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2017 | Buch

Allgemeine Psychologie

herausgegeben von: Jochen Müsseler, Martina Rieger

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Lehrbuch bietet einen umfassenden Einblick in zentrale Aspekte menschlichen Erlebens und Verhaltens. Hierbei stehen Prozesse und Mechanismen der psychischen Vorgänge im Vordergrund, welche aus kognitions- und neurowissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden.

Inhaltlich werden in diesem Standardwerk folgende wesentliche Themenbereiche dargestellt:

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit

Emotion und Motivation

Lernen und Gedächtnis

Sprachproduktion und –verstehen

Denken und Problemlösen

Handlungsplanung und –ausführung

Die Kapitel sind von Spezialisten des jeweiligen Gebietes geschrieben.

Diese dritte Auflage wurde grundlegend aktualisiert und durch zusätzliche Kapitel zur multisensorischen Verarbeitung, zum logischen Denken, zu Urteilen und Entscheiden, zum motorischen Lernen und zu Embodied Cognition und Agency ergänzt. Die Inhalte werden nun durch konkrete Anwendungsbeispiele – aus der Forschung für die Praxis - und informative, farbige Illustrationen und ein didaktisch ausgereiftes Layout noch stärker veranschaulicht.

Wie auch die ersten beiden Auflagen bietet diese Auflage eine kompetente Einführung für Studierende, die ideal ist zur Prüfungsvorbereitung im Bachelor- und Masterstudium.

Gleichzeitig ist dieses Werk ein optimales Nachschlagewerk für wissenschaftlich und praktisch arbeitende Psychologen und Personen benachbarter Disziplinen.

Über www.lehrbuch-psychologie.de werden für Studierende und Dozenten hilfreiche Online-Zusatzmaterialien zur Verfügung gestellt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung – Psychologie als Wissenschaft
Zusammenfassung
Die wissenschaftliche Psychologie ist von der Alltagsverwendung des Begriffes „Psychologie“ abzugrenzen. Die wissenschaftliche Psychologie gliedert sich in verschiedene Teildisziplinen, von denen die Allgemeine Psychologie eine wesentliche und grundlegende Teildisziplin ist. Sie ist zum einen durch Universalismus gekennzeichnet, d.h. sie fragt nach dem, was Menschen gemeinsam ist, und zum anderen durch Funktionalismus, d.h. sie beschäftigt sich mit den Prozessen und Mechanismen psychischer Vorgänge des Erlebens und Verhaltens (dem Wie) und weniger mit deren Inhalten (dem Was). Da die Allgemeine Psychologie die kausale Mechanik psychischer Vorgänge erfassen will, ist ihre hauptsächliche Forschungsmethode das Experiment. Theorien in der Allgemeinen Psychologie gehen oft von abstrakten Prozessen der Informationsverarbeitung aus, welche im Gehirn als informationsverarbeitendes System implementiert sind. Erleben und Verhalten sind Ergebnisse der informationsverarbeitenden Prozesse.
Schlüsselwörter: Allgemeine Psychologie, Universalität, Funktionalismus, Experiment, Informationsverarbeitung
Wolfgang Prinz, Jochen Müsseler, Martina Rieger

