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31.10.2018 | Energieverteilung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Welche Vorteile ein einheitliches Strommarktgebiet hat

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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In Nord- und Süddeutschland existieren zwei recht verschiedene Marktgebiete. Die EU möchte den Strommarkt in Deutschland in zwei Preiszonen teilen. Verhindern lässt sich das nur mittels Netzausbau.


Mit der Liberalisierung der Strommärkte Anfang der 2000er Jahre entstanden vollkommen neue Formen des Energiehandels, "zunehmend wird elektrische Energie an Strombörsen wie NordPool (Skandinavien), EEX (Deutschland), APX (Niederlande) gehandelt". So beschreiben eine dieser Formen auf Seite 427 ihres Buchkapitel Elektrische Energieversorgung die Springer Vieweg-Autoren Ekbert Hering, Rolf Martin, Jürgen Gutekunst und Joachim Kempkes. 

Empfehlung der Redaktion

2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Elektrische Energieversorgung

In den industriell entwickelten Ländern der Erde ist eine flächendeckende Versorgung mit AA1 elektrischer Energie vorhanden. Die elektrische Energie ist aber kein natürlich vorkommender Energieträger und muss deshalb aus anderen Energieträgern (der so genannten Primärenergie) "erzeugt" werden.


Damals wurden im Zuge des sogenannten Legal Unbundling Erzeuger elektrischer Energie von den Verteilern, also den Netzbetreibern, getrennt. Das galt sowohl für die Übertragungs- als auch Verteilnetze. 

Vier Übertragungsnetzbetreiber

Heute wird Deutschland von vier großen Übertragungsnetzbetreibern versorgt: 50Hertz, der das Gebiet der ehemaligen DDR und Hamburg versorgt; TenneT, der einen Streifen von Schleswig-Holstein bis nach Bayern bedient; Amprion, der Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und das Saarland beliefert, sowie Transnet BW für Baden-Württemberg.

Während 50Hertz und TenneT in den nördlichen Regionen mit einem Überangebot an Strom insbesondere durch Windkraft an der Küste und durch die Braunkohlekraftwerke in der Lausitz zu tun haben, geht es bei Amprion und vor allem bei Transnet BW, aber auch im südlichen Marktgebiet von TenneT um einen großen Nachfragemarkt. In wenigen Jahren werden an den deutschen Küsten Windkraftanlagen mit einer Leistung von 50 Gigawatt stehen. Das ist in etwa der Bedarf, der im industriellen Süden an Strom herrscht. Genau aus diesem Fakt leitet die EU die zwei verschiedenen Marktgebiete ab. Im Norden würden danach günstigere Preise herrschen als im Süden, was dort wiederum, so die Theorie für verstärkte Investitionen sorgen würde, die wiederum zu einer Angleichung des Strompreises führen müsste.

Doch gegen diese Teilung, die in etwa genau das gleiche bedeuten würde wie die Abspaltung des österreichischen Marktgebietes von Deutschland seit dem 1. Oktober dieses Jahres, regt sich Widerstand. Hauptargument ist, dass dieser Widerspruch durch den Nord-Süd-Link, also den Neubau genügend großer Übertragungskapazitäten für die Windkraft in den Süden, diesen Widerspruch aufhebt und die Märkte angleicht.

Späte rechtliche Klärung

Ende letzten Jahres segnete deswegen der Bundesrat eine Verordnung der Bundesregierung ab, die eine Aufteilung des deutschen Strommarktes in unterschiedliche Preiszonen verhindern soll. Dies war bisher nicht gesetzlich verankert.

Denn wenn es zu einer Aufteilung in verschiedene Preiszonen kommt, würden auch zwei getrennte Strommärkte entstehen. Dies wiederum wäre problematisch für die Liquidität der Märkte. Denn je größer ein Markt, desto mehr Geld fließt in ihn. Das würde über die eingangs erwähnten Börsen gesteuert, die so für einen marktwirtschaftlichen und keinen regulatorischen Ausgleich sorgten. Voraussetzung, um dennoch eine Aufteilung abzuwenden, bleibt jedoch der Netzausbau.

Allerdings kann diese rein marktwirtschaftliche Orientierung auch etwas anderes bewirken. "Wenn Stromspeicher oder Laststeuerung marktorientiert genutzt werden (also mit einem Fokus auf private Gewinnmaximierung an den Strommärkten), können sich das Handelsvolumen und damit der Verteilnetzausbaubedarf sogar erhöhen. Nur wenn diese Instrumente netzorientiert genutzt werden (also mit Hinblick auf eine Optimierung des Netzbetriebes), sei auch eine gewisse Reduktion des Verteilnetzausbaubedarfes zu erwarten, […], die dem netzorientierten Lastflussmanagement jedoch nur geringe bzw. gar vernachlässigbare Kostenreduktionspotenziale attestiert", beschreibt Springer Vieweg- Autor Jakob Jannis Bürger dies ab Seite 30 im Buchkapitel Die Rolle der Verteilnetze.

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