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31.07.2019 | Corporate Governance | Nachricht | Online-Artikel

FT-Berichterstattung über Wirecard wird extern geprüft

verfasst von: Jan F. Wagner

2:30 Min. Lesedauer

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Im Streit zwischen der Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) und dem Münchener Zahlungsabwickler Wirecard gibt es eine neue Wendung. Im Auftrag der FT soll eine Londoner Kanzlei prüfen, ob ihre Journalisten sauber gearbeitet haben.

Die FT bestreitet vehement, dass Leerverkäufer eine Rolle bei ihren Recherchen über Wirecard gespielt hätten. Nun hat aber die Zeitung eine Mitteilung publiziert, in dem FT-Chefredakteur Lionel Barber sagt, er nehme die Anschuldigungen sehr ernst. "Von daher habe ich eine externe Untersuchung von unserer Berichterstattung angeordnet. Unser Ruf als ein vertrauenswürdiges Medium beruht auf unsere exzellente Berichterstattung, unsere Integrität und unsere Genauigkeit."

Streit über angeblich falsche Zahlen

Der Hintergrund des Streits: Im Frühjahr hatte die FT eine Reihe von Artikeln über angeblich fragwürdige Geschäftspraktiken in den ausländischen Einheiten von Wirecard gebracht. Im Zentrum der Berichterstattung stand Edo Kurniawan, der die Buchhaltung für das Asien-Pazifik-Geschäft verantwortete. Laut der FT sollen Kurniawan und einige Mitarbeiter aus dem Wirecard-Büro in Singapur Geschäftszahlen verfälscht haben.

Wirecard bezeichnet die Berichterstattung der FT als völlig falsch und teilweise verleumderisch. Sie beauftragte ihrerseits eine Kanzlei, um die Geschäftspraktiken in Singapur zu untersuchen. Das Ergebnis kam Ende März. Wie Wirecard in einer Adhoc-Meldung mitteilte, hat die Kanzlei keine Beweise für Korruption oder kriminelle Energie gefunden. Festgestellt wurden lediglich kleine Buchungsfehler, die inzwischen korrigiert sind.

Verantwortlicher Buchhalter ausgeschieden

Wirecard betonte noch: "Aus den Untersuchungen haben sich auch keine Erkenntnisse über eine strafrechtliche Verantwortung in Bezug auf die Konzernzentrale von Wirecard in München ergeben. Einzelne lokale Angestellte in Singapur können sich jedoch möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht haben." Kurniawan ist seit dem 1. April nicht mehr für Wirecard tätig. Wirecard hat auch angekündigt, seine internen Kontrollmechanismen ausbauen zu wollen.

Aber dabei bleibt es nicht. Wirecard empört sich über die Aktienkursturbulenzen, die die FT-Berichterstattung ausgelöst hat. Das Unternehmen hat folglich die Zeitung und den zuständigen Journalisten Dan McCrum verklagt. Dazu sagt eine Sprecherin gegenüber springerprofessional.de: "Wir haben Ende März eine Feststellungsklage wegen falscher Darstellung von Geschäftsgeheimnissen gegen die FT und Dan McCrum beim Landgericht München eingereicht. Ziel unsererseits ist eine Unterlassung der unrichtigen Verwendung von Geschäftsgeheimnissen für die Berichterstattung sowie Schadenersatz. Die Kanzlei Bub Gauweiler & Partner vertritt uns hierbei. Die Klage ist entsprechend zugestellt und befindet sich nun in Bearbeitung."

Hinweis an Münchener Staatsanwälte

Wie Springer Professional weiter erfuhr, hat Wirecard der Staatsanwaltschaft München einen Hinweis auf eine mögliche Kooperation zwischen Leerverkäufern und dem FT-Journalisten gegeben. Es handelt sich um einen Mitschnitt eines Gesprächs zwischen zwei Investoren, in dem es um einen bevorstehenden FT-Bericht über Wirecard geht. Die FT wiederum bezeichnet die Wirecard-Vorwürfe als "Ablenkungsmanöver", die weitere Berichte über den Zahlungsabwickler verhindern solle. "Wirecard könnte sich bei uns beschweren. Dafür gibt es einen offiziellen Prozess. Bisher hat Wirecard uns nicht direkt kontaktiert, um die Berichterstattung anzufechten", so die FT in der Mitteilung. Auf Anfrage sagte Wirecard, es habe die FT wohl mehrmals in den vergangenen Jahren kontaktiert, um zu verhindern, dass die Zeitung falsch über das Unternehmen berichte. Die Gespräche seien aber nicht konstruktiv gewesen, hieß es weiter.

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