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit

Frontmatter
2. Visuelle Informationsverarbeitung
Zusammenfassung
Visuelle Wahrnehmungsprozesse kennzeichnen den bedeutendsten Sinn des Menschen, den Sehsinn bzw. Gesichtssinn. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema wird untersucht, wie die Informationen unserer physikalischen Umwelt (distaler Reiz) von den Sinnesrezeptoren des Auges (proximaler Reiz) aufgenommen und kognitiv verarbeitet werden, um so den Wahrnehmungseindruck hervorzurufen, der unser Erleben und Verhalten maßgeblich beeinflusst. Das vorliegende Kapitel beschreibt die Prozesse der elementaren Encodierungsprozesse bis hin zu den Prozessen der Objektidentifizierung und schließt mit einer kurzen Skizzierung der wichtigsten Wahrnehmungstheorien.
Schlüsselwörter: Visuelle Wahrnehmung; Farbwahrnehmung; Raum- und Tiefenwahrnehmung; Bewegungswahrnehmung; Objektwahrnehmung; Psychophysik; Gestaltwahrnehmung; Ökologische Wahrnehmung
Jochen Müsseler
3. Auditive Informationsverarbeitung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Wahrnehmung und Informationsverarbeitung in der auditiven Sinnesmodalität. Ausgehend von den physikalischen und physiologischen Grundlagen der Aufnahme und Weiterleitung akustischer Informationen beim Menschen werden psychische Funktionen betrachtet, die für das Hören von zentraler Bedeutung sind: Gedächtnis und Prädiktion, Aufmerksamkeit, Objektbildung sowie der Umgang mit Mehrdeutigkeit. Abschließend werden verschiedene Hörstörungen sowie Anwendungsbeispiele der wahrnehmungspsychologischen Grundlagen erörtert.
Schlüsselwörter: Aufmerksamkeit; Prädiktion; Gedächtnis; Ambiguität; Multistabilität; Auditive Szenenanalyse; Überlagerung; Binaurales Hören; Hörbahn; Audiometrie; Tinnitus; Versteckter Hörverlust
Alexandra Bendixen, Erich Schröger
4. Multisensorische Informationsverarbeitung
Zusammenfassung
Das Kapitel gibt einen ersten Überblick über den Kenntnisstand zur gemeinsamen Verarbeitung der Information aus verschiedenen Sinnen beim Menschen. Behandelt werden Prozesse der multisensorischen Integration redundanter Information und der multisensorischen Kombination, das Problem der Zuordnung zusammengehöriger Information aus verschiedenen Sinnen, Mechanismen des Abgleichs zwischen den Sinnen, die Rolle der Aufmerksamkeit sowie die neurophysiologischen Grundlagen multisensorischer Verarbeitung. Anhand von Beispielen aus Ergonomie und Klinik wird die Anwendbarkeit der Erkenntnisse verdeutlicht.
Schlüsselwörter: Multisensorisch; Multimodal; Intersensorisch; Redundante Information; Signalintegration; Adaptation; Rekalibrierung; Crossmodale Aufmerksamkeit; Multisensorische Areale
Knut Drewing
5. Aufmerksamkeit
Zusammenfassung
In dem vorliegenden Kapitel werden zwei zentrale Funktionen der selektiven Aufmerksamkeit diskutiert: die perzeptive Aufmerksamkeit und die handlungssteuernde Aufmerksamkeit. Der Begriff „perzeptive Aufmerksamkeit“ bezieht sich auf die Auswahl relevanter Informationen zur bewussten Verarbeitung und zur Steuerung von Denken und Handeln. Handlungsvermittelnde Aufmerksamkeit ist notwendig, um alle Komponenten des Verarbeitungssystems – von der Wahrnehmung bis zur motorischen Reaktion – so einzustellen, dass die Handlungsziele einer zu erledigenden Aufgabe möglichst effizient erreicht werden. Es werden sowohl theoretische Modelle zur Erklärung verhaltensbasierter Daten als auch die Ergebnisse neurowissenschaftlicher Ansätze dargestellt.
Schlüsselwörter: Filtertheorie der Aufmerksamkeit; Attenuationstheorie der Aufmerksamkeit; Merkmalsintegrationstheorie; Theorie der gesteuerten Suche; Dimensionsgewichtungsansatz; Perzeptive Aufmerksamkeit; Handlungsvermittelnde Aufmerksamkeit; Orts-, objekt- und dimensionsbasierte Ansätze; POC-Kurve; Mehrfachaufgabenperformanz; Doppelaufgabenperformanz; Automatizität; IOR-Effekt; Integrierte Kompetition; Neglect
Joseph Krummenacher, Hermann Müller
6. Bewusstsein
Zusammenfassung
Das menschliche Bewusstsein ist zentral für unsere Identität und bestimmt zu einem wesentlichen Teil unser Selbstverständnis als Mensch. Dieses Kapitel gibt einen Einblick in die aktuelle Bewusstseinsforschung aus psychologischer, neurowissenschaftlicher und philosophischer Perspektive. Nach einer Darstellung wichtiger Theorien des Bewusstseins, die vor allem auf die Erklärung des phänomenalen Bewusstseins abzielen, des subjektiven Gewahrseins von Repräsentationen, werden wichtige experimentelle Paradigmen der empirischen Bewusstseinsforschung wie visuelle Maskierung, Aufmerksamkeitsblinzeln oder binokulare Rivalität beschrieben.
Schlüsselwörter: Phänomenales Bewusstsein; Visuelle Maskierung; Rekurrente Verarbeitung; Unbewusste Verarbeitung; Binokulare Rivalität; Subliminale Bahnung; Global-Workspace-Modell
Markus Kiefer

