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21.06.2021 | Bankvertrieb | Gastbeitrag | Online-Artikel

Kunden mit Tagesgeldkonten binden

verfasst von: Martin Winkler, Robert Kraus

3 Min. Lesedauer

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Deutschland befindet sich nunmehr seit über zwölf Monaten in der Corona-Krise. Zwischen Lockdown, Öffnungsdiskussionen und Impfen zeigt sich ein typisches deutsches Verhaltensmuster: Die Bundesbürger werden ihrem Ruf als Sparweltmeister trotz Krise gerecht. 

Während dieser bildeten und bilden die Menschen weit mehr Rücklagen als vor Ausbruch des Virus. Laut DZ-Bank sparten deutsche Haushalte im Jahr 2020 knapp 16 Prozent ihres Einkommens, womit das Geldvermögen insgesamt auf 7,1 Billionen Euro zugenommen hat. Vor allem die fehlenden Ausgabemöglichkeiten im Lockdown tragen zu einem wachsenden finanziellen Polster beim Privatvermögen bei. Dabei werden die Ersparnisse nach wie vor eher konservativ auf nicht oder kaum verzinsten Girokonten, Sparbüchern oder Tagesgeldkonten geparkt. 

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Das durch die Digitalisierung veränderte Kundenverhalten und die Nutzung von Onlinekanälen sowie der damit zusammenhängende Filialabbau gehen in allen Geldhäusern hierzulande voran. Doch an den Geschäftsmodellen und Kostenstrukturen ändert sich überraschend wenig.

Nach den Analysen des Ipsos Finanzmarktpanels, einer Befragung von quartalsweise 20.000 Haushalten zum eigenen Finanzportfolio, ist in den letzten zehn Jahren vor allem ein Anstieg der Haushalte zu verzeichnen, die mindestens ein Tagesgeldkonto besitzen. Während 2010 nur knapp 17 Prozent der Haushalte ein solches Produkt besaßen, sind es aktuell 29 Prozent. Dabei profitiert diese Kontoart vor allem von einer Neugeschäftsquote, die im letzten Jahrzehnt ausnahmslos über der Kündigungsquote lag. So hatten im Jahr 2020 rund 482.300 Haushalte mindestens ein neues Tagesgeldkonto abgeschlossen, während lediglich 232.800 Haushalte ein solches gekündigt haben.

Neuabschlüsse finden überwiegend online statt

Das Finanzmarktpanel zeigt im Neuabschluss eine klare Verschiebung zum digitalen Geschäftsfeld. Während 2010 vor allem Flächenbanken wie die Sparkassen (18 Prozent) und die VR-Banken (16 Prozent) Tagesgeldkonten an den Kunden brachten, sind es 2020 Anbieter wie Klarna in Kooperation mit Weltsparen (19 Prozent). Auf dem zweiten Platz folgen die Sparkassen mit etwa sieben Prozent, hiernach diverse Autobanken wie beispielsweise die Renault Bank direkt (fünf Prozent), die Mercedes-Benz Bank (vier Prozent) und das Finanzinstitut von BMW (vier Prozent). Alles Anbieter, die vor knapp zehn Jahren einen Neugeschäftsmarktanteil von unter einem Prozent hatten.

Die Abschlüsse sind stark preis- und zinsgetrieben und finden vor allem über den digitalen Kanal statt. Drei Viertel (73 Prozent) aller neuen Tagesgeldkonto-Abschlüsse erfolgten online. Etwas überraschend ist dabei, dass die App bisher lediglich eine sehr kleine Rolle einnimmt (ein Prozent aller Abschlüsse). Bezogen auf Vergleichsportale gibt ein Viertel der Neu-Abschließer an, im Vorfeld des Abschlusses ein solches herangezogen zu haben.  

Cross-Selling über Tagesgeldkonten

Ein Grund für die eingangs erwähnte Attraktivität konservativer Geldanlagen ist bei Tagesgeldkonten die, verglichen mit ähnlichen Produkten, überdurchschnittlich gute Verzinsung. Mit etwa 0,35 Prozent pro Jahr liegen diese zwar unter der Inflation (0,5  Prozent), aber weit über der Verzinsung von Girokonten oder Sparbüchern. Zudem sind Tagesgeldkonten für den Kunden meist kostenlos. Gute Voraussetzungen, dieses Produkt im Retention Marketing einzusetzen, ein Instrument, bei dem sich Unternehmen darauf fokussieren, bereits bestehende Kundenbindung weiterzuentwickeln, statt ausschließlich Neukundenakquise zu betreiben.

In der Finanzbranche ist das eine weit verbreitete Technik, die sich direkt im Ipsos Finanzmarktpanel widerspiegelt. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Neuabschlüsse im Bankensektor entfallen auf eine Gesellschaft, zu der bereits ein aktives Kundenverhältnis besteht. Hier eignet sich das Tagesgeldkonto aus Sicht der Banken perfekt, da dieses weder eine aufwändige Filialstruktur erfordert noch Zahlungs- oder Bargeldverkehr sicherstellen muss. Somit können auch neue und filialschwache Gesellschaften in den Markt einsteigen und Kundenkontakte knüpfen. Und das funktioniert offensichtlich in Krisenzeiten umso besser. 
 

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