Skip to main content

20.09.2019 | Finanzcontrolling | Nachricht | Online-Artikel

CO2-Bepreisung schlägt bei Dax-Unternehmen ins Kontor

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Eine aktuelle Studie der Union Investment hat untersucht, welche finanziellen Auswirkungen die Einführung einer umfassenden CO2-Bepreisung auf deutsche Dax-Unternehmen hätte. Neben vielen Verlierern gibt es auch Profiteure.

"In unserer Berechnung steht fast jedes Unternehmen selbst bei niedrigen CO2-Preisszenarien vor großen Herausforderungen", erklärt Henrik Pontzen, Leiter ESG (Environment Social Governance) im Portfoliomanagement von Union Investment.

"Wenn Deutschland in der Klimapolitik nicht umsteuert, werden die durch die EU verbindlich gesetzten Klimaschutzziele für 2020 und 2030 deutlich verfehlt", so Pontzen. Um den globalen Temperaturanstieg zu drücken sollen die Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union (EU) bis 2030 schrittweise um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 sinken. 

Große Koalition schnürt Klimaschutzpaket

Den deutschen Beitrag skizziert ein Gesamtpaket an Klimaschutzmaßnahmen, das an diesem Freitagmittag in Berlin vorgestellt wird. Das Maßnahmenpaket, das die große Koalition nach rund 19 Stunden zäher Verhandlungen geschnürt hat, umfasst laut Angaben der ARD einen Preis für den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 im Verkehr und bei Gebäuden auf Basis eines Handels mit Zertifikaten. Der Start solle 2021 mit einem niedrigen Einstiegspreis erfolgen. Benzin und Diesel sollen um drei Cent teurer werden, bis 2026 dann zehn Cent mehr kosten. Als Entlastung hätte sich die Koalition auf eine Erhöhung der Pendlerpauschale um fünf Cent pro Kilometer von 2021 an geeinigt. Pro Entfernungskilometer sollen demnach künftig 35 statt 30 Cent von der Steuer abgesetzt werden können, berichtet der Sender. Laut Nachrichtenagentur Reuters soll der Austausch von Ölheizungen mit bis zu 40 Prozent der Kosten gefördert werden. Ab 2025 solle der Einbau von Ölheizungen ganz verboten werden. Die Einigung sehe zudem eine Art Prüfmechanismus vor, der eine Nachsteuerung sicherstelle, wenn der Weg zur Erreichung der Klimaziele verlassen werde. 

Laut Union Investment gilt die Bepreisung von CO2-Emissionen als wichtiger Schlüsselfaktor, um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen. Für die Unternehmen im deutschen Leitindex bedeuten diese laut Studie eine potenzielle Belastung  in Milliardenhöhe, wenn sie ihre Emissionen nicht reduzieren. "Selbst eine vergleichsweise geringe Steuer in Höhe von 30 Euro je Tonne CO2-Äquivalente würde den gesamten Dax jährlich rund 5,2 Milliarden Euro kosten. Das entspricht rund 3,7 Prozent des kumulierten operativen Ergebnisses (EBIT) der gelisteten Unternehmen im Jahr 2018", so das Ergebnis. Besonders hart würde es Größen aus der Chemiebranche wie BASF oder Linde, Betrieb der metallverarbeitenden Industrie wie Thyssen Krupp, die Autobauer, aber auch das Baugewerbe, etwa Heidelberg Cement, treffen.

Neun Dax-Unternehmen besonders betroffen

"Im Extremszenario von 200 Euro je Tonne  könnte die jährliche Belastung bei neun Unternehmen die Grenze von einer Milliarde Euro überschreiten: HeidelbergCement, Linde, Deutsche Lufthansa, BASF, RWE, Deutsche Post, E.ON, Covestro und Bayer", heißt es in der Analyse. "Aus Investorensicht stellt sich die Frage, wie schnell ein Unternehmen seine CO2-Emissionen senken kann", erläutert Pontzen. Insgesamt scheinen Adidas, Allianz, die Deutsche Telekom, die Deutsche Bank sowie die Deutsche Börse kurzfristig besonders reaktionsfähig zu sein. Sie haben einen hohen Anteil von Strom am Gesamtenergieverbrauch. Dieser könnte technisch relativ einfach durch die Nutzung erneuerbarer Energien mit deutlich weniger Emissionen ersetzt werden.

Doch auch Profiteure gibt es bei den aktuellen Entwicklungen, so die Studie, wenn diese Unternehmen ihre Emissionen drastisch senken. Zwar verbrauchten Continental, Infineon, Fresenius, Fresenius Medical Care und die Deutsche Telekom aktuell viel Strom, heißt es. Damit hätten diese aber einen großen Anreiz zum Umschwenken. "Gleichzeitig sollten sie technisch in der Lage sein, ihre Emissionen deutlich schneller zu senken als andere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe", heißt es weiter. "Mittel- bis langfristig ist entscheidend, wie schnell Unternehmen ihre Energieversorgung anpassen, ihr Geschäftsmodell modifizieren und inwieweit sie die zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben können", resümiert Pontzen.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

06.08.2019 | Emissionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

CO2-Bepreisung auf dem Prüfstand

31.08.2018 | Krisenmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Dax-CEOs müssen bei Reputation nachbessern

07.12.2018 | Lagebericht | Schwerpunkt | Online-Artikel

CSR-Berichte sind kaum vergleichbar