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09.01.2018 | Automobilelektronik + Software | Interview | Online-Artikel

"Die IT ist der Treiber der Digitalisierung"

verfasst von: Christiane Köllner

4 Min. Lesedauer

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Längst hat die Digitalisierung die Autobranche erreicht. Doch der digitale Wandel verunsichert immer noch viele Unternehmen. Was diese tun sollten, um bei der Digitalisierung vorne dabei zu sein, erklärt Uwe Winkelhake.

Springer Professional: Die Digitalisierung verändert die Automobilindustrie. Was sind die Treiber des digitalen Wandels?

Uwe Winkelhake: Als Synonym für die Leistungssteigerung der Informationstechnologie steht seit Jahren das sogenannte Mooresche Gesetz, das bereits vor über 50 Jahren eine Verdoppelung der Leistungsfähigkeit integrierter Schaltkreise innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten beschrieb. Bei unveränderter Basistechnologie wäre das Gesetz längst nicht mehr gültig. Aufgrund von Technologiesprüngen wie in jüngster Zeit Quantencomputer oder auch Layered Chips besteht der Grundsatz des exponentiellen Wachstums der Leistungsfähigkeit jedoch weiterhin. Somit ist die IT der Treiber der Digitalisierung, die mit Schwung in alle Bereiche des privaten Lebens und in alle Unternehmen und Industrien einzieht. Wie vielfach in unterschiedlichen Fachbeiträgen ausgeführt, ist davon auszugehen, dass alles was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert werden wird – das trifft auf alle geschäftlichen Abläufe und Prozesse zu. 

Empfehlung der Redaktion

2017 | Buch

Die digitale Transformation der Automobilindustrie

Treiber - Roadmap - Praxis

Dieses Handbuch adressiert häufig anzutreffende Defizite und Probleme bei der Digitalisierung der Automobilindustrie und entwickelt einen methodisch fundierten und praxiserprobten Leitfaden zur agilen Umsetzung.

Sie sprechen in Ihrem Buch Die digitale Transformation der Automobilindustrie in diesem Zusammenhang von einer Entwicklung weg vom fahrzeugfokussierten hin zu einem mobilitätsorientierten Geschäftsmodell. Würden Sie das bitte näher erläutern?

Über hundert Jahr besteht die Kernkompetenz der Automobilindustrie in der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von Fahrzeugen. Kunden kaufen die Autos und nutzen diese oft ausschließlich für private Fahrten. Diese Situation ändert sich aktuell. Der Fahrzeugbesitz tritt bei vielen Kunden aus unterschiedlichsten Gründen in den Hintergrund und mehr und mehr rückt das Thema Mobilität in den Fokus. Die Nachfrage nach Kurzeitmiete wie Car2go oder DriveNow und auch die Nutzung internetbasierter Plattformen wie Uber, Lynx oder auch Get zur komfortablen Abwicklung von Transportservice wachsen kontinuierlich. Um in diesem Geschäftsfeld zu partizipieren sind entsprechende mobilitätsorientierte Geschäftsmodelle zu etablieren. 

Viele Unternehmen greifen das Thema Digitalisierung jetzt auf und starten Initiativen und Projekte. Jedoch fehlt es vielfach an einem strategisch formulierten ganzheitlichen Konzept und Vorgehen. Woran liegt das?

Das Thema Digitalisierung ist ein Schlüsselthema auch in der Automobilindustrie. Die Notwendigkeit zu überleben sowie die Aussicht auf mehr Profit und auch mehr Umsatz führen dazu, dass dieses Thema ganz oben auf der Tagesordnung steht. Doch es bestehen große Unsicherheiten, wie man vorgehen soll, was zu tun ist und wie tief und umfassend Veränderungen umzusetzen sind. Es ist grundverkehrt, bestehende Prozesse "as is" mit IT zu garnieren und damit das Thema Digitalisierung abhaken zu wollen. Das volle Potenzial einer digitalen Transformation ist nur zu erschließen, wenn alle bestehenden und bisher durchaus bewährten Geschäftsmodelle, Prozessabläufe und die Aufbauorganisation komplett auf den Prüfstand gestellt werden. Und genau das fällt der etablierten Industrie besonders schwer, da die bestehende Unternehmenskultur diese Offenheit und das bereichsübergreifende, agile Zusammenarbeiten oft nicht unterstützt. Es fehlt an Wissen, Aufbruchsstimmung und Risikobereitschaft bestehende Strukturen zu hinterfragen und gegebenenfalls komplett umzubauen. Somit ist ein Kulturwandel eine zwingende Voraussetzung dieses Thema auf Basis einer übergreifenden Governance anzugehen.

Sie stellen in Ihrem Buch einen methodisch fundierten und praxiserprobten Leitfaden zur Umsetzung der Digitalisierung in der Automobilindustrie vor. Was beinhaltet der Leitfaden?

Ausgehend von den Treibern des digitalen Wandels werden Technologien vorgestellt, die für die digitale Transformation der Automobilindustrie verfügbar sind. Beispielsweise werden 3-D-Druck, Virtual Reality, Blockchain und auch Machine Learning erläutert. Für die umfassende digitale Transformation werden vier Digitalisierungsfelder beschrieben, Initiativen in den Feldern vorgestellt und diese in einer Roadmap zur Umsetzung positioniert. Die erforderliche Veränderung der Unternehmenskultur und eine agile und effiziente Informationstechnologie werden als kritische Erfolgsfaktoren im Detail behandelt. Ausgewählte Praxisbeispiele für innovative Digitalisierungsprojekte vermitteln zusätzliche Ideen und Impulse. Ein Ausblick in die Auto-Mobilität im Jahr 2040 rundet die Ausführungen ab.

Welche Handlungsempfehlungen geben Sie der Automobilbranche mit, damit Digitalisierungsprojekte erfolgreich sein können?

Im Adaptieren von Schnelligkeit, Agilität, Innovationsfreudigkeit wie auch Risikobereitschaft liegen die Voraussetzungen für erfolgreiche digitale Transformationen. In Hinblick auf die laufende weitere stürmische Entwicklung der Digitalisierung muss die Automobilindustrie zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit die Umsetzung beschleunigen und das oft noch anzutreffende zögerliche Vorgehen abstellen. Es gilt Entrepreneurship vor sorgfältiges vielfaches Abstimmen zu stellen. Nur mit diesen Eigenschaften gelingt es den etablierten Herstellern, den Goliaths, gegen die neuen Herausforderer, die Davids, erfolgreich zu bestehen. Damit würde hoffentlich einige Prognosen nicht eintreffen, demzufolge die Hersteller wegen des Fehlens genau dieser Eigenschaften bei disruptiven Veränderungen keine Chance haben und deshalb immer der David gewinnt.

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