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18.06.2018 | Innovationsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Digitalisierung hungert nach neuen Geschäftsmodellen

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

3:30 Min. Lesedauer

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Entscheider in den DACH-Staaten setzen auf die Digitalisierung als Wachtsumstreiber. Doch der Profit kommt nicht von alleine. Es braucht neue Ideen statt traditioneller Entscheidungen.

Enger an die Bedürfnisse der Kunden gekoppelt und effizienter in den Abläufen: Sind Unternehmenslenker aufgefordert Auskunft zu den Vorteilen der Digitalisierung zu geben, fällt ihnen dazu Grundlegendes, unter dem Strich aber nichts Neues ein. An den wirklichen Speck, nämlich die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle wagen sie sich kaum. Und so entsteht, was die Studie "Digital Value 2018 – der Beitrag der Digitalisierung zur Wertschöpfung" von Horváth & Partners nun belegt. 

Zwar erwarten 60 Prozent der 210 befragten Entscheider aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den kommenden Jahren relevante Umsatzsteigerungen durch die fortschreitende Digitalisierung, denn fast alle (98 Prozent) setzen auf digitale Lösungen mit denen Ertrag und Produktivität gesteigert werden sollen. Wirklich ausgezahlt hat sich das auf Umsatzseite bislang aber nur bei knapp der Hälfte (52 Prozent). Befragt wurden Unternehmen ab 500 Mitarbeitern und 250 Millionen Jahresumsatz. Wird zu konservativ digitalisiert?

Tradition statt Innovation

Unternehmen, die den Transformationsprozess in den vergangenen Jahren voran getrieben haben, profitieren laut Studie zunehmend von einer höheren Produktivität, Kostensenkungen und einer verbesserten Servicequalität. Das gaben 95 Prozent der Befragten an. Wertschöpfung wird also eher traditionell betrieben. Produktivitätssteigerungen gelangen branchenübergreifend am besten in den Unternehmensbereichen IT (51 Prozent) und Logistik/Supply Chain (48 Prozent). Dafür wurde vor allem auf Cloud-Anwendungen (64 Prozent) und Virtual Services (51 Prozent) vertraut. Dahinter rangiert das Internet der Dinge (IoT) mit 42 Prozent. 

Die abgeschlagene Position des IoT dürfte sich auch in Zukunft nicht verbessern. Denn im Visier der Entscheider sind die Daten. Big-Data-Lösungen sind bei 39 Prozent der Unternehmen in der Anwendung und bei weiteren 38 Prozent in der Pilotphase oder Planung. Smart-Data-Lösungen sind derzeit bei 27 Prozent in der Anwendung und bei 50 Prozent in der Pilotphase oder Planung. Dagegen werden die Chancen von Lösungen aus dem Bereich des IoT offenbar unterschätzt. Nur 31 Prozent gaben an entsprechende Anwendungen in der Pilotphase oder Planung zu haben. Neue Geschäftsmodelle und Konzepte, die auch auf Kooperation mit anderen Unternehmen setzen, scheinen traditionelle Unternehmen eher zu schrecken, folgern die Studienexperten.

In der "Königsdisziplin" nur "ausreichend"

Auch im aktuellen Produktportfolio der Unternehmen hat die Digitalisierung keine merklichen Spuren hinterlassen. Nur 37 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Produkte mit dem digitalen Wandel verändert hätten. In der "Königsdisziplin der Digitalisierung", der Entwicklung von digitalen Angeboten und Geschäftsmodellen erkennt auch der Digitalisierungesindex Mittelstand von der Deutschen Telekom und Techconsult noch deutlich Luft nach oben und vergab nur 46 von 100 möglichen Punkten. 

Wie neue Geschäftsmodelle gelingen

Eine Roadmap in fünf Schritten für die digitale Transformation von neuen Geschäftsmodellen haben die Springer-Autoren Daniel Schallmo, Joachim Reinhart und Evelyn Kuntz erstellt (Seite 61):

  1. Digitale Realität: Das bestehende Geschäftsmodell, Kundenanforderungen und die Wertschöpfungskette werden skizziert.
  2. Digitale Ambition: Auf Basis der Digitalen Realität werden die Ziele für die Digitale Transformation festgelegt und priorisiert. 
  3. Digitale Potenziale: Best Practices und Enabler, die als Ausgangspunkt für das Design des zukünftigen Geschäftsmodells dienen werden erhoben. 
  4. Digitaler Fit: Optionen für die Ausgestaltung des digitalen Geschäftsmodells werden bewertet und priorisiert.  
  5. Digitale Implementierung: Fertigstellung des transformierten Geschäftsmodells, also der Kombination an Optionen, die weiter verfolgt werden soll inklusive der Gestaltung der Kundenreise und des horizontalen und vertikalen Wertschöpfungsnetzwerks.

Warum Unternehmen sich der Digitalisierung und den mit ihr verbundenen Chancen auf neues Wachstum nur wenig visionär nähern, erklären die Springer-Autoren Bert Rürup und Sven Jung mit eine Reihe an rechtlichen Fragen. Zu den Unsicherheiten die neue digitale Geschäftsmodelle aufwerfen, gehören: 

  • Haftungsfragen, 
  • Fragen zum Schutz des Geistigen Eigentums, 
  • Datensicherheit, 
  • Datenschutz, 
  • Verhinderung von Monopolen und 
  • wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen.

Dennoch kommen die Autoren zu dem Schluss: "Diese nicht in allen Fällen begründete Risikoaversion und die damit verbundene geringe Nutzung digitaler Technologien behindert die Ausschöpfung des gesamten Wachstumspotenzials." (Seite 18)

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