Emotion und Motivation

Frontmatter
7. Emotion
Zusammenfassung
Was ist eine Emotion? Wie entsteht eine Emotion? Welche Funktionen haben Emotionen? Wie können wir Emotionen kontrollieren? Dieses Kapitel gibt auf diese und weitere Fragen aktuelle Antworten der Emotionspsychologie. Emotionen, ihre Entstehungsbedingungen und ihre Auswirkungen auf das Denken, Fühlen und Handeln einer Person werden in leicht verständlicher Form besprochen.
Schlüsselwörter: Emotion; Komponenten von Emotionen; Funktionen von Emotionen; Biologie von Emotionen; Emotionstheorien; Emotionsregulation
Andreas Eder, Tobias Brosch
8. Motivation
Zusammenfassung
Der Gegenstand der Motivationspsychologie ist zielgerichtetes Verhalten. Motivation bestimmt, welche Ziele angestrebt bzw. welche Zustände vermieden werden und wie viel Anstrengung und Ausdauer dafür aufgewandt werden.
Sie entsteht aus einer Interaktion zwischen Organismusvariablen (Motiven bzw. Bedürfnissen) und Situationsvariablen (Anreizen). Motive schärfen die Wahrnehmung für Situationen, Reize und Ereignisse, die zur Bedürfnisbefriedigung geeignet sind. Durch solche Anreize werden in besonderem Maße Emotionen angesprochen. Motive sind latente Bewertungsdispositionen, die durch Anreize angeregt bzw. aktiviert und erst so zu Motivation und im Verhalten sichtbar werden.
Motive können unbewusst (implizit) sein oder explizit und sich in bewussten Selbstbildern niederschlagen. Implizite Motive sind nicht sprachgebunden und somit nicht durch Fragebogen erfassbar. Sie entwickeln sich in der frühen Kindheit. Zur Messung impliziter Motive werden projektive Verfahren eingesetzt. Explizite Motive bilden sich erst mit der Sprache und der Entstehung des Selbstkonzepts aus. Sie können durch Selbstberichte erfragt werden.
Schlüsselwörter: Implizite Motive; Explizite Motive; Motivation; Ziel; Anreiz; Motivinkongruenz; Anschluss; Macht; Leistung
Rosa Maria Puca, Julia Schüler
9. Volition und kognitive Kontrolle
Zusammenfassung
Die Forschung zur Volition und kognitiven Kontrolle befasst sich mit den kognitiven und neuronalen Mechanismen, die der willentlichen Steuerung zielgerichteter Handlungen zugrunde liegen. Der Fokus liegt dabei auf Situationen, in denen automatisierte Routinehandlungen nicht ausreichen, sondern Verhaltensdispositionen und kognitive Prozesse auf neue Weise konfiguriert oder konkurrierende Motivationstendenzen und Gewohnheiten unterdrückt werden müssen, um langfristige oder übergeordnete Ziele zu erreichen. Das Kapitel gibt einen Überblick über ausgewählte Theorien und Ergebnisse dieser Forschung anhand von drei Leitfragen: (1) Was sind die kognitiven Grundlagen willentlicher Handlungen? (2) Welche Mechanismen liegen der Fähigkeit zugrunde, Absichten gegen konkurrierende Motivationstendenzen oder Gewohnheiten abzuschirmen? (3) Welche neuronalen Systeme liegen kognitiven Kontrollprozessen und selbstkontrolliertem Verhalten zugrunde?
Schlüsselwörter: Volition; Kognitive Kontrolle; Exekutive Funktionen; Willenshandlungen; Selbstkontrolle; Zielgerichtete Handlungen; Intentionen; Präfrontaler Cortex; Wille
Thomas Goschke

