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31.07.2023 | Bank-IT | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken müssen bei der Risikodatenaggregation nachlegen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Mit ihrem Leitfaden zur Risikodatenaggregation und Risikoberichterstattung will die Europäische Zentralbank (EZB) Banken dabei unterstützen, ihre Prozesse auf diesem Gebiet zu verbessern. In insgesamt sieben Bereichen sieht die Notenbank Optimierungspotenzial.

Der aktuelle Leitfaden der EZB, der sich derzeit in der Konsultationsphase befindet, beschreibt die Voraussetzungen für eine effektive Risikodatenaggregation und Risikoberichterstattung und soll den europäischen Banken helfen, ihre Strukturen auf diesem Gebiet zu optimieren. Inhaltlich konkretisiert er die "aufsichtlichen Erwartungen unter Berücksichtigung der Grundsätze des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht für die effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung", heißt es. 

Das Basler Gremium hat in seinen "Principles for effective risk data aggregation and risk reporting" (BCBS 239) insgesamt 14 Prinzipien aufgestellt, erläutert Springer-Autor Klaus-Rainer Müller. Diese beziehen sich unter anderem auf Governance sowie Datenarchitektur und IT-Infrastruktur. Dazu gehören Genauigkeit, Integrität, Vollständigkeit, Aktualität sowie Anpassungsfähigkeit, aber auch Umfang (comprehensiveness), Klarheit und Nutzbarkeit sowie Häufigkeit. 

EZB-Leitfaden soll Orientierung bieten

Der EZB-Leitfaden soll in diesem komplexen Konstrukt für mehr Orientierung sorgen. Die Notenbank versteht ihn "als Teil einer umfassenderen Strategie, mit der sichergestellt werden soll, dass die beaufsichtigten Banken erhebliche Fortschritte bei der Beseitigung der festgestellten strukturellen Mängel in der Risikodatenaggregation erzielen". Denn noch immer verfügten nur die wenigsten Banken über hinreichende Kapazitäten auf diesem Gebiet. Es bestehe hier also auch mit Blick auf die Grundsätze des BCBS noch Verbesserungsbedarf - insbesondere bei der Fortentwicklung der internen Governance und der Datenmanagementprozesse. 

Der erste Hype des Handelns in großen BCBS-Projekten ist oftmals einem Stillstand gewichen. Indes setzt sich die Erkenntnis durch, dass es keine Pflicht, sondern vielmehr die Kür ist, den Wert der Unternehmensdaten auszuschöpfen und damit ihre Steuerung zu verbessern. Die Anforderungen versetzen Banken in die Lage, zukünftige Krisensituationen besser zu bewältigen", beschreiben Sabine Parrino, Anna Burkhardt und Michael Horvat im Buch "Meldewesen für Finanzinstitute" den Umsetzungsprozess.  

Um ihre Systemarchitektur zu transformieren und ihre Risikodatenaggregation zu optimieren, haben Finanzinstitute große Summen investiert. Diese Anstrengungen zeigen Erfolge, "aber es gilt dranzubleiben", raten die Springer-Autoren. "Die Banken müssen die Regulatorik als Mehrwerttreiber und nicht als Kostenfaktor erkennen, um die bisher erreichten Fortschritte zu sichern und zu forcieren. Die Realität zeigt, dass Stehenbleiben bedeutet, abgehängt zu werden."

Handlungsbedarf in sieben Bereichen

Die EZB hat daher sieben zentrale Bereiche ermittelt, in denen eine robuste Governance und effektive Prozesse zur Feststellung, Überwachung und Meldung von Risiken geboten sind: 

  1. die Verantwortung des Leitungsorgans, 
  2. der Anwendungsbereich des Rahmenwerks für die Daten-Governance, 
  3. die wichtigsten Aufgaben und Zuständigkeiten in Bezug auf die Daten-Governance, 
  4. die Implementierung einer gruppenweiten integrierten Datenarchitektur, 
  5. die Effektivität von Datenqualitätskontrollen, 
  6. die Aktualität der internen Risikoberichterstattung sowie
  7. Umsetzungsprogramme. 

"Eine effektive Verwaltung und Aggregation von Risikodaten ist für eine fundierte Entscheidungsfindung und Risikosteuerung der Banken unerlässlich", erläutert die Notenbank. Dies gelte sowohl für Daten, die die Banken für die strategische und operative Steuerung und das Management benötigen, als auch für solche, die für das Risikomanagement und die Finanz- und aufsichtliche Berichterstattung verwendet werden. 

Leitfaden konkretisiert Fähigkeiten und Verfahren

Anhand der im Leitfaden konkretisierten Fähigkeiten und Verfahren sollen die Institute gruppenweite Risikokonzentrationen auf Basis qualitativ hochwertiger Daten aus dem Kreditgeschäft, Marktentwicklungen oder von Drittanbietern besser identifizieren und steuern. Dies habe sich während der Finanzkrise 2008, aber auch nach Ausbruch der Corona-Pandemie und anderer Krisensituationen "als entscheidend für ein effektives Risikomanagement erwiesen". 

Während der öffentlichen Konsultationsphase, die am 6. Oktober endet, plant die EZB ein Treffen mit Interessenträgern wie einschlägigen Experten aus beaufsichtigten Instituten und andere interessierten Parteien. 

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