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28.05.2021 | Mittelstand | Kommentar | Online-Artikel

Der Mittelstand muss dringend umdenken

verfasst von: Gerold Wolfarth

3:30 Min. Lesedauer

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Wenn der Mittelstand nicht viel stärker in Innovationen und junge Unternehmen investiert, wird er abgehängt. Insbesondere Kooperationen von KMU und Start-ups sind eine große Chance für die Wirtschaft, kommentiert Gerold Wolfarth .

Der Mittelstand gilt zurecht als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Immerhin sind 99 Prozent der Unternehmen hierzulande dem Mittelstand zuzuordnen. Und es geht ihm gut. Jahrzehntelanges vernünftiges Wirtschaften hat zu hohen Eigenkapitalrücklagen und Wohlstand geführt. Ganze 71,3 Prozent aller Erwerbstätigen sind laut KfW Research in kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) angestellt. Doch diese positiven Zahlen sind trügerisch.

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Erfolg macht KMU träge

Wer sich zu sehr auf seinem Erfolg der letzten Jahre ausruht und dabei die Zukunft nicht im Blick hat, gerät ins Hintertreffen. Das Durchschnittsalter von Unternehmensinhabern im Mittelstand liegt aktuell bei rund 52 Jahren. Das macht deutlich, dass hier langjährige Erfahrung und große Expertise herrschen. Echtes Unternehmerwissen ist ein wichtiger Faktor, um erfolgreich zu sein. Doch das Sicherheitsgefühl, welches dieser Erfolg mit sich bringt, birgt die Gefahr, träge zu werden. Und träge zu sein, das kann sich weder ein Unternehmen noch ein Wirtschaftsstandort erlauben.

Mittelstand fehlt Zugang zu Innovationen

Im Wettrüsten um Wirtschaftsanteile entstehen ständig neue Trends. Digitalisierung ist hier nur ein Thema. Die großen Wirtschaftsunternehmen haben das erkannt und investieren ständig in Innovationen. Doch von dieser Investitionsfreude, von Geschwindigkeit und Flexibilität, ist in vielen deutschen mittelständischen Unternehmen nur wenig zu spüren. Leider vergessen Unternehmen oft, ihre Betriebe für die Zukunft richtig aufzustellen. Neue Technologien oder Nachhaltigkeitsstrategien? Dazu fehlt der Zugang. Dafür möchte man in Krisenzeiten kein Geld ausgeben. Dafür fehlt das Know-how.

Start-ups bieten viel Know-how

Dieses Mindset ist fatal. Denn wenn wir jetzt nicht in die Zukunft dieses wichtigen Wirtschaftsmotors investieren, werden wir abgehängt. Dabei gibt es in Deutschland und der gesamten DACH-Region genau dieses gefragte Know-how. Es existieren zahlreiche innovative Unternehmen – oft sind das Start-ups – aufgebaut von hochqualifizierten Universitätsabsolventen oder bestens ausgebildeten Gründern. Deren Ideen sind gut, die Motivation ist hoch. Doch in der Start-up-Welt ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Häufig scheitern junge Unternehmen an fehlender Stabilität. Es mangelt an Kapital, an Wissen und Erfahrung.

Investoren locken junge Unternehmen ins Ausland

Kapital, Wissen und Erfahrung – das sind die Paradedisziplinen von Investoren. Sie bieten den jungen Unternehmen genau das, was ihnen fehlt, um ihre Idee erfolgreich auf die Straße zu bringen. Leider kommen diese Investoren häufig aus dem Ausland. Global Player wie Apple oder Microsoft bauen ihre Deutschland-Standorte in der Nähe der besten Universitäten. Und sie bieten Jungunternehmern alles, was diese sich wünschen. Im Gegenzug profitieren Investoren vom frischen Wind und vor allem von den neuen Ideen. Die Folge: Ein Großteil der deutschen Start-ups, und damit unser Zukunftspotenzial, wandert ins Ausland ab.

Den Mittelstand wachrütteln

Und der deutsche Mittelstand? Der tritt weiter auf der Stelle und verliert nach und nach den Anschluss. Der Wunsch nach finanzieller Stabilität und eine konservative Finanzpolitik entwickeln sich bald schon zum Eigentor. Diese Entwicklung ist besorgniserregend.

Ein Perfect Match: Kooperationen von KMU und Start-ups

Der Mittelstand muss umdenken. Der langfristig erfolgversprechende Weg ist – auch in Krisenzeiten – Wissen und Kapital nicht zu horten, sondern weiterzugeben und nachhaltig zu investieren. Die Kooperation von Mittelstand und Start-ups ist eine große Chance für die Wirtschaft in Deutschland und birgt gleichzeitig für beide Geschäftspartner eine Win-Win-Situation.

Mittelständler sollten Blick über Tellerrand wagen

Natürlich sollte man nicht pauschalisieren. Viele Mittelständler haben genau das bereits erkannt. Und profitieren. Für alle anderen gibt es etliche Möglichkeiten, den passenden Investment Case oder den optimalen Kooperationspartner zu finden. Online-Matching-Plattformen wie Salsup zum Beispiel, auf denen sich Start-ups und mittelständische Unternehmen finden können. Oder Universitäten, die Whitelabel-Showrooms für Unternehmen anbieten, in denen Studierende die Unternehmen kennenlernen können. Und wieso sollte ein CEO eines KMU nicht mal an einem Pitch-Event teilnehmen? Es ist Zeit, über den Tellerrand zu schauen und dabei den Weg in die Zukunft zu finden.

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