Lernen und Gedächtnis

Frontmatter
10. Lernen – Assoziationsbildung, Konditionierung und implizites Lernen
Zusammenfassung
Wie können Menschen Zusammenhänge erkennen und lernen, diese Zusammenhänge erfolgreich in ihrem Verhalten zu berücksichtigen? In diesem Kapitel behandeln wir diese elementaren Lernmechanismen. Hierzu zählt vor allem das assoziative Lernen, wie es mit Konditionierungsprozeduren untersucht werden kann. Wir beschreiben und diskutieren aber auch Kausallernen sowie das implizite Lernen, bei dem Menschen komplexe Regelhaftigkeiten der Umwelt in ihrem Handeln nutzen, ohne dass ihnen dies zwangsläufig bewusst wird. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, für jede dieser Lernformen die elementaren Untersuchungsmethoden und Basisphänomene zu beschreiben sowie die wichtigsten Mechanismen und Erklärungsansätze darzustellen. Dabei werden wir auch auf formale Modelle des Lernens eingehen und diskutieren, inwieweit sowohl assoziative als auch kognitive Mechanismen beteiligt sind.
Schlüsselwörter: Assoziatives Lernen; Konditionierung; Kausallernen; Verstärkung; Löschung; Kontiguität; Kontingenz; Rescorla-Wagner-Modell; Implizites Lernen; Evaluative Konditionierung; Modelllernen
Iring Koch, Christoph Stahl
11. Kategorisierung und Wissenserwerb
Zusammenfassung
Kategorisierung gehört zu unseren basalen kognitiven Kompetenzen. Kategorien fassen Objekte oder Ereignisse auf der Basis von Gemeinsamkeiten zu Klassen zusammen, was uns erlaubt, Wissen über Kategorien für neue, aktuelle Erfahrungen zu nutzen. Kategorien spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung, der Handlungsplanung, dem Lernen, der Kommunikation und dem Denken. Das vorliegende Kapitel gibt einen Einblick in die aktuelle Forschung zur Kategorisierung. Neben den klassischen verhaltensbezogenen, experimentellen Studien werden auch Computermodelle des Kategorisierens und neurowissenschaftliche und anthropologische Untersuchungen diskutiert.
Schlüsselwörter: Kategorisierung; Prototypentheorie; Exemplartheorie; Lernen; Wissenserwerb; Induktives Schließen; Kultur; Taxonomien; Kausale Theorien
Michael Waldmann
12. Gedächtniskonzeptionen und Wissensrepräsentationen
Zusammenfassung
Beim Stichwort „Gedächtnis“ denken die meisten Menschen zuerst an das Langzeitgedächtnis, weshalb dieses Thema zuerst und am ausführlichsten behandelt wird. Verschiedene Vorschläge, das Langzeitgedächtnis in Subsysteme zu unterteilen, werden vorgestellt und gewürdigt. Anschließend fokussiert das Kapitel auf Prozesse, die dem Langzeitgedächtnis zugeordnet werden können, z.B. das Vergessen. Besonders vielversprechend scheinen formale Gedächtnistheorien zu sein, in deren Rahmen sowohl die Strukturen als auch die Prozesse beschrieben werden, die an einer Gedächtnisleistung beteiligt sind. Zum Arbeitsgedächtnis werden zwei Modelle vorgestellt: ein traditionelles – das modulare Arbeitsgedächtnismodell, das inzwischen mit immer weniger Befunden in Einklang steht – und das Embedded-Processes-Modell. Am Ende wird das sensorische Gedächtnis behandelt, das sozusagen die Schnittstelle zwischen Gedächtnis und Wahrnehmung darstellt.
Schlüsselwörter: Langzeitgedächtnis; Gedächtnistäuschungen; Verarbeitungstiefe; Kontexteffekte; Interferenz; Globale Gedächtnismodelle; Modulares Arbeitsgedächtnismodell; Embedded-Processes-Modell; Sensorisches Gedächtnis
Axel Buchner, Martin Brandt

