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31.08.2023 | Leadership | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Kleinunternehmerinnen aktuelle Krisen meistern

verfasst von: Annette Speck

3:30 Min. Lesedauer

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Die aktuellen Herausforderungen bereiten vielen Kleinunternehmen Sorge. Einer Umfrage zufolge gehen männliche und weibliche Unternehmenschefs aber unterschiedlich damit um. Viel spricht für den Erfolg von Female Leadership.

Inflation, steigende Kosten, Lieferkettenprobleme, Personalmangel: Kleinunternehmen in Deutschland sind davon ebenso gebeutelt wie große Konzerne. Für 70 Prozent der kleinen Firmen ist zudem das Insolvenzrisiko virulent, wie eine Erhebung der Lowell-Gruppe unter 250 Kleinunternehmen zeigt. Schließlich ist ihr Geschäftsfeld oftmals eng begrenzt und ihre Kapitaldecke geringer als bei größeren Unternehmen. Das macht sie vergleichsweise anfällig.

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Alles dreht sich um das liebe Geld

Laut der Lowell-Umfrage halten sich sieben Prozent der Befragten für stark gefährdet. Dagegen schätzen weniger als ein Drittel (28 Prozent) ihr Insolvenzrisiko als gering ein. Vor allem die Inflation wird von den Kleinunternehmen als größte Herausforderung gesehen (45 Prozent), gefolgt von steigenden Energiekosten (33 Prozent). Dadurch wird es für die kleinen Firmen immer schwieriger, ihre Gewinnmargen zu halten. Erhöhen sie jedoch ihre eigenen Preise - dies haben der Erhebung zufolge 32 Prozent der Befragten bereits getan - müssen sie erst recht um ihre zunehmend sparsameren Kunden bangen.

Furcht vor Entlassungen

Die genderspezifische Auswertung der Umfrage belegt darüber hinaus, dass weibliche und männliche Kleinunternehmer mit diesen Herausforderungen teilweise recht unterschiedlich umgehen. So fürchten 26 Prozent der männlichen, aber nur 16 Prozent der weiblichen Befragten, Personal entlassen zu müssen. Hingegen zieht ein Viertel der Kleinunternehmerinnen eher in Betracht, sich selbst kein Gehalt auszuzahlen, bevor sie über Entlassungen nachdenken würden.

Chefs geben sich selbstbewusst

Auch scheinen Männer sich in der gegenwärtigen multiplen Krisensituation am liebsten auf sich selbst zu verlassen. Während knapp jede fünfte Chefin eines kleinen Unternehmens sich vorstellen kann, eine externe Beratung in Anspruch zu nehmen, hat dies nicht einmal jeder zehnte männliche Kleinunternehmer auf dem Schirm. Und auch ein Verkauf des Unternehmens kommt als Problemlösung für Männer kaum in Frage. Unter den Frauen beschäftigen sich immerhin sechs Prozent mit diesem Gedanken.

Geschlechterklischees aufbrechen

Die Antworten bestätigen manches Geschlechterklischee: Während männlichen Führungskräften Selbstbewusstsein, Durchsetzungsstärke und Mut zugeschrieben wird, gelten weibliche Führungskräfte als emotionaler, kommunikativer und kooperativer sowie risikoscheuer. Ferner scheinen Chefinnen mitunter zu Überlastung und Selbstausbeutung zu neigen, um eigenen und fremden Anforderungen zu genügen.

Gleichwohl agieren männliche Führungskräfte keineswegs emotionslos. Nur werden diese Gefühlsbekundungen häufig ganz anders interpretiert. 2Generationen von Mitarbeitenden kennen die Wutausbrüche ihrer (männlichen) Vorgesetzten, die ihre Gefühle und emotionalen Altlasten nicht bearbeitet hatten. […] Interessant ist dabei, dass der Kontrollverlust emotionaler Art in Richtung Härte gesellschaftlich akzeptiert wurde beziehungsweise wird, jener in Richtung Weichheit allerdings nicht, was Ausdrücke wie Weichei oder Gefühlsheini/-dusel beweisen", erklärt Simone Burel in dem Beitrag "Weibliche Führung: Agilität 2.0". (Seite 31)

Produktiver durch emotionale Agilität

Dabei korrespondiere die Fähigkeit zur Agilität in Prozessen vor allem auch damit, dass man sich selbst und andere verstehe und zu emotionaler Agilität fähig ist. "Im Schnitt sind es gerade Frauen, die beweglicher und erfolgreicher darin sind, ihre Gefühle so einzusetzen, dass sie sich produktiv auswirken", so die Springer-Autorin. (Seite 32) Es gehe um gezieltes Emotionsmanagement, sodass auch negative Emotionen wie Ängste oder Wut reflektiert und kanalisiert werden, um Innovationen zutage zu fördern.

Und Burel nennt noch ein weiteres Argument für Female Leadership: In der komplexen, schnelllebigen VUCA-Welt würden partizipative Führungsfähigkeiten und die - besonders von Frauen, früh gelernte Fähigkeit, kooperativ Entscheidungen herbeizuführen - dringend gebraucht.

In der Krise ist Female Leadership gefragt

Da macht es Sinn, dass Alina S. Hernandez Bark et al. der Frage nachgegangen sind, ob beziehungsweise unter welchen Voraussetzungen Führung weiblicher wird. Schließlich werde in Krisenzeiten oft nach anderer Führung verlangt. Ihre Auswertung zahlreicher Studien ergibt, dass gerade wenn es Unternehmen finanziell schlecht geht, weiblich-konnotierte Charakteristiken als besonders relevant für Führungskräfte sowie für spezifische Aufgaben angesehen werden.

Zwar sei die Vorstellung von Führung immer noch eher männlich. "Jedoch zeigt die empirische Befundlage, dass effektive Führung sowohl männlich-konnotierte (agentische) als auch weiblich-konnotierte (kommunale) Verhaltensweisen und Charakteristiken umfasst. Darüber hinaus gewinnen kommunale Charakteristiken vor allem in Zeiten finanzieller Krisen und schlechter Unternehmensleistungen an Relevanz und führen zu einer Umkehr des Think-Manager-Think- Male-Paradigmas hin zum Think-Crisis-Think-Female-Paradigma", erklären die Forschenden. (Seite 100)

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