Skip to main content

29.08.2022 | Unternehmensstrategie | Interview | Online-Artikel

"Nachhaltigkeitsmanagement ist in erster Linie Chefsache"

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu realisieren, fällt Unternehmen oft schwer. Welche Rolle die Digitalisierung bei der nachhaltigen Unternehmensführung spielt und wer die ESG-Ziele vorantreiben muss, erklärt Beraterin Martina Rauch.

Springer Professional: Nachhaltige Unternehmen sind erfolgreicher. Wie genau profitieren Unternehmen von mehr ökologischem und gesellschaftlichem Engagement?

Martina Rauch: Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit in ihrer DNA verankert haben, sind zweifellos im Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern. Sie haben einen Vorsprung im Kampf um die besten Köpfe und sind besser gerüstet für die zunehmenden geopolitischen Herausforderungen. Wer sein Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit transformiert, wird nachhaltig belohnt. Nicht nur können regulatorische Anforderungen besser bewältigt sowie die Ressourcen-, Prozess- und Kosteneffizienz verbessert werden, sondern auch die Innovationskraft erfährt einen nachhaltigen Schub, was wiederum den Kunden zugutekommt. Wer sein Unternehmen nachhaltig führt, erhöht die Reputation bei allen Stakeholdern und gewinnt an Attraktivität für Mitarbeiter und Bewerber.

Empfehlung der Redaktion

2021 | Buch

Nachhaltigkeitsmanagement - Handbuch für die Unternehmenspraxis

Gestaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in kleinen und mittleren Betrieben

Das Handbuch vermittelt in anschaulicher, praxisorientierter Weise Grundlagen, Inhalte und Vorgehensweise bei der Einführung und Verbesserung eines Nachhaltigkeitsmanagements in Unternehmen. 

Dennoch tun sich Unternehmen schwer damit, die Klimaziele zu erreichen, zeigen Studien. Wo liegen derzeit die größten Probleme, ESG in Firmen zu implementieren?

ESG ist der vielleicht größte Megatrend unserer Zeit und zeigt, wie breit das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile gedacht wird. ESG – Environmental, Social, Governance – ist ein Werttreiber und muss deshalb schon in der Unternehmensstrategie berücksichtigt werden. Viele Unternehmen haben dies bereits umgesetzt, allein aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Aber mit der Implementierung der Strategie hapert es noch an vielen Stellen: kein wirkliches Commitment des Managements, keine zentrale Steuerung der unternehmensweiten Nachhaltigkeitsinitiativen, keine Verknüpfung mit erfolgskritischen KPIs, mangelnde Akzeptanz nachhaltiger Maßnahmen bei Führungskräften und Mitarbeitenden.

Nicht selten ist Nachhaltigkeit eine Feigenblattaktion, die Verbraucher als Greenwashing entlarven. Was haben Unternehmensentscheider rund um das Thema nicht auf dem Schirm?

Die Kenntnisse der Verbraucher sowie die Sensibilität für Nachhaltigkeit haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Mit Feigenblättern kann sich kein Unternehmen mehr bedecken, wenn es nicht seine Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden, Beschäftigte und Investoren verlieren will. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis für Unternehmensentscheider: Nachhaltigkeit ernst genommen heißt, das Unternehmen nachhaltig zu transformieren in allen drei ESG-Dimensionen. Das bedeutet, nachhaltige Unternehmensführung als wichtigen Bestandteil der strategischen Unternehmensführung etablieren, die Implementierung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen konsequent monitoren, Führungskräfte und Mitarbeitende aktiv beteiligen und Fortschritte glaubwürdig kommunizieren.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der nachhaltigen Transformation? Kann beides Hand und Hand gehen und gelingen?

Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist ein weites Feld mit viel Zukunftspotenzial. Zum einen kommt ein modernes Nachhaltigkeitsmanagement ohne digitale Tools nicht mehr aus, angefangen von der Implementierung und dem Monitoring von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bis hin zur digitalen Fortschrittskommunikation. Zum anderen haben digitale (Produkt-)Lösungen – und diese gibt es in jeder Branche – unmittelbare Auswirkungen auf die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen und tragen damit erheblich zu einer nachhaltigeren Welt bei. Im Bereich der Lebensmittelproduktion beispielsweise werden mit digitalen Lösungen Prozesse entlang der gesamten Nahrungsmittelkette effizienter gestaltet und damit die nachhaltige Landwirtschaft von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt unterstützt. Für mich sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden.

Welche Abteilungen sind für die ESG-Entwicklung zentral und braucht es einen hauptverantwortlichen Nachhaltigkeitsmanager?

Nachhaltigkeitsmanagement ist in erster Linie Chefsache. Für Strategie und Management braucht es eine zentral verantwortliche Stelle, die direkt an den Vorstand bzw. an die Geschäftsführung berichtet. Darüber hinaus empfiehlt es sich, ein gutes und zum Unternehmen passendes Netzwerk von Nachhaltigkeitsmanagern aufzubauen, die alle funktionalen und operativen Bereiche abdecken. Um eine wirkliche Nachhaltigkeitskultur aufzubauen und für eine glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation sollten sich die Bereiche HR und Unternehmenskommunikation bemühen – eine schöne Herausforderung, mit der sich beide Funktionen als echte Business Partner positionieren können und einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

Premium Partner