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11.08.2022 | Strategieentwicklung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Viel Krisenmanagement, aber wenig Strategie

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Krise und immer wieder Krise: Seit mehr als zwei Jahren befinden sich Manager nur noch in diesem Modus. Doch sie sollten trotz Pandemie, Krieg und Lieferkettenproblemen die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren, so eine Studie. Dafür gilt es, in die Strategieentwicklung zu investieren.

Die Einschläge durch das Weltgeschehen treffen Unternehmen derzeit teilweise hart und halten das Management in Atem. Daher sind schnelle Reaktionen auf akut auftretende Probleme gefragt. Allerdings dürfen Unternehmenslenker nicht nur kurzfristig planen und agieren, warnen die Berater der Axel Springer Hy GmbH. 

Denn wie eine Job-Analyse in zwölf Ländern zeigt, für die Hy hunderttausende Stellenangebote im Business-Netzwerk Linkedin untersucht hat, kümmern sich viele Unternehmen offenbar zu wenig um ihre langfristige Ausrichtung. Dabei liegt Deutschland im Ländervergleich lediglich im unteren Drittel.

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Strategiekompetenz für Entscheider und Berater

Megatrends und Disruptionen verändern die Organisationswelt und erfordern neue Formen der Unternehmenssteuerung. Neben Strategiekompetenz werden die Verantwortungs- und Entscheidungskultur sowie die Lernfähigkeit von Organisationen essentiell für zukünftigen Erfolg sein.

Deutsche Unternehmen suchen kaum Strategen

So können nur 0,58 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen hierzulande dem Gebiet Strategie und Planung zugeordnet werden. Das ist deutlich weniger als bei US-Unternehmen oder europäischen Ländern. Bei Dax-30-Unternehmen liegt der Anteil an strategischen Stellen sogar unter 0,3 Prozent, während der Wert bei Dax-Neulingen fast dreimal so hoch ist. 

Obwohl Kalifornien nur die Hälfte der Einwohner von Deutschland hat, werden in dem innovativen US-Bundesstaat doppelt so viele Strategen gesucht (1,66 Prozent). Und auch der europäische Spitzenreiter Spanien rekrutiert mit einem Anteil in Höhe von 1,32 Prozent vielmehr Personal mit diesem methodischem Know-how, dicht gefolgt von Polen (1,23 Prozent) und Irland (1,09 Prozent). 

Wenn die Studienautoren von Strategie sprechen, meinen sie damit die Diagnose des sich verändernden Umfeldes, die angestrebte Position des Unternehmens sowie klare Leitlinien und Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Doch langfristige Strategieentwicklung gestaltet sich durchaus komplexer.

Definition Strategie und Strategieentwicklung

Für Volker Köhninger, Andrea Mikoleit und Thorsten Veith geht es bei einer Strategie darum, die Zukunft im Blick zu behalten, schreiben sie im Buchkapitel "Strategie – ein großer Containerbegriff". Sie definieren auf Seite sechs wie folgt: 

Strategie ist die langfristige Verhaltensweise (Maßnahmenkombination) der Unternehmung und relevanter Teilbereiche gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele. Einfacher gesagt: Strategie beschreibt, wie ein Unternehmen seine Zukunft gestalten und welchen Weg es dabei konkret beschreiten möchte."

Strategiearbeit erfolgreich gestalten

Die zentrale Frage lautet allerdings, wie erfolgreiche Strategiearbeit gestaltet werden kann. Darauf haben die Autoren mehrere Antworten (Seite 7 ff.): 

  • Es gilt Formen zu finden, die als effizient und passend für das Unternehmen und seine Kultur wahrgenommen werden. 
  • Ein konsequentes Zusammendenken und Zusammenhalten von Strategieentwicklung und -implementierung, das heißt, ein integriertes Vorgehen anstatt künstlicher Abspaltung ist zentral.
  • Es braucht einen strukturierten, verantwortungsvollen, dialogischen und kreativen Prozess.
  • Es braucht in Unternehmen Strategieexperten.

Königsdisziplin der Unternehmensführung?

Köhninger, Mikoleit und Veith warnen allerdings davor, Strategieentwicklung allein auf der obersten Hierarcheiebene anzuordnen. Denn dann hafte den Konzepten der Makel einer Geheimwissenschaft an, die nur wahre Experten beherrschen, eben Unternehmensführung, externe Berater oder andere Expertengruppen mit Elitenwissen. Wer glaubt, Erkenntnisse dieser Zirkel nur noch implementieren zu müssen, stoße schnell an die Grenzen. Das zeige die Praxis immer wieder, "indem sich die an die Strategie gestellten Erwartungen in der Umsetzung nicht erfüllten oder sogar Schäden" hinterlassen. 

Natürlich leiste die Arbeit von Consultants und anderen Experten einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsentwicklung von Unternehmen, aber die Autoren möchten Organisationen ermutigen, "sich ihrer eigenen strategischen Ressourcen besser bewusst zu werden und diese in einer systembasierten Strategiearbeit sinnvoll und effizient zu nutzen. Denn es gibt keine größeren Unternehmensexperten als die eigenen Mitarbeitenden, die tagtäglich an verschiedenen strategisch relevanten Stellen ihres Unternehmens tätig sind." (Seite 9)

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