Sprachproduktion und -verstehen

Frontmatter
13. Worterkennung und -produktion
Zusammenfassung
Worterkennung und -produktion sind für das Verstehen, Planen und Produzieren geschriebener, gesprochener und gebärdeter Sprache unverzichtbare kognitive Prozesse. Die beteiligten Repräsentationen bilden semantische, syntaktische, morphologische und phonetisch-phonologische Eigenschaften ab. Dieses Kapitel bietet einen Überblick über unbeeinträchtigte und beeinträchtigte Worterkennung- und -produktion. Prozesse, Repräsentationen, Modelle sowie (erworbene) Störungen (Aphasien) der Sprachverarbeitung und -produktion und des Lesens und Verstehens geschriebener Wörter (Dyslexie) werden beschrieben.
Schlüsselwörter: Spracherkennung; Sprachproduktion; Sprachstörung (Aphasie); Wort; Mentales Lexikon (Wortgedächtnis); Konzept (Wortbedeutung); Lemma; Wortform; Morphem; Phonem; Worterkennung; Wortproduktion
Pienie Zwitserlood, Jens Bölte
14. Sätze und Texte verstehen und produzieren
Zusammenfassung
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit den Prozessen, die der menschlichen Sprachverarbeitung jenseits der Wortebene zugrunde liegen. Zunächst werden die unterschiedlichen Aspekte der menschlichen Sprachverarbeitung vornehmlich aus der Perspektive der Sprachverstehensforschung behandelt. Hier geht es um die syntaktische, semantische und pragmatische Analyse von Sätzen sowie die Forschung zum Textverstehen. Die Sprachproduktion wird in einem gesonderten Abschnitt behandelt. An Ende des Kapitels werden die neurobiologischen Grundlagen der menschlichen Sprachverarbeitung diskutiert, einige Anwendungsbeispiele aufgeführt und ein Ausblick auf zukünftige Forschung im Bereich der Sprachpsychologie gegeben.
Schlüsselwörter: Ambiguität; Bedeutung; Bedeutungskomposition; Kohärenz; Parsing; Pragmatik; Satzverstehen; Semantik; Sprachproduktion; Sprachwissen; Syntax; Textlinguistik, Textverstehen; Versprecher
Barbara Kaup, Carolin Dudschig

Denken und Problemlösen

Frontmatter
15. Logisches Denken
Zusammenfassung
Als „logisch“ bezeichnet man ein Denken, das bei Abwägung der verfügbaren Informationen als folgerichtig und widerspruchsfrei gelten kann. Beim sicheren logischen Schließen ist eine Schlussfolgerung sicher wahr, wenn man von wahren Voraussetzungen ausgeht. Beim unsicheren logischen Schließen können Schlüsse auch möglich, plausibel oder wahrscheinlich sein. Bei der Bewertung solcher Schlüsse wird auf Rationalitätsnormen Bezug genommen. Empirische Befunde zeigen, dass sich Menschen oft an diese normativen Vorgaben halten, aber manchmal auch von diesen Sollwerten abweichen. Die Theorien, die diese Abweichungen erklären wollen, werden diskutiert und ihre neuronalen Grundlagen dargestellt. Es werden außerdem einige wichtige Fragen des Forschungsgebiets diskutiert. Dabei geht es auch um die Beziehung zwischen logischem Denken und Rationalität und die Frage, was als vernünftiges Denken, Argumentieren, Urteilen und Entscheiden gelten soll.
Schlüsselwörter: Logik; Rationalität; Denken; Argumentation; Deduktion; Konditionales Schließen; Relationales Schließen; Syllogismen; Nichtmonotones Schließen; Logisches Gehirn
Markus Knauff, Günther Knoblich
16. Problemlösen
Zusammenfassung
In dem vorliegenden Kapitel werden zunächst die definitorischen Grundlagen eines Problems festlegt und unterschiedliche Problemtypen vorgestellt. Einen besonderen Schwerpunkt stellt das einsichtsvolle Problemlösen dar. Es soll gezeigt werden, dass Vorwissen manchmal hinderlich für die Problemlösung sein kann. In dem Abschnitt über Expertise soll dafür sensibilisiert werden, wie Problemlösen positiv durch Vorwissen beeinflusst werden kann. Thematisch abgeschlossen wird das Kapitel mit dem Themenbereich Problemlösen durch analogen Transfer, das zeigen soll, wie bereits bestehendes Vorwissen genutzt werden kann, um neue, bisher unbekannte Probleme zu lösen.
Schlüsselwörter: Problemlösen; Einfache Probleme; Komplexe Probleme; Umstrukturierung; Expertise; Analoges Schließen; Heuristik; Problemraumtheorie
Michael Öllinger
17. Urteilen und Entscheiden
Zusammenfassung
Menschen müssen ständig unterschiedlichste Situationen beurteilen oder Entscheidungen treffen. Dabei können die Informationen mehr oder weniger eindeutig und die Folgen der Entscheidung mehr oder weniger schwerwiegend sein. Die Psychologie erforscht die Struktur von Urteilen und Entscheidungen sowie Einflussfaktoren und Prozesse, die sowohl „gute“ als auch „irrationale“ Urteile und Entscheidungen hervorbringen. Die empirische Erforschung des Urteilens und Entscheidens hat faszinierende Einblicke in die einzelnen Bestandteile des Entscheidens gewährt, zum Bespiel über typische Fehlleistungen, verwendete Strategien der Suche nach relevanter Information sowie über deren weitere Verarbeitung. Spannende Befunde und die daraus entwickelten psychologischen Theorien des Urteilens und Entscheidens werden in diesem Kapitel vorgestellt.
Schlüsselwörter: Urteilen; Entscheiden; Informationsverarbeitung; Rationalität; Heuristik; Täuschungen; Strategie
Arndt Bröder, Benjamin E. Hilbig

Handlungsplanung und -ausführung

Frontmatter
18. Planung und exekutive Kontrolle von Handlungen
Zusammenfassung
Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, wie wir intentionale, zielgerichtete Handlungen planen und ausführen, wie wir längere Handlungsketten planen und die Reihenfolge ihrer Elemente organisieren, ob bzw. inwiefern wir mehrere Handlungen zugleich ausführen und wie wir zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her wechseln können.
Schlüsselwörter: Motorische Programme; Handlungsplanung; Sequenzierung von Handlungen; Übung von Handlungen; Handlungskoordination; Aufgabenwechsel
Bernhard Hommel
19. Motorisches Lernen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel geben wir einen Überblick über unterschiedliche Forschungstraditionen im Bereich des motorischen Lernens, indem wir motorisches Lernen auf unterschiedlichen Zeitskalen betrachten: Sensomotorische Adaptation beschreibt motorisches Lernen auf der kürzesten Zeitskala. Fertigkeitserwerb bezieht sich auf den länger andauernden Erwerb eines neuen Bewegungsablaufs. Fitness oder evolutionäres motorisches Lernen thematisiert angeborene Verhaltensweisen, die sich im Lauf der Stammesgeschichte als nützlich erwiesen haben, und wird der Vollständigkeit halber am Ende des Kapitels kurz umrissen.
Schlüsselwörter: Sensomotorische Adaptation; Fertigkeitserwerb; Körpertransformation; Werkzeugtransformation; Feedbackregelung; Feedforwardsteuerung; Übungsgestaltung; Explizites und implizites Lernen
Mathias Hegele, Sandra Sülzenbrück
20. Motorische Kontrolle
Zusammenfassung
Die Kontrolle von Bewegungen bildet die Basis für das menschliche Handeln. Menschliche Verhaltensäußerungen und Bewegungsmuster können oft hochkomplex sein, aber selbst die Ausführung augenscheinlich einfacher motorischer Akte wie das Stehen oder Gehen erfordert die gezielte Aktivierung von Gruppen von Muskeln mit Tausenden von Muskelfasern. Dieses Kapitel thematisiert, wie unser Nervensystem ein biomechanisches System wie den menschlichen Körper mit seinen vielen unabhängigen Freiheitsgraden kontrolliert. Abschnitt 20.2 vermittelt einen Überblick zu klassischen und aktuellen Modellen der motorischen Kontrolle. Es wird speziell darauf abgehoben, welche Bewegungsinformationen für die motorische Kontrolle eigentlich notwendig sind und wie diese Information zentral gespeichert sein könnten. Abschnitt 20.3 thematisiert die neuronalen Grundlagen der Motorik bzw. wie angeborene oder erlernte Bewegungsmuster im Nervensystem repräsentiert sind. Neben dem Spinalmark sind drei große supraspinale Strukturen essenziell für die willkürliche Kontrolle von Bewegung: Der sensomotorische Cortex, das Kleinhirn und die Basalganglien. Neben der neurophysiologischen Funktion jeder dieser einzelnen sensomotorischen Systeme wird dargestellt, welche Auswirkungen spezifische neuronale Schädigungen auf die menschliche Motorik haben.
Schlüsselwörter: Basalganglien; Interne Modelle; Kleinhirn; Cortex; Motorik; Motorische Kontrolle; Motorische Programme; Reflexe; Sensomotorik; Sensomotorische Integration; Stammhirn
Jürgen Konczak
21. Embodiment und Sense of Agency
Zusammenfassung
Embodiment (embodied cognition) zufolge werden körperliche Signale, innere Zustände und Handlungen als bedeutsame Bestandteile kognitiver Prozesse betrachtet. Im vorliegenden Kapitel werden vier Bereiche der Handlungsforschung dargestellt, die mit Embodiment in Verbindung gebracht werden: Handlungsvorstellungen, Handlungsbeobachtung, Sense of Agency und handlungsbezogene Sprache. Insgesamt sprechen die Befunde eher für eine schwache Form von Embodiment (der Körper und Handlungen informieren kognitive Prozesse und schränken diese ein) als für eine radikale Form von Embodiment (der Körper und Handlungen sind obligatorisch für kognitive Prozesse).
Schlüsselwörter: Embodiment; Handlungsvorstellung; Handlungsbeobachtung; Sense of Agency; Handlungsbezogene Sprache
Martina Rieger, Dorit Wenke
22. Handlung und Wahrnehmung
Zusammenfassung
Die Allgemeine Psychologie hat Wahrnehmung und Handlung lange Zeit getrennt voneinander betrachtet. Das ist zum einen das Ergebnis einer fast unvermeidlichen Arbeitsteilung unter Wissenschaftlern. Andererseits liegt es aber auch an bestimmten Modellvorstellungen, die davon ausgehen, dass Wahrnehmung und Handlungssteuerung unabhängig voneinander operieren. Wahrnehmung macht aber nur Sinn, wenn sie der Handlungskontrolle dient. Umgekehrt dienen Handlungen dazu, bestimmte Wahrnehmungen zu erzeugen. Diese Überlegungen führen zu theoretischen Konzepten, die eine strikte Trennung von Wahrnehmung und Handlung aufgeben.
Schlüsselwörter: Handlung; Stadienmodell; Reiz-Reaktions-Kompatibilität; Zwei-Pfade-Modell; Unbewusste Bahnung; Ideomotorik
Wilfried Kunde
Backmatter
Metadaten
Titel
Allgemeine Psychologie
herausgegeben von
Jochen Müsseler
Martina Rieger
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-53898-8
Print ISBN
978-3-642-53897-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-53898-8

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