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09.03.2022 | Risikomanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Krise stärkt Top-Manager und macht sie risikofreudig

verfasst von: Anne Steinbach

4:30 Min. Lesedauer

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Noch vor wenigen Monaten war zu erwarten, dass Deutschlands Top-Unternehmen durch die Pandemie Risiken eher meiden und bei Veränderungen zögerlicher werden. Doch eine Studie zeigt, dass gerade jetzt Risikofreude zum Business-Alltag gehört.

Das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon hat für eine Studie 800 Top-Managerinnen und Top-Manager in Nordamerika und Europa befragt, um besser zu verstehen, wie sich ein Ereignis wie die Pandemie auf die einzelnen Unternehmen auswirkte und ihren Entscheidungsprozess veränderte, insbesondere in Bezug auf die Risiken, denen sie ausgesetzt waren. 

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Ganzheitliches Chancen- und Risikomanagement

Interdisziplinäre und praxisnahe Konzepte

Das unternehmerische Risikomanagement wird in diesem Werk erstmals interdisziplinär behandelt. Autoren aus Wissenschaft und Praxis lassen sowohl betriebswirtschaftliche als auch soziologische und psychologische Erkenntnisse einfließen, die in zahlreichen Entscheidungssituationen im Unternehmen relevant sind.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Unternehmen, die die durch die Pandemie verursachten Herausforderungen am besten bewältigt haben, auf alle Bedrohungen vorbereitet waren, den Wettbewerb beobachteten und nicht überreagierten. 

Resilienz wird zu Optimismus

Unternehmen, die die ersten 18 Monate der Pandemie überlebt haben, sind bereit, sich zu entwickeln. Die im September 2021 befragten Geschäftsführer und leitenden Angestellten sind optimistisch, was die Wirtschaft und die Zukunft ihres Unternehmens angeht. 81 Prozent der Befragten in Nordamerika und Europa bewerten die Wirtschaft als ausgezeichnet oder gut. Fast 90 Prozent gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Bedingungen in einem Jahr noch besser sein werden. Die Zahlen zeigen eine starke Resilienz innerhalb der befragten Unternehmen. 

So erklärt Springer-Autor Jens O. Meissner im Buchkapitel "Risikomanagement und Organisationale Resilienz" aus dem Buch "Ganzheitliches Chancen- und Risikomanagement" Folgendes (Seite 30): 

"Risiko- und Resilienzmanagement sind stark verwandte Konzepte, aber Resilienz greift es viel weiter und wesentlicher. Während Risikomanagement das systematische Erfassen der Gefahren und ihrer Chance umfasst, und in einem mehr (oder manchmal auch weniger) geregelten Prozess mit Maßnahmen besetzt, denkt sich das Resilienzmanagement nicht vom Status Quo her. Vielmehr geht es um den funktionalen Zielzustand, und meint sprichwörtlich 'aus der Not eine Tugend' zu machen." 

Unterstützt wird diese Einschätzung durch die guten Zahlen, die die Befragten selbst für das Jahr 2021 angeben. Etwa 81 Prozent der Befragten sagen, dass die Umsatzerwartungen in der ersten Hälfte des Jahres 2021 gestiegen sind. Von diesen Befragten schätzen etwa 40 Prozent, dass die Einnahmen im gleichen Zeitraum zweistellig steigen werden. 

Gestärkt aus der Krise nach vorne blicken

Der derzeit weitverbreitete Optimismus unter den befragten Geschäftsführern und leitenden Angestellten beruht auf dem Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr und der Einschätzung, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie weniger schwerwiegend waren als erwartet. Auf die Frage, wie das Unternehmen auf den Ausbruch der Pandemie vorbereitet war, gaben 84 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen auf Covid-19 vorbereitet sei, was einem Anstieg von acht Prozent gegenüber den Antworten von 2020 entspricht. Die meisten Befragten räumten auch ein, dass bessere Analysemodelle zur Ausbreitung von Coran und zu den Impfraten sowie schnellere Kommunikationsprozesse und -technologien für die Mitarbeiter die Bereitschaft erhöht hätten.

Aufgeschlüsselt nach Branchen, gaben Finanz- und Technologieunternehmen an, am besten präpariert zu sein, während in der Dienstleistungsbranche eine gewisse Unsicherheit herrschte. Eine ähnliche Zweiteilung ergab sich zwischen der Geschäftsleitung und den leitenden Angestellten: Nur zwölf Prozent der Geschäftsleitung waren überzeugt, dass ihr Unternehmen nicht für die Pandemie gewappnet war, verglichen mit 22 Prozent der leitenden Angestellten. Unternehmen, die unvorbereitet waren und in der Folge durch die Pandemie geschwächt wurden, fielen in zwei Schlüsselbereichen hinter ihre erfolgreichen Konkurrenten zurück: Im Zugang zu finanziellem Schutz vor Verlusten und in der Fähigkeit, die Sicherheit und Produktivität der Mitarbeiter während der Pandemie zu gewährleisten.

Eine ganzheitliche, integrierte Risikobetrachtung

Corona hat zu einer neuen Sichtweise auf Risiken geführt – und auf die Frage, wie man sich darauf vorbereiten kann; eine Erinnerung daran, dass das, was einst als Möglichkeit angesehen wurde, in der Tat Realität werden kann. Die befragten Führungskräfte und leitenden Angestellten sind sich nun stärker der aufkommenden Bedrohungen bewusst. Sie sind am ehesten bereit, neue Risiken in Bezug auf Finanzierung und Kapitalinvestitionen einzugehen. 55 Prozent der Befragten bekundeten ihr Interesse an der Beschaffung von neuem Kapital, Finanzierungen oder Schulden, und 50 Prozent der Befragten sind offen für Investitionen in neue Technologien.

Während die Mehrheit der Unternehmen Vertrauen in den Umgang ihres Unternehmens mit der Pandemie und eine neue Risikotoleranz an den Tag legt, befürchten 32 Prozent der Befragten, dass die Pandemie ihr Geschäft geschwächt hat. Obwohl sich ein Drittel der Unternehmen durch die Corona-Krie geschwächt fühlt, sind 80 Prozent aller befragten Unternehmen bereit, mehr Risiken einzugehen.

Die Befragten, die die 32 Prozent der Unternehmen repräsentieren, die sich durch die Pandemie geschwächt fühlten, hatten Schwierigkeiten, die Risikobewertung in die Entscheidungsfindung zu integrieren, und versäumten es, sich auf die Verflechtung der verschiedenen Risiken zu konzentrieren. Starke Unternehmen hingegen verfolgten eine ganzheitliche, integrierte Sichtweise bei der Pandemiebekämpfung und gaben an, dass die Risikointegration der Schlüssel zu ihrem Ansatz bei der Entschärfung der sich entwickelnden Risiken ist. 

"Die Corona-Krise hat nicht dazu geführt, dass Unternehmen risikoscheuer geworden sind, im Gegenteil. Aber es wird mehr Wert darauf gelegt, Risiken ganzheitlich zu analysieren und systematischer zu bewerten", erklärt Kai Büchter, CEO von Aon in der DACH-Region, abschließend.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier

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Quelle:
Ganzheitliches Chancen- und Risikomanagement

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