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16.05.2022 | Diversitätsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Mit Frauen im Vorstand bessere ESG-Bilanz

verfasst von: Annette Speck

4 Min. Lesedauer

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Frauen in der Firmenspitze und ökologisches-nachhaltiges Handeln hängen zusammen, so eine Studie. Da Stakeholdern ESG-Aspekte immer wichtiger werden, lohnt Gender Diversity im Top-Management also doppelt.

Die meisten Firmen zeichnen von sich ein Bild der Modernität und des gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstseins. Hierzu gehören selbstverständlich der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität, Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz. Die Unternehmensrealität hält da bekanntlich nicht immer mit. Dabei ist längst klar: "Gesellschaften, die Frauen und Männer gleichbehandeln, profitieren von dieser Ausgewogenheit: höhere Umsätze von Unternehmen, weil sie Lösungen, Dienstleistungen und Produkte ermöglichen, die Kunden erreichen", wie Anke van Beekhuis in ihrem Beitrag “Wettbewerbsvorteil Gender Balance – wie Unternehmen durch Geschlechterausgewogenheit erfolgreicher wirtschaften", schreibt. (Seite 163)

 

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Im Januar 2021 starteten rund 3.000 Teilnehmende mit der bisher größten konzertierten Initiative zur Stärkung und Unterstützung von Frauen in deutschen Organisationen: WOL #FrauenStärken. Mit der von John Stepper entwickelten Methode "Working Out Loud" arbeiteten sie zwölf Wochen lang in rund 600 sogenannten "WOL Circles". Dieses Buch reflektiert die Initiative in mehrfacher Hinsicht.

Zahl der Vorständinnen steigt

Umso erfreulicher ist es, dass der "DIW Wochenbericht 3/2022" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung endlich einmal Fortschritte in punkto Gender Diversity in den Führungsetagen der großen deutschen Unternehmen meldet. Demnach gab es im Spätherbst 2021 in den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland 139 Vorständinnen. Das sind 38 mehr als ein Jahr zuvor. Der Frauenanteil in Vorstandsgremien stieg damit um gut drei auf fast 15 Prozent.

Betrachtet man nur die Dax-Unternehmen, finden sich auch hier im Durchschnitt deutlich mehr Vorständinnen. Das nach einem Übergangszeitraum ab dem 1. August 2022 umzusetzende Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoGII), habe offenbar starke Antizipationseffekte ausgelöst, mutmaßen die Forschenden: In den Top-200-Unternehmen, die daran gebunden sind, ist der Frauenanteil im Vorstand von 14 auf 19 Prozent gestiegen, in den anderen Unternehmen von elf auf rund 14 Prozent.

Sechs weibliche CEOs in Top-100-Unternehmen

Darüber hinaus ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren der Anteil von Frauen unter den Vorstandsvorsitzenden laut dem Report sehr stark gestiegen: In der Gruppe der Top-200-Unternehmen hat sich dieser Anteil im Vorjahresvergleich verdoppelt und lag im vierten Quartal 2021 bei acht Prozent (14 Frauen statt sieben). In den Top-100-Unternehmen stieg die Zahl der weiblichen CEOs von vier auf sechs und damit auf knapp sieben Prozent.

Abgesehen davon, dass dies grundsätzlich noch immer lächerlich niedrige Zahlen sind, sei die gesetzliche Vorgabe offensichtlich – ebenso wie bei der Geschlechterquote für Aufsichtsräte – ein effektives Instrument, zur Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen, folgern die Studienautorinnen.

Aussitzen ist eine schlechte Option

Unternehmen, die erst auf Gesetze reagieren, tun sich damit jedoch keinen Gefallen. Zum einen leidet die Reputation, denn die Männerdominanz in den Führungsetagen der Wirtschaft wird zunehmend kritisch betrachtet. Zum anderen belegt der "Gender Diversity Index 2021" der Boston Consulting Group (BCG), dass Firmen, die hier gut abschneiden, häufig auch in Rankings hinsichtlich der Unternehmensführung nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) bessere Bewertungen erzielen. Und darauf schauen sowohl Investoren als auch die Öffentlichkeit vermehrt.

Die BCG-Studie basiert auf den veröffentlichten Daten der nach Marktkapitalisierung 100 größten deutschen Dax, M-Dax, S-Dax, Tec-Dax-Unternehmen zum jeweiligen Frauen-und Männeranteil in Vorstand und Aufsichtsrat sowie zur Verteilung der Vergütung. Der daraus für jedes Unternehmen berechnete Gender Diversity Index wurde in Beziehung zum jeweiligen ESG-Score gesetzt. Dabei zeige sich ein Zusammenhang, der nahelegt, dass Konzerne, die Geschlechterdiversität im Top-Management fördern, gleichzeitig sozialer, ökologischer und nachhaltiger handeln, schreibt das Autorenteam der BCG-Analyse. Auffällig sei, dass das vor allem auf große Konzerne mit hoher Marktkapitalisierung zutreffe. Ganz vorn dabei sind etwa der Allianz-Konzern, Siemens und die Deutsche Telekom, die alle überdurchschnittlich gut im BCG-Gender-Diversity-Index abschneiden und gleichzeitig einen hohen ESG-Score haben.

Großunternehmen unter Beobachtung

Der Grund ist für Nicole Voigt, Co-Autorin der Studie und Partnerin bei BCG klar: "Die großen Konzerne stehen verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit und müssen zudem die Vorgaben der institutionellen Investoren erfüllen; das gilt vor allem beim Thema ESG." Diese Unternehmen seien damit sowohl in Sachen Geschlechterdiversität, als auch sozial-ökologisch Vorreiter und trieben den Wandel in Deutschland.

In die gleiche Richtung weist die Forschungsarbeit "Gender and Identity of BoD Members: The Influence on CSR and Financial Performance". M. Paoloni et al. haben darin den Einfluss von Geschlecht und Identität der Vorstandsmitglieder auf die Corporate Social Responsibility und die finanzielle Performance von Unternehmen anhand einer Literaturanalyse herausgearbeitet. Ergänzt wird die Arbeit durch eine quantitative Analyse der Daten der kapitalstärksten börsennotierten Unternehmen Italiens (Stand 28.12.2018).

Weibliche Vorstände entscheidend für CSR

Den Forschungsergebnissen zufolge interessieren sich innerhalb des Vorstands vor allem Frauen, die neu in dem Gremium sind und eine Ausbildung im Bereich Ingenieurwissenschaften haben, verstärkt für das Thema Nachhaltigkeit. Der finanziellen Leistung schenken hingegen insbesondere die langjährigen männlichen Vorstandsmitglieder mit Wirtschaftsprüfer-Hintergrund mehr Aufmerksamkeit. (Seite 89/90) Ausgehend von ihren Analyseergebnissen kommt das Team um Paoloni ebenfalls zu dem Schluss, dass die Geschlechterdiversität im Vorstand und die breite Integration von Frauen entscheidend für den Erfolg von CSR-Richtlinien und -Praktiken ist. (Seite 95)

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