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10.04.2018 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Messdienstleister müssen sich neu erfinden

verfasst von: Frank Urbansky

3:30 Min. Lesedauer

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Das Smart Meter Rollout betrifft die Stromverbräuche. Doch auch das klassische Geschäft der Messdienstleister im Wärmemarkt wird sich verändern. Erste Dienstleister digitalisieren schon die Wärmeverbräuche.

Die Digitalisierung wird das Hauptgeschäft der Messdienstleister, das Ablesen von verbrauchten Wärmemengen und die dazugehörigen Dienstleistungen wie Rechnungslegung, grundsätzlich umgestalten. "Der "berüchtigte" Heizkostenableser wird dabei bereits seit einigen Jahren von der Messdienstbranche digitalisiert. Die "Röhrchen" an den Heizkörpern sind heute in weiten Teilen bereits funkende und damit fernauslesbare Geräte. Niemand muss mehr in die Wohnung, um die Heizkosten abzulesen. Schon in den nächsten Jahren wird die digitale Infrastruktur zur individuellen Messung der Heiz- und Warmwasserkosten damit nahezu flächendeckend im Gebäudebestand sein", beschreibt dies Springer Vieweg-Autor Mirko-Alexander Kahre auf Seite 254 seines Buchkapitels Energiewende 4.0 – Made in NRW.

Empfehlung der Redaktion

2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

Energiewende 4.0 – Made in NRW

Der Energiestandort Nordrhein-Westfalen scheint sich mit der Energiewende schwer zu tun. Seine noch vor wenigen Jahren "blühenden" und mächtigen Energieversorger an Rhein und Ruhr, seine einstmals hochmodernen Kraftwerkparks und seine Tagebaugebiete muten wie die Ruinen eines alten, überkommenen Energiezeitalters an und scheinen so gar nicht in das Konzept der neuen, nachhaltigen Energiewelt zu passen. 


Intelligente Messsysteme und Steuerungselemente, wie sie im Smart Meter Rollout für den Strommarkt vorgesehen sind, werden dann auch die Betriebsdaten für Warmwasser, die Heizung und die Wasserverbräuche generell erfassen. Gleiches gilt auch für andere Medien, wenn sie etwa im Gewerbe oder der Industrie benötigt werden, so etwa Druckluft oder technische Gase.

Mit eigenem IT-System verbinden

Sinnvoll ist eine solche Datenerfassung aber nur, wenn die erhobenen Informationen auch von den IT-Systemen der Verbraucher, also entweder der Verwaltung der Wohnungswirtschaft oder den Immobilienmanagern in Industrie und Gewerbe, genutzt werden können. Entsprechend wichtig sind automatisierte Datenübertragung und Einbindung in die vorhandenen ERP- und Abrechnungssysteme. Meist ist die Einbindung etwa in ein SAP-System ohne Probleme möglich. Jedoch bedarf es oft einer individuell gestalteten Schnittstelle, an der die Daten in das vorhandene IT-System eingepflegt werden können. Standardisierte Lösungen sind für diesen Bereich noch nicht in Sicht und werden vielleicht auch gar nicht nötig sein.

In einem solchen weitgehend automatisch ablaufenden System müssen die Messdienstleister, die bisher außer Strom ja so ziemlich alle in einem Gebäude verbrauchten Medien erfasst und gemessen haben, sich neu aufstellen. Denn andere Anbieter, etwa die Digitalpioniere Google, Amazon und Co., könnten ihre Rolle einnehmen. Der Erwerb von Komponentenanbietern wie Brandmelder- oder Thermostatherstellern durch Google mag in diese Richtung weisen.

Google kein Konkurrent

Doch so einfach wird deren Einstieg nicht werden. Denn der Energiemarkt in Deutschland ist extrem stark reguliert. Die Geschäftsmodelle von Google und Co. funktionieren dann am besten, wenn sie in nicht regulierten Märkten platziert werden und sich ein einmal entworfenes Modell weltweit einsetzen lässt. Die Energiewirtschaft ist aber in jedem Land der Welt verschiedenen Restriktionen unterworfen. Allein in Deutschland müssten sich neue Anbieter dem Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) und der darin geforderten Transparenz gerecht werden. Das wird nicht jedem schmecken – man erinnere sich nur an das aktuelle Gezerre um den Datenschutz bei Facebook.

Darauf können sich die Messdienstleister jedoch nicht ausruhen. Denn sie verlängern die Wertschöpfungskette auch in einer neuen, digitalen Welt. Dabei wären dort Abrechnungsmodi vorstellbar, die nur noch Erzeuger, Netzbetreiber und Verbraucher beinhalten. Die Wertschöpfung für die beiden Erstgenannten wäre größer und der Nutzen für die Kunden eventuell ebenfalls, wenn er sich denn in niedrigeren Preisen widerspiegeln würde.

Die Messdienstleister müssen also einen Weg finden, wie sie in dieser Welt weiterhin zum Wohle ihre Kunden tätig sein können. Sie könnten etwa über das Messgeschäft hinaus auch als Effizienzanbieter auftreten. Denn das wird die Digitalisierung ebenfalls ermöglichen. "Die Visualisierung der Energiedaten unterstützt das Erreichen der Energieeffizienzziele und die Umsetzung neuer Tarifmodelle. Hierbei geht es nicht mehr nur um die Anzeige von Zählerständen oder des tatsächlichen Verbrauchs am Messgerät, sondern um die Möglichkeit, mittels Displays, Webportalen und Apps einen Gesamtüberblick über Verbrauchsverhalten, Einspeisemengen, Tarife und Kosten zu bekommen", beschreiben dies die Springer-Vieweg Autoren Karsten Vortanz und Peter Zayer auf Seite 593 ihres Buchkapitels Smart Meter Rollout: Intelligente Messsysteme als Schnittstelle zum Kunden im Smart Grid und Smart Market.

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