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14.06.2018 | Immobilienfonds | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn Immobilien als Inflationsschutz versagen

verfasst von: Michael Fuchs

3:30 Min. Lesedauer

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Hohe Mieten, niedrige Zinsen: Viele Menschen stecken ihr Geld in so genanntes Betongold. Sie vertrauen darauf, sich finanziell durch dieses Investment abzusichern. Doch auch hier drohen unter Umständen Gefahren, die nicht zu unterschätzen sind.

Der massive Anstieg von Kaufpreisen und Mieten in den Metropolen Deutschlands beherrscht die Schlagzeilen. Anleger, die eine Investition in Wohnimmobilien planen, befinden sich in einem Dilemma. Einerseits sprechen die hohe Nachfrage von Mietern und niedrige Finanzierungskosten für den Kauf eines Objekts zur Vermietung, andererseits sind die Preise vielerorts so hoch, dass die Bundesbank mehrfach vor einer Blase gewarnt hat. Doch Die Käufer schlagen derartige Warnungen bislang in den Wind. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Immobilien neben Gold den Ruf als hervorragender Inflationsschutz genießen. Wobei sie im Gegensatz zu dem Edelmetall laufende Erträge in Form von Mieteinnahmen abwerfen.

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Die Politik der europäischen Zentralbank hat in den vergangenen Jahren nicht gerade das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung Euro erhöht und die Nachfrage nach Sachwerten entsprechend angeheizt. Nun könnte die politische Konstellation im hoch verschuldeten Euro-Land Italien, wo das Programm der neuen Regierung zahlreiche defizittreibende Pläne enthält, die Sorgen um den Euro einmal mehr anfachen.

Deutscher Immobilienmarkt bleibt beliebt

Trotz hoher Preise genießt der deutsche Immobilienmarkt einen hervorragenden Ruf. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young haben 94 Prozent der Interviewten den Standort in diesem Jahr als "sehr attraktiv" oder zumindest "attraktiv" bezeichnet, gerade einmal sechs Prozent als "weniger attraktiv". Damit bewegt sich die Zustimmung kaum unter den Werten von 2017, als 96 Prozent zu den Optimisten gehörten. Immerhin 67 Prozent rechnen für die schon teueren A-Lagen mit weiter steigenden Preisen, sogar 76 Prozent gehen in den B-Lagen Zuwächsen aus.

Doch sind Immobilien tatsächlich ein geeignetes Instrument gegen Geldentwertung? Die Autoren Christoph Braunschweig und Bernhard Pichler im Buchkapitel "Immobilien als Inflationsschutz" kommen zu interessanten Ergebnissen, die den Mythos der inflationssicheren Anlage erschüttern. Zwar ist Betongold im Fall einer massiven Inflation nicht der immensen Entwertung des Geldes ausgesetzt. Doch die Folgen können ebenfalls gravierend sein. "Wer auf Immobilien als Inflationsschutz setzt, sollte sicherheitshalber davon ausgehen, dass er durch einen wie auch immer gearteten 'Lastenausgleich' mit herangezogen wird", warnen die Autoren angesichts der Inflation im Deutschland der 1920er Jahre (Seite 111). Damals sei es den Haus- und Wohnungsbesitzern nicht gelungen, die Mieten im Tempo der Inflation zu erhöhen, da die Löhne viel zu langsam gestiegen seien. Und auch die Entschuldung habe nicht funktioniert, da "Schulden nicht mehr mit der wertlosen Papiermark, sondern mit der von der Inflation nicht betroffenen Goldmark bezahlt werden mussten".

Aus der Geschichte lernen

Trotzdem habe die Reichsregierung nach der Währungsreform einen Lastenausgleich gefordert und das mit der angeblichen Entschuldung durch die Geldentwertung begründet. Die Folgen seien fatal gewesen: Eigentümer mussten ihren Besitz oft an die Städte veräußern, was den Grundstock für das kommunalen Wohnungseigentum legte. Dass sich die Geschichte wiederholen könnten, halten die Autoren nicht für ausgeschlossen (Seite 112): "Bei einem größeren Investment in Immobilien sollte wegen der zu erwartenden Turbulenzen in der Eurozone und möglichem 'Lastenausgleich' (zum Beispiel in Form staatlicher Zwangshypotheken), der übrigens vom Grundgesetz abgedeckt ist, vorsichtig sein."

Zudem könnte eine Zinswende Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen. Noch ist "Baugeld so billig ist wie nie zuvor in der Nachkriegszeit", meinen die Autoren Philipp Karl Maximilian Lindmayer und Hans-Ulrich Dietz im Buchkapitel "Investitionen in Immobilien zur Eigennutzung und zur Vermietung" (Seite 285). Doch wenn die außergewöhnlich günstigen Finanzierungsbedingungen enden, würden die Renditen noch weiter fallen – oder die Immobilienpreise entsprechend sinken, womit der Mythos vom Werterhalt durch Betongold ins Wanken gerät. "Die Illusion einer langfristig garantierten wertstabilen Anlage in Immobilien – außer in wirklichen Spitzenlagen – sollte sich niemand machen", warnen auch Braunschweig und Pichler (Seite 112).

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