.

Private-Equity-Investitionen erlebten in den vergangengen Monaten trotz der Corona-Pandemie einen ernomen Schub. So übersprang der Beteiligungsmarkt im verganen Jahr weltweit die Eine-Billion-Dollar-Grenze. Große Chancen schlummern laut der Experten von VR Equitypartner, einem Unternehmen der genossenschaftlichen Bankengruppe, im deutschen Mittelstand. Laut einer Umfrage der Frankfurter Beteiligungsgesellschaft, für die Anfang des Jahres rund 200 Antworten deutscher Mittelständler zur Reputation und Effektivität von Private Equity (PE) ausgewertet wurden, besteht bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) noch hohes Marktpotenzial. Allerdings muss die PE-Branche am eigenen Image polieren, um als Kapitalgeber zu überzeugen. 

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Heuschrecken-Image hält sich

Die Vorbehalte gegenüber den Beteiligungsgesellschaften und Investoren halten sich gerade im deutschen Mittelstand hartnäckig, wie Kerstin Schneider und Jürgen Schneider im Buchkapitel "Private-Equity-Finanzierung" auf Seite 172 berichten. Dort beschreiben die Springer-Autoren, die "Mythen und Missverständnisse", die sich um diese Finanzierungsform ranken und deren Investoren 2004 vom SPD-Politiker Franz Müntefering in einer Rede mit "verantwortungslosen Heuschreckenschwärmen" verglichen wurden. 

Auf der anderen Seite ist festzustellen, dass trotz der von Müntefering angestoßenen Heuschrecken-Debatte und anderer Vorbehalte das Interesse mittelständischer Unternehmen an der Finanzierungalternative PE bis 2019 ständig gewachsen ist", schreibt das Autoren-Duo. 

Krisenbedingte Abkühlung des Geschäftsklimas

Auf einen stetigen Anstieg der Wachstumszahlen folgte zwar Anfang 2020 ein pandemiebedingter, massiver Einbruch. Doch die Zahlen entwickelten sich bald wieder rasant noch oben. Mitte Mai meldete das German Venture Capital Barometer von KfW Research für das erste Quartal 2022 allerdings erneut eine deutliche Abkühlung des Geschäftsklimas auf dem deutschen Private-Equity-Markt. "Der eskalierte Krieg in der Ukraine und die stark erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit dürften maßgeblich für den Klimaeinbruch sein", heißt es in der Analyse zur Begründung.  

Dennoch ist der deutsche Mittelstand für PE-Investoren durchaus attraktiv, wie die aktuelle Umfrage offenbart. Dieser zufolge waren bei knapp 20 Prozent der befragten Firmen entweder bereits einmal ein Private-Equity-Gesellschafter an Bord, sind es aktuell oder es steht ein Einstieg innerhalb der nächsten zwölf Monate auf der Agenda.  

PE als Basis der Wertschöpfung betrachten

Insgesamt seien bei kleineren Mittelständlern mit einem Jahresumsatz unter 20 Millionen Euro und weniger als 50 Beschäftigten die genauen Einsatzbereiche und Möglichkeiten von Private Equity aber nicht flächendeckend bekannt, monieren die Studienautoren. Deren Strategien, wie beispielsweise "Buy & Build", mit denen sich die Wettbewerbsposition "bedeutend verbessern" als auch die Expansion und Wertschöpfung steigern lässt, überzeugt einen Teil der Unternehmenslenker zumindest nicht vollständig. Nur knapp die Hälfte der Befragten sehen in dieser Finanzierungsform eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung ihres Betriebs.

Zwar sagt ein Viertel, dass mit Private Equity auch eine höhere Profitabilität einhergeht und knapp 40 Prozent geben an, dass PE-Gesellschaften bei der Nachfolgeregelung und somit bei der Sicherung der Unternehmenszukunft helfen. Dennoch steht für 37 Prozent fest, dass diese Beteiligungsfinanzierung vor allem viel Abhängigkeit, Einmischung, Schuldenaufnahme und Exit-Druck mit sich bringt.

Mittelstands-DNA steht PE-Beteiligung oft entgegen

Einen Grund für diese Sichtweise sehen Kerstin Schneider und Jürgen Schneider in der Einheit von Eigentum und Leitung, die bei den häufig inhaber- oder familiengeführten mittelständische Unternehmen zu "einzigartigen Unternehmenscharakteristika" führen. Diese unterscheiden sich "insbesondere in den Unternehmenszielen sehr deutlich von managementgeführten Publikumsgesellschaften". Gerade bei Familienunternehmen nehmen nichtfinanzielle Ziele einen hohen Stellenwert ein, betonen Kerstin und Jürgen Schneider auf Seite 173 und führen aus:

Die spezielle Ausrichtung dieser Unternehmen mit ihren Merkmalen und Zielen erzeugt eine Unternehmens-DNA, die es möglich macht, dass trotz geringer Unternehmensgröße immer wieder Weltmarktführer bei bestimmten Techniken und Produkten entstehen. Hermann Simon (Gründer des Beratungsunternehmes Simon-Kucher, Anm. d. Red.) spricht in diesem Zusammenhang von so genannten Hidden Champions. Insbesondere bei der [...] Finanzierungsform PE verändert sich der Kreis der Eigentümer. Damit ist zu erwarten, dass sich die mittelstandspezifischen Charaktereigenschaften stufenweise mitverändern, weil PE-Geldgeber andere Vorstellungen und Ziele verfolgen."

Investoren agieren eher langfristig

Das Bild der Heuschrecken spukt also offenbar bei vielen Firmenchefs noch im Kopf herum. Das treffe jedoch auf die meisten Investoren nicht zu, so die Studienautoren. "In der Regel gehören gerade die langfristigen Investitionen mit zu den erfolgreichsten. Die Unternehmen werden bei der Nachfolgeplanung, dem Expansionskurs sowie ganz unterschiedlichen Zielen wie Internationalisierung, Digitalisierung oder auch Nachhaltigkeit unterstützt und dabei über viele Jahre hinweg begleitet", beschreibt Christian Futterlieb, Geschäftsführer von VR Equitypartner, die Ziele der PE-Investoren. 

Seriöse Beteiligungsgesellschaften entwickelten Betriebe langfristig, um diese stärker zu machen. Die Teams seien meist auch dann noch da, "wenn keine Beteiligung mehr besteht". Besonders in Krisen, wie zuletzt der Pandemie oder seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, bringen kapitalstarke Partner oft auch externes Know-how mit. 

Daher agieren PE-Investoren auch häufig als Innovatoren in ihren Portfoliounternehmen, wie Carl-Philipp Barth im Buchkapitel "Geschäftsmodell und Geschäftsmodellinnovation" (Seite 73) erläutert: 

Dabei wird zwischen kontinuierlicher (inkrementeller) und unterbrochener/unsteter (radikaler) Innovation unterschieden. Durch kontinuierliche Innovationsprozesse hält man mit den Wettbewerbern Schritt, eine radikale Innovation dagegen gibt einem Unternehmen einen wesentlichen Vorsprung gegenüber seinen Wettbewerbern."

Laut dem Springer-Autor umfasst der Innovationsbegriff alle Managementaktivitäten, die in den Prozess der Ideenfindung, in die Technologieentwicklung, den Herstellungsprozess und in das Marketing eines neuen oder verbesserten Produkts, Herstellungsprozesses oder Ausstattung eingebunden sind. 

Über Vorteile von PE-Finanzierungen besser aufklären

Über die Tätigkeitsbereiche der Beteiligungsgesellschaften haben die Unternehmenslenker aber laut Umfrage "nur eine sehr ungenaue Vorstellung". "Es besteht viel Aufklärungsbedarf. Wer bereits mit Private Equity in Berührung gekommen ist, sieht eher Chancen in dieser Finanzierungsform für sein Unternehmen, als sich von Vorbehalten leiten zu lassen. Deshalb müssen Beteiligungsunternehmen bei kleineren mittelständischen Unternehmen die Vorteile und Möglichkeiten viel deutlicher herausstellen", urteilt Peter Sachse, Geschäftsführer bei VR Equitypartner.  

Wer bereits mit Private Equity zu tun hatte, bewertet das Image der Kapitalgeber "in sämtlichen abgefragten Bereichen deutlich positiver". Knapp die Hälfte der Befragten sieht die mit der Anlageform verbundenen Vorteile wie etwa eine verbesserte Eigenkapitalbasis, Zugang zu exklusivem Know-how oder eine Verbreiterung der Finanzierungsoptionen. 64 Prozent der Befragten mit Private-Equity-Erfahrung bewerten den Einfluss des Engagements des Investors auf das Unternehmen insgesamt als positiv - im Hinblick auf Umsatz, Ertrag, Investition und Mitarbeiterzahl.

Als Top-Entscheidungskriterien der Mittelständler für den Einstieg eines Private-Equity-Unternehmens hat die Studie Wachstum und Expansion, Gesellschafterwechsel und Nachfolgeregelung sowie einen besseren Kapitalzugang identifiziert. "Doch auch hier haben die meisten Beteiligungsunternehmen noch viel mehr zu bieten. Insbesondere in der derzeitigen Situation werden die Themen ESG, Carve-outs und Umfinanzierungen immer mehr an Bedeutung gewinnen", glaubt Sachse. 

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