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19.10.2020 | IT-Prozessmanagement | Infografik | Online-Artikel

Eine stabile IT reicht Finanzbranche nicht dauerhaft

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Finanzdienstleister sind sich der großen Bedeutung ihrer IT bewusst, zeigt eine aktuelle Umfrage. Und in der Hochphase der Pandemie haben sich die Systeme bewährt. Doch um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen nachbessern.

"Unsere IT funktioniert gut und stellt den Betrieb ausreichend sicher. Das hat sie auch im Shutdown während der Corona-Pandemie bewiesen." Dieser Aussage stimmten 60 Prozent der IT-Experten aus der Finanzbranche in einer aktuellen Erhebung zu. Für die Analyse wurden im August knapp 180 Fachkräfte im Auftrag der Managementberatung Cofinpro und der Zeitschrift "IT Finanzmagazin" online befragt. Weitere 36 Prozent der Teilnehmer gaben an, das diese Aussage zumindest "eher zutrifft". Nur vier Prozent verzeichneten größere Probleme ihrer IT-Systeme.

IT-Systeme der Finanzdienstleister stabil, aber zu teuer

Bei der Bewertung ihrer IT-Landschaft erhielt der Aspekt Stabilität mit 4,8 Punkten die größte Zustimmung auf einer Skala von eins (instabil) bis sechs (stabil). Auf Platz zwei folgte das schnelle Antwortverhalten mit 4,0 und die Modernität mit 3,9 Zählern. Am schlechtesten schnitt der Kostenfaktor ab. Der Wert zwischen "teuer" (ein Punkt) und "kostenoptimiert" (sechs Punkte) lag bei 3,4 Zählern.  

Doch trotz des überwiegend positiven Feedbacks zur IT von Banken und anderen Finanzdienstleistern, gab nur ein knappes Drittel (32 Prozent) an, dass ihre Organisation die Digitalisierung mit einer eigenen Strategie begleite. Bei 60 Prozent ist sie nach wie vor in der Unternehmensstrategie verankert, bei 44 Prozent immerhin auch ein Teil der IT-Strategie. Und in sechs Prozent der Unternehmen ist die digitale Transformation gar kein strategisches Thema. 

IT ist für Finanzdienstleister von großer Bedeutung

92 Prozent der Befragungsteilnehmer sind sich allerdings einig, dass der IT bei der Zukunftsfähigkeit der Finanzdienstleistungsbranche eine "große" oder gar "sehr große" Rolle zukommt. Treiber sind unter anderem die Digitalisierung selbst, aber auch ein steigender Kostendruck, die IT-Regulierung, die agile Transformation oder Fintech-Kooperationen. Zusätzlichen Veränderungsdruck bringen laut Studie außerdem neue Tools für Big Data oder RPA (Robotic Process Automation). 

Banken und Versicherer automatisieren Prozesse mit hohem Volumen und klaren Regeln, heißt es hierzu im Beitrag "RPA & Co.: Digitale Transformation braucht Automatisierung" der Zeitschrift "wissens management" (Ausgabe 3 | 2020). Autor Patrick Becker führt aus: "Durch die Automatisierung manueller oder digitalisierter, standardisierter Prozesse sparen Unternehmen nicht nur Kosten, sondern gewinnen auch operationale Flexibilität."

RPA-Projekte werden häufig von Fachabteilungen angestoßen

Die Initiative für RPA-Projekten geht laut Becker dabei zumeist von den Fachabteilungen aus, die sich frühzeitig mit der IT-Abteilung abstimmen sollten. Die wichtigsten Vorteile sind dem Autor zufolge

  • eine deutlich schnellere Bearbeitung von Geschäftsprozessen, 
  • eine Kostenreduktion im unteren zweistelligen Bereich 
  • sowie Synergieeffekte durch die Wiederverwendung einzelner Automatisierungsmodule für andere Prozesse. 

"RPA nutzt die Fähigkeiten von Software-Robotern, greift auf vorhandene Applikationen zu und führt Workflows automatisch aus, wie die Erstellung von Berichten oder die Bearbeitung von Rechnungen. Dafür sind keine Veränderungen an den bestehenden Systemen notwendig", so Becker. "In einem RPA-Projekt in einer Bank etwa wurden 20 Prozesse mit 3.000 Transaktionen am Tag automatisiert und die Prozesseffizienz im niedrigen zweistelligen Bereich gesteigert."

Wenig Impulse von IT-Verantwortlichen

Allerdings geben nur 40 Prozent der Teilnehmer an, dass ihre IT-Verantwortlichen Impulse geben und damit Veränderungen anstoßen. 60 Prozent vertreten die Überzeugung, dass die Mehrheit lediglich umsetzt, was von ihnen verlangt wird. Die Studie ermittelte zugleich auch etliche Hürden, die eine reibungslose Umsetzung von Anpassungen erschwert. Zu den größten gehören 

  • unzureichende personelle Ressourcen (69 Prozent), 
  • veraltete IT-Systeme (55 Prozent), 
  • Silodenken (54 Prozent), 
  • fehlende finanzielle Mittel (44 Prozent)
  • sowie lange Entscheidungswege (43 Prozent). 

Fehlendes Know-how bei den IT-Verantwortlichen oder unklare Zuständigkeiten wurden von den befragten Experten dagegen kaum genannt. 

Neue Projekte kollidieren mit alten IT-Strukturen

Probleme bereiten dagegen die über Jahre stark gewachsenen IT-Architekturen und monolithischen Systeme. Über 60 Prozent der Befragten geben an, dass die bestehende IT eine schnelle Einführung neuer Produkte behindert. Die Studienautoren empfehlen den Unternehmen daher, hier zügig gegenzusteuern. Denn der Wunsch, schneller am Markt zu sein und Kundenbedürfnisse besser zu berücksichtigen, führe zu noch mehr Projekten. 

"Das bringt die IT-Verantwortlichen in ein Dilemma – mit gravierenden Konsequenzen für das Unternehmen: Einerseits wird mit hohen Investitionen eine Flexibilisierung und Agilisierung der IT-Systeme angestrebt, andererseits steigt die Komplexität durch eine Vielzahl unzureichend abgestimmter IT-Projekte und neu entstehender Insellösungen", heißt es in der Studie. So glauben 70 Prozent der befragten Experten, dass die IT vor allem unter der Vielfalt der Anwendungen leidet